TG Obertshausen will eine inklusive Sportgruppe eröffnen „Auf Augenhöhe begegnen“

Mit gutem Beispiel vorangehen: Anthea (16) war beim Turnen und ist jetzt in der Leichtathletik. Foto: m

Obertshausen – Jetzt fehlen nur noch die Gesichter zur Idee, Menschen, denen das Anliegen der Initiatoren das eigene ist: Die Turngemeinde Obertshausen (TGO) möchte eine inklusive Sportgruppe eröffnen, ein Angebot für Kinder mit und ohne Behinderungen.

Der Verein verfügt über viel Erfahrung auf diesem Feld, qualifizierte Mitglieder und Vorsitzender Thomas Zeiger unterstützen den schon lange gehegten Plan.

Er sieht ein wöchentliches Treffen vor, bei dem der Spaß an der Bewegung im Vordergrund steht, nicht der Leistungsgedanke.

„Die Mädchen und Jungen könnten unter Anleitung an Sprossenwänden und Tauen klettern, einen Bewegungsparcours mit Kästen, Trampolin und Matten bewältigen“, stellt sich Martina Bode vor.

Ihre Tochter Anthea (16) ist körperlich beeinträchtigt, war aber beim Turnen und ist jetzt in der Leichtathletik.

Ihr Vater Oliver berichtet von zwei jungen Leuten aus der Wohnanlage der Behindertenhilfe in Hausen, die regelmäßig an den Übungsstunden der „Jedermänner“ teilgenommen habe. Auch in anderen Abteilungen der TGO sind Mitglieder mit Handicaps integriert und willkommen, unterstreicht der Vorsitzende.

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Aber viele Gruppierungen bereiten sich permanent auf ein Ziel vor, trainieren für eine gute Platzierung bei einem Wettkampf.

Dieser Leistungsdruck widerstrebe vielen Jugendlichen in der Pubertät, beobachtete Martina Bode. In der neuen Gruppe sollen sich Schülerinnen und Schülern mit und ohne Förderbedarf „auf Augenhöhe begegnen“, heißt es in der Stellenausschreibung, „um Freude am gemeinsamen Sporttreiben zu vermitteln“.

„Damit habt ihr bei uns offene Türen eingerannt“, bestätigt Zeiger die Zustimmung des Vereins, doch es fehle bislang an Mitstreitern. „Wir haben schon vor der Pandemie begonnen, eine Leitung mit einem Faible für Menschen mit Behinderungen zu suchen, aber ohne Erfolg.“ Das Vereinsheim an der Georg-Kerschensteiner-Straße stehe zur Verfügung, vielleicht auch Raum in der Sporthalle, die Finanzierung sei gesichert.

Interessierte sollten über eine Übungsleiter-C-Lizenz verfügen, Zusatzqualifikationen im Kinder- und Jugendsport und Erweiterungen zur Inklusion können über die Turngemeinde organisiert werden. Maximal zehn Sechs- bis 16-Jährige soll der Kurs umfassen, steht Assistenz bereit, vielleicht Elternteile, könne der Kreis erweitert werden. Oliver und Martina Bode haben das Anliegen mit dem Netzwerk verknüpft, über das sie als Vorsitzender und als Mitarbeiterin der Geschäftsstelle des Vereins Lebenshilfe verfügen.

Die Stadt Obertshausen hatte sich zudem bereit erklärt, in Kooperationen mit den örtlichen Sportvereinen 2023 zu den „Welt Special Olympics“ in Berlin Teilnehmerinnen und Teilnehmer Quartier und Trainingsraum zur Verfügung zu stellen. Die Bewerbung wurde abgelehnt wie auch der Vorschlag, im Freien mit der Hermann-Hesse-Schule ein inklusives Sportfest zu veranstalten. Vor Corona haben ein privater Freundeskreis, ein Team der TGO und Lernende der Kerschensteiner-Schule ein Sportfest für alle Förderschulen in Stadt und Kreis Offenbach ausgerichtet, erinnert Zeiger.

Für das Pilotprojekt der inklusiven Gruppe haben die Initiatoren Grund- und weiterführende Schulen und speziell die Sportlehrkräfte angeschrieben. Das Angebot sei in anderen Städten schon realisiert, weiß der Vereinschef. Es soll nun aber auch vor Ort etabliert werden, „damit die Kinder nicht durch den Kreis chauffiert werden müssen, Freunde finden und Kontakte pflegen können.

VON MICHAEL PROCHNOW