Combo feiert 20. Auftritt im Bürgerhaus Wieder Emotionen pur

Die Combo, eine Band mit Menschen mit Behinderungen, feierte ihren 20. Auftritt im Hausener Bürgerhaus und den Abschied von zwei Musikern der ersten Stunde. Foto: pro

Obertshausen (pro) – Zwei Stunden Emotionen pur – das erwarten die Fans der Musiker aus dem Hainbachtal. Das Combozert am Sonntag aber war von noch mehr Gefühl erfüllt, als es das Stammpublikum gewohnt ist, und das hatte drei triftige Gründe: Die Band mit Menschen mit Behinderungen feierte ihren 20. Auftritt im Bürgerhaus und den Abschied von zwei Musikern der ersten Stunde. Obendrein erfuhr Jürgen Weiss, der Initiator und Motor der Gruppe, eine hohe Ehrung.

„Donna, donna“ ist das Lied, wenn die Zuhörer regelmäßig mitsummen. „Havenu Shalom“ gehört unbedingt zum Programm, ebenso der „Kazoe-Song“ mit dem gleichnamigen Mundstück, das wie Kammblasen klingt, und „Rock, rock, rock an Helmuts Ohr“. Das Finale funktioniert nicht ohne „Wunderbar“. Davor haucht Rudi ganz cool seinen Text im Jazz-Rhythmus ins Mikro, Uwe zelebriert sein Solo mit der Mundharmonika.

Trotzdem überraschen die charismatischen Talente jedes Jahr auch mit ganz neuen Tönen. Diesmal spielten sie den „Egerländer Musikantenmarsch“, und Roland sang sogar den Text dazu. Markus Hofmann bewährte sich als selbstsicherer Tänzer zu flotten Takten. Die treuen Besucher im voll besetzten Bürgerhaus kennen fast schon jede Anekdote, die Bandleader Weiss ausplaudert, fühlen sich so verbunden mit den Akteuren wie Angehörige der großen Combo-Familie. Das kleine Jubiläum bot freilich auch reichlich Anlass zum Rückblick.

1996 gründeten die Werkstätten Hainbachtal mit der Musikschule Obertshausen die Gruppe mit Menschen mit geistigen Behinderungen. Im selben Jahr drehen die „Stars“ bereits einen Film, doch wahre Berühmtheit erfuhren sie 2003, als sie das European Songfestival gewonnen haben. Fotos erinnern an die Zeit mit Moderator Guildo Horn und mit dem damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse.

Die Combo war in allen großen Medien präsent. Nach ihrem rauschenden Erfolg, resümiert Weiss heute, seien in ganz Europa Bands mit Künstlern mit Handicap aus dem Boden geschossen. „Das Original“ hat mittlerweile mehrere CDs und DVDs mit insgesamt 50 geschützten Titeln aufgenommen. 14 Mitglieder zählten seit Beginn zu der Formation. Und zwei von sieben wurden am Sonntag feierlich in ein Art „Vorruhestand“ verabschiedet.

Keyboarder Roland Bonifer setzte immer wieder klassische und folkloristische Akzente, lobte Lehrer Weiss. Frontmann, Rock- und Blues-Sänger Rudi Leist bedient auch das Schlagwerk. Beide werden demnächst 60 Jahre alt und können nicht mehr an jeder Probe, an jedem Auftritt teilnehmen, hieß es. Die „Musiker der ersten Stunde“, verkündete Weiss stolz, „haben die Gruppe mit musikalischen und menschlichen Fähigkeiten enorm bereichert“.

Die beiden stehen für das Geheimnis der Band: „Musik, die von Herzen kommt und zu Herzen geht und so Menschen positiv beeinflusst“, formuliert der Mentor. „Musiker mit Energie und Lebensfreude, die ansteckt und verbindet“. Farid Faust am Schlagzeug, Uwe Schneider mit der Mundharmonika, die Percussionisten Andreas Welzenheimer und Markus Hofmann werden als „Irre Typen“ weitermachen. „Ihr seid immer ein besonderes Erlebnis“, lobte Stadträtin Hildegard Knorr. Heide Heß, Vorsitzende des Volksbildungswerks, hob Jürgen Weiss hervor, der seine Mitspieler immer wieder inspiriere und ermutige. Zum Jubiläum gratulierten auch Thomas Ruff, Geschäftsführer der Werkstätten im Hainbachtal und Lutz Walter vom Verein Lebenshilfe. „Mit dem Projekt wurde bereits Inklusion gelebt, als es das Wort noch gar nicht gab“, so Walter. Uwes Vater Klaus Schneider lenkte den Blick auf Christa Weiss. Die Ehefrau des Combo-Initiators unterstütze das Projekt mit großem Engagement hinter den Kulissen.