Geschichtsverein präsentiert Ausstellung „Sie waren unsere Nachbarn“

Erwin Hirchenhain, der ehemalige Vorsitzende des Erlenseer Geschichtsvereins, erklärt die Details in der Ausstellung. Sie zeigt die schleichenden Entwicklungen und furchtbaren Geschehnisse der Judenverschleppung in Erlensee in Text- und Bilddokumenten. Die Ausstellung ist im Foyer des Rathauses bis zum 8. Dezember zu sehen. Bild: pm

Erlensee – „Erinnern ist die einzige Möglichkeit und der Versuch, diesen Menschen heute noch ihre Identität und vielleicht auch ein Stück ihrer Würde wiederzugeben.“ Mit diesem Satz eröffnete der ehemalige Vorsitzende des Erlenseer Geschichtsvereins, Erwin Hirchenhain, die Ausstellung anlässlich des 85. Jahrestags der Reichspogromnacht. Der Titel: „Sie waren unsere Nachbarn“. Bis zum 8. Dezember zeigen Foto- und Textdokumente im Foyer des Rathauses auf mehreren Tafeln die schleichenden Entwicklungen und grausamen Geschehnisse der Judenverfolgung vor und während der Nazizeit in Erlensee.

28 Menschen wurden von hier deportiert und ermordet. Bürgermeister Stefan Erb und Stadtverordnetenvorsteher Christian Scholz waren zur offiziellen Eröffnung anwesend.

Es sind die einzelnen Schicksale von Menschen, die in Erlensee zu Hause waren und deren Geschichte bis zu ihrer Verschleppung aufgezeigt wird. Ein Foto zeigt die junge Hannelore Stein, freudig am Bahnsteig in Hanau, vor ihrem Abtransport 1942. Sie glaubte an einen Arbeitseinsatz und kam nie wieder zurück. Die drei Brüder Ludwig, Siegfried und Julius Lilienfeld aus Rückingen haben die Nazizeit nur überlebt, weil sie mit christlichen Frauen verheiratet waren. Zwölf Menschen aus Langendiebach, 16 aus Rückingen wurden ermordet.

„Die einzelnen Tafeln müssen nicht erklärt werden, denn sie sprechen für sich. Es ist schwer, über die ungeheuerlichen Verbrechen und Gräueltaten zu sprechen“, sagte Hirchenhain, der die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Erlenseer Geschichtsverein und den Kirchen erstellt hat. Sie gibt einen Überblick über die Geschichte der Juden, Stätten der Erinnerung, die Deportation, und die Schritte in die Vernichtung. „Die Fotos und Geschichten sollen aufrütteln und in den aktuellen Krisenzeiten aufzeigen, wie schnell Stimmungsmache, Hass und Hetze zu vorschnellen Verurteilungen und Verfolgung führen kann“, kommentiert Bürgermeister Stefan Erb. Vor dem Hintergrund des Nahost-Krieges und der antisemitischen Hetze sollen die Dokumente dazu beitragen, aus der Geschichte Lehren zu ziehen und im Umgang miteinander menschlich zu bleiben.
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