BVS-Industrie-Elektronik aus Hanau bedient Industriekunden weltweit In zweiter Generation in Familienhand

Die Geschäftsführer Florian und Emil Bätz mit Personalchefin Yasemin Bätz (von links).

Hanau – Alles spricht von Nachhaltigkeit und schonendem Umgang mit Materialressourcen. Ein Hanauer Industrieelektronik-Unternehmen hat diese Postulate bereits vor Jahrzehnten zu einem profitablen Geschäftsmodell entwickelt.

35 Jahre sind es nun her, dass der 72-jährige Emil Bätz sein Unternehmen BVS-Industrie-Elektronik GmbH gründete. Angefangen hat er 1987 mit gerade einmal vier Mitarbeitern in Maintal-Dörnigheim und in Rodenbach, die dort mit der Reparatur von elektronischen Baugruppen aus Produktionsbetrieben starteten. Längst ist daraus eine Erfolgsgeschichte geworden, denn BVS zählt inzwischen knapp 200 Beschäftigte und gilt als einer der international führenden Anbieter für die Instandhaltung von Industrie-Elektronik und Automatisierungstechnik.

Die europaweit nunmehr rund 10 000 Kunden finden sich in der Automobilbranche und im Maschinenbau, in der Metall- und der Kunststoffverarbeitung, aber auch in der Druckindustrie, in der Lebensmittelbranche oder im Chemiebereich. Es sind große und kleine Betriebe mit zumeist hochmoderner Produktionstechnik im gesamten Technologiespektrum computergesteuerter Anlagen und Werkzeugmaschinen, aber auch solche mit Maschinen, die Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Hakt es irgendwo, dann ist eine Reparatur fällig. Sicher – große Hersteller haben eigenes Personal zum Austausch defekter Baugruppen vor Ort, weil es schnell gehen muss und Maschinenstillstände teuer sind. Doch dann kommt BVS ins Spiel, denn schadhafte Teile oder Baugruppen werden nicht verschrottet, sondern repariert und technisch überholt. Das übernehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Hanauer Unternehmens mit ihrem Spezialwissen, ihrer Erfahrung und einem riesigen Ersatzteillager im Hintergrund.

Nicht jede Baugruppe wird bevorratet, wohl aber alle wichtigen und gängigen Teile, von denen die BVS-Experten aus ihren Kundenbeziehungen und eigenen Erfahrungen wissen, dass sie häufiger als andere störanfällig sind. Dabei beobachten die Materialwirtschaftsspezialisten bei BVS den Markt und bevorraten ihre Magazine auch mit Teilen aus stillgelegten Anlagen und Maschinen. Gut für Unternehmen, deren Maschinen teils schon Jahrzehnte im Gebrauch sind und die aus den Listen ihrer Hersteller längst gestrichen sind. BVS kann ihnen oft sehr schnell aus der Patsche helfen – entweder durch den Versand benötigter Baugruppen aus eigenem Bestand oder durch Reparatur, das wohl wichtigste Standbein des Unternehmens. Firmengründer Emil Bätz fasst es so zusammen: „Wir wollen Maschinenausfälle unserer Kunden am liebsten ganz verhindern oder Maschinenstillstandszeiten zumindest minimieren. Dazu führen wir vollständige Produktüberholungen durch, wir tauschen also nicht nur defekte, sondern auch von Verschleiß betroffene Komponenten präventiv aus. Der Kunde spart dadurch Geld und sichert sich eine langfristige Maschinenverfügbarkeit.“ Die Themen Nachhaltigkeit und schonender Ressourcenumgang, die angesichts ökonomischer und ökologischer Herausforderungen wieder zu einem großen gesellschaftlichen Thema geworden sind, hatten hier von Anfang an ihren Platz.

