Das Gold der Streuobstwiese Auf der Suche nach Speisemorcheln

Pilzexperte Dietmar Krüger fand unter alten Apfelbäumen die begehrten Morcheln. Bild: HOLGER Hackendahl

Hanau-Steinheim – Der viele Regen im Frühjahr sorgt dafür, dass man nicht nur im Spätsommer und Herbst Pilze findet. Die bei Kennern beliebten Morcheln sprießen bereits im Frühjahr zur Bärlauchzeit. Und die seltene Speisemorchel gilt für manche als Königin der Pilze. Die Fruchtkörper sind mit die ersten, die im Jahr 2024 ihre Köpfe aus der Erde strecken. Fast könnte man denken, eine Honigwabe entdeckt zu haben, sieht doch die Struktur der Speisemorcheln dem Inneren eines Bienenstocks ähnlich.

„Das ist was ganz Besonderes. Für mich ist es das Gold der Streuobstwiese“, freut sich Pilzexperte Dietmar Krüger, Leiter der Pilzschule Hessen, der bei Hanau etliche Speisemorcheln im nassen Gras entdeckt hat. Pilzkennern ist der Zusammenhang mit Eschen und Speisemorcheln bekannt, doch sie wachsen auch auf naturbelassenen Streuobstwiesen. Graue Morcheln oder Rundmorcheln - verschiedene Arten findet man in diesen Wochen unter alten Apfelbäumen.

Magerer Boden mit einem für Speisemorcheln wichtigen Kalkanteil sowie mehrere Jahrzehnte alte Apfelbäume, das sind einige der Voraussetzungen für das gedeihliche Wachsen des Morchel-Myzels, das über hunderte von Metern im Erdboden verzweigt ist. Aber auch die Fähigkeit des Umfelds, Wasser zu speichern, spielt eine Rolle. All das liefert dem Kenner Hinweise, um die goldenen Schönheiten des frühen Pilzjahres aufzuspüren.

„Da hinten ist noch einer“, sagt Krüger beim Rundgang. Nee, doch nicht. Es ist nur ein faulig-brauner Apfel aus dem letzten Herbst. Man muss schon ganz genau hinschauen. Goldgelbe, bräunliche und auch gräuliche Morcheln sammelte der Pilzexperte, der sich die Speisemorcheln als Abendessen zubereiten will, bei der weiteren Suche auf der Obstwiese bei Hanau nach und nach in seinem Weidenkorb.

Wie viele andere Pilzarten auch, so sind Morcheln roh nicht essbar und werden nur durch die richtige Zubereitung mit ordentlichem Erhitzen und Durchgaren zu Speisepilzen. „Das ist ähnlich wie bei Stangenbohnen, die sind roh auch giftig“, erklärt Fachmann Dietmar Krüger, für den Morcheln zur höchsten Pilzkategorie gehören. „Speisemorcheln sind genauso begehrt wie Trüffel, auch weil sie nur kurze Zeit verfügbar und schwer zu finden sind“, weiß der Experte, der in seiner seit zehn Jahren bestehenden Pilzschule Wochenendlehrgänge sowie Pilzexkursionen mit Zubereitung der gefundenen Speisepilze anbietet.

„Morcheln stehen in Deutschland unter Artenschutz und dürfen nur in geringen Mengen zum Eigenbedarf gesammelt werden“, erläutert Krüger. Doch Achtung: Auch die Frühjahrs-Giftmorchel wächst jetzt. Und sie ist in der Tat sehr giftig. Wer unsicher ist, was er entdeckt hat, kann sich an die Pilzschule wenden.

Weitere Informationen im Internet unter pilzschule-hessen.de.
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