Großkrotzenburg gehen die Unterkünfte für Geflüchtete aus Zuweisung bringt Zugzwang

Flüchtlingsunterkunft Großkrotzenburg: Derzeit wohnen hier knapp 70 Menschen bei einer Kapazität von etwa 100. Über 50 Geflüchtete werden noch erwartet.

Großkrotzenburg – Die Gemeinde will ihr Kontingent an Wohnraum für Geflüchtete schnellstmöglich aufstocken. Wie Bürgermeisterin Theresa Neumann im Sozialausschuss berichtete, könnte die Gemeinschaftsunterkunft an der Schulstraße schon bald nicht mehr ausreichen.

Derzeit wohnen „68 Geflüchtete und eine vorher obdachlose Person“ in der Gemeinschaftsunterkunft, die Platz für maximal 100 Menschen bietet. Bei voller Auslastung, müssen die Bewohner zu zweit in einem kleinen Raum untergebracht werden.

Dieser Umstand beziehungsweise „fast schon unmenschliche Zustand“, wie es der Erste Beigeordnete Ulrich Fischer im Sozialausschuss bezeichnete, werde sich in naher Zukunft voraussichtlich nicht verhindern lassen, erklärte Neumann mit Blick auf die kürzlich vom Main-Kinzig-Kreis mitgeteilten Zuweisungen neuer Flüchtlinge bis Ende diesen Jahres, „die höher sind, als ursprünglich gedacht“.

Laut Kreis muss Großkrotzenburg in den kommenden dreieinhalb Monaten damit rechnen, weitere „26 Geflüchtete aus der Ukraine und 29 Flüchtlinge aus anderen Herkunftsländer“ aufnehmen zu müssen. „Deshalb suchen wir dringend Wohnraum für diese Menschen“, teilte Neumann mit. Zwar hatte der Kreis schon Anfang diesen Jahres höhere Zuweisungen angekündigt, die dann ausblieben, „aber wir müssen damit rechnen und auf diese Situation vorbereitet sein“, stellte die Bürgermeisterin klar.

Auf einen kürzlichen Aufruf der Verwaltung hätten sich bereits ein paar Menschen gemeldet, die der Gemeinde eine Wohnung zur Miete angeboten haben. „Zudem stehen wir in Kontakt mit einer Zimmervermietung.“ Die Gemeinde hoffe jedoch auf weitere Bürgerinnen und Bürger, die Wohnraum zur Miete anbieten können, „denn die Zuweisungen werden auch nächstes Jahr nicht aufhören“, berichtet Neumann von den Gesprächen mit dem Kreis.

„Das Thema wird uns auch kommendes Jahr stark beschäftigen, darauf wollen wir vorbereitet sein“, blickt die Bürgermeisterin voraus, „und wir müssen entsprechende Gelder für den Haushalt 2023 einplanen“. Aktuell prüfe die Verwaltung, welche Option für die Unterbringung Geflüchteter „am meisten Sinn macht“.

Ukrainische Mütter mit ihren Kindern in der Gemeinschaftsunterkunft zu beherbergen, in der seit jeher ausschließlich Männer untergebracht sind, mache jedenfalls keinen Sinn – da sind sich die Mitglieder des Sozialausschusses einig. Zwar gebe es die Möglichkeit, die Unterkunft in Modulbauweise um ein zusätzliches Stockwerk aufzustocken, aber sie halte die Erweiterung um ein drittes Stockwerk „aus mehreren Gründen für nicht sinnvoll“, erklärte Neumann.

Dass eine dezentrale Unterbringung geflüchteter Menschen bei Bürgern aus integrativer Sicht zielführender ist, sei hinlänglich bekannt. Zudem könne eine weitere Bündelung in der Schulstraße die zwangsläufig entstehenden sozialen Spannungen weiter erhöhen, befürchten mehre Ausschussmitglieder. Deshalb hofft die Gemeinde, dass sie weiteren Wohnraum anmieten kann, um Geflüchtete dezentral unterzubringen.
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