Bei alledem ist der Faktor Zeit etwas, was den Firmengründer stets umtreibt. Nicht ohne Grund. Der Seniorchef des Unternehmens ist nämlich „von Haus aus auch Fahrzeug- und Investitionsgüterhändler, Bauunternehmer und Tausendsassa“, war jedoch auch Physiotherapeut und Chiropraktiker. Zu seinen Patienten gehörte ein Manager eines großen US-amerikanischen Industrieunternehmens. Der klagte dem Physiotherapeuten einmal sein Leid darüber, dass er defekte Maschinenbauteile zur Reparatur stets nach Amerika schicken musste und oft zwischen vier und sechs Monate darauf wartete, bis sie wieder zurückkamen. Und noch während Bätz den Mann unter seinen Fittichen hatte, sei er, so seine Erinnerung, auf die Idee gekommen, einen lokalen Reparaturservice ins Leben zu rufen.

Von der Physio-Praxis zum Mittelständler im Technologiepark? Bätz’ Lebensgeschichte hat etwas von einer Tellerwäscherkarriere. Als Kind musste er im elterlichen Betrieb, einem Bauernhof, immer mit anpacken, musste morgens um fünf bereits in den Stall und auch nach der Schule wieder in den Betrieb. Früh haben seine Eltern Talente bei ihm entdeckt. Wurden beispielsweise Ochsen verkauft, musste Emil, das fünfte von zehn Kindern, ran, weil er „am meisten Geld rausgeholt“ hat.

Schließt sich ein Kreis, wenn Emil Bätz nun mit leuchtenden Augen das BVS-Firmenareal in Wolfgang betritt? Längst ist seine Nachfolge geregelt. Sein Sohn Florian startete 2012 als Prokurist, ist inzwischen weiterer Geschäftsführer, und auch dessen Ehefrau Yasemin ist damals frühzeitig ins Unternehmen eingestiegen und heute unter anderem für das Personal zuständig.

Der Firmenstandort Wolfgang ist ein Glücksfall für BVS. Hier konnten sie einen Gebäudekomplex von Siemens erwerben, vollständig sanieren und sukzessive um weitere Bauten ergänzen.

Die Zeichen stehen bei BVS auf weiteres Wachstum und zunehmende Internationalisierung. Kunden gibt es nicht mehr nur in Europa, sondern beispielsweise auch in Mexiko oder Singapur. Der Personalbedarf steigt mit.

Gesucht werden Fachkräfte sowohl im kaufmännischen als auch im technischen Sektor, insbesondere in der Elektrotechnik – im Rhein-Main-Gebiet wahrlich kein leichtes Unterfangen. Yasemin Bätz: „Die Herausforderung liegt darin, gutes und wissbegieriges Personal zu finden, das mit uns gemeinsam weiter wachsen möchte. Beim Thema Digitalisierung setzen wir auf eigene IT-Fachkräfte.“ BVS strickt ihre IT-Systeme zumeist selbst, in einer Nischenbranche wie dieser, wo die Reparatur von Industrieelektronik zu den Kernkompetenzen gehört, ist das unabdingbar. Das Unternehmen bildet deswegen selbst in unterschiedlichen Berufsbildern (Elektroniker, Lagerlogistiker und Kaufleute) aus, bei der technischen Grundausbildung sogar in Kooperation mit dem gleichfalls im Technologiepark vertretenen Unternehmen Evonik.

Auszubildende würden von Anfang an in die selbstständige Auftragsbearbeitung eingebunden. Auch wenn von ihnen keine Aufträge ohne Prüfung das Unternehmen verlassen, könnten sie in der Theorie Erlerntes an realen Baugruppen der BVS-Kunden in die Praxis umsetzen.

Auch Hochschulabsolventen gibt BVS von Anfang an das Gefühl, eigenverantwortlich an Aufgaben mitwirken zu können, „und eben kein Anonymus im Getriebe eines Großbetriebes“ zu sein.

Weitere Informationen im Internet unter bvs-cnc.de. litt

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