Grundschulen und Stadt starten Aktion „Zu Fuß zur Schule“ „Elterntaxis“ unerwünscht

So soll es sein: Den Schulweg zu Fuß oder auf den Tretroller bewältigen, das machen längst nicht alle Grundschüler in Obertshausen.

Obertshausen – „Tschüss, Elterntaxi!“ Mit vereinten Kräften wollen die drei Grundschulen und die Stadtregierung von Obertshausen gegen Unvernunft und Gefahren vorm Schultor vorgehen. Dazu starten die vier Partnerinnen am 31. Oktober an Wald-, Sonnentau- und Joseph-von-Eichendorff-Schule die Aktionswochen „Zu Fuß zur Schule“.

Noch immer herrscht vor allem am frühen Morgen vor Unterrichtsbeginn an den Einrichtungen ein mittleres Verkehrschaos. Mütter und Väter finden es schick oder setzen offenbar wenig Vertrauen in ihren Nachwuchs und versuchen, die Kinder möglichst bis ans Klassenzimmer zu chauffieren, kritisieren Lehrkräfte aller drei Grundschulen. Das Stoppen im Halteverbot oder in zweiter Reihe gefährdet freilich nicht nur die eigenen Sprösslinge, sondern auch Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer, betonen die drei Schulleitungen.

„Wir haben schon viele Briefe geschrieben“, berichtet Mischa Sendelbach, Leiter der Sonnentauschule. Schon seit mehreren Jahren werden Elternbeirat und Kollegium der Schule am Rembrücker Weg aktiv, belohnen Kinder, die zu Fuß kommen, mit Reflektoren mit dem Schullogo. Auch an der Joseph-von-Eichendorff-Schule haben sie die Aufforderung zum autofreien Schulweg mehrmals im Jahr aufgegriffen, um einen „Verpuffungseffekt“ zu vermeiden, schildert Rektorin Alexandra Hahn, doch dauerhaft erfolgreich waren die Aktionen nicht.

Mit Säulen-Diagrammen machen sie an der Eichendorff-Schule regelmäßig sichtbar, wie hoch der Anteil der Fußgänger in jeder Klasse ist. Die eifrigsten pro Jahrgang erhalten einen Preis für die Gemeinschaft, oder ein Roller fürs Spielhäuschen im Hof ist ausgelobt. Dazu erhalten alle ABC-Schützen Warnwesten von einem Obertshausener Unternehmen, bestätigt die Runde.

In der Waldschule werden die Fußgängerinnen und Fußgänger sogar mit Geld für die Klassenkasse belohnt. Während der Aktionstage stehen Eltern an drei Punkten an den Straßen zur Waldschule, am Feuerwehrhaus auch als Lotsen, und verteilen Anstecker. Insgesamt sind werktags mehr als 1000 Mädchen und Jungen im Stadtgebiet auf dem Weg zu und von ihren Schulen, sehr viele davon auf Rollern oder mit dem Fahrrad. „Gerade Grundschulkinder besitzen einen sehr hohen Bewegungsdrang“, schreiben die Lehrkräfte, Bürgermeister Manuel Friedrich und Erster Stadtrat Michael Möser. Der Schulweg sei ein Ausgleich zum Stillsitzen im Unterricht und fördere die Gesundheit. Durch das gemeinsame Gehen entstünden Freundschaften, Gemeinschaft und soziale Integration.

Auch das Umweltbewusstsein werde durch den Verzicht aufs Auto geschärft, „ihr Kind ist stolz, den Weg alleine geschafft zu haben“, bringt die Gruppe das Selbstbewusstsein ins Spiel. Unterwegs lernen die Kinder auch, die Gefahren im Straßenverkehr besser einzuschätzen. Schließlich gibt die Runde den Zeitaufwand für Einsteigen, Festgurten, Ausparken, Parkplatzsuche und Aussteigen zu bedenken. „Diese Zeit könnten sie für sich nutzen.“

Von Michael Prochnow