Außergewöhnlicher Auftritt im Obertshausener Bürgerhaus Die Irren Typen zelebrieren Musik wie Rockstars

Die Combo „Die Irren Typen“ bereichert seit Jahrzehnten mit ihrem Konzert das Kulturprogramm in Obertshausen. Die Band ist ein Projekt der Musikschule Obertshausen und der Werkstätten Hainbachtal. Foto: Kammermeier

Obertshausen (tsk) – Sie haben, so lässt es zumindest die euphorische und lautstarke Reaktion im Publikum erahnen, wohl ihren eigenen „Fanclub“, und der eine oder andere der vier musikalischen Akteure erwies sich auf der Bühne des Bürgerhauses als wahre Rampensau. Gemeint ist die Gruppe Irre Typen, die am Samstag den Saal rockten - von den Besuchern wie Rockstars gefeiert. Es fehlte eigentlich nur noch die Autogrammstunde.

In neuem Gewand präsentierte sich das traditionelle „Combo-zert“, nun eben mit dieser neuen Formation, den Irren Typen plus, unter Leitung von Jürgen Weiss. Das Plus erwies sich zum einen als Quartett der Geschwister Maurer und zum anderen als Karl Mayer Big Band. Just diese Mischung sorgte für einen musikalischen Leckerbissen nach dem anderen. Jürgen Weiss, der mit seinen bezaubernden Liedern einem Liedermacher wie Konstantin Wecker in nichts nachsteht, muss wohl die „Selbstbetrachtungen“ des römischen Kaisers und Philosophen Mark Aurel gelesen haben. Der ermahnte, dass man sich stets die Vorzüge seiner Mitmenschen vor Augen halten soll. Ein neues Lied von ihm ist gleichfalls eine Verbeugung an seine musikalischen Kollegen im Quartett, die alle durch ihre geistige Behinderung ein wenig „anders“ sind und von denen er, so bekennt er, sehr viel lernen kann. Dafür drückt er ihnen singender Weise seinen Dank aus.

Jeder ist anders

Allein das musikalisch vorgetragene Motto „Jeder ist anders, einfach genial, auch du bist richtig – ein Original!“ darf als geniale Botschaft des „inklusiven Musikfestes“ verstanden werden. Die Irren Typen sind eine von der Musikschule Obertshausen und den Werkstätten Hainbachtal initiierte Musikgruppe.

Das familienfreundliche Konzert wurde von 160 Bürgern, darunter auch vielen lokalen Politikern besucht. Kreistagsausschussmitglied Heide Heß (CDU) outete sich als eingefleischte Verehrerin der Konzertreihe, die ein fester Bestandteil der Kulturveranstaltungen in Obertshausen ist und war erfreut, dass die Stadt zum ersten Mal zusammen mit der Musikschule die Veranstaltung ermöglichte. Musikschulleiter Dietmar Schrod dirigierte die Big Band, die hinreisend beliebte Glenn Miller-Titel zum Besten gaben, mit energischer Hand. Einfach nur beeindruckend, die Schlagzeug-Solis von Farid Faust, dass lässige Mundharmonikaspiel von Uwe Schneider und die rhythmischen Percussion-Einlagen von Andreas Welzenheimer.

Besucher tanzen vor der Bühne

Zwei Besucher wurden von den Rhythmen der Musiker derart mitgerissen, dass sie beständig vor der Bühne tanzten. Jürgen Weiss musste seine Quartettkollegen zuletzt fast ermahnen zum Ende zu kommen, waren sie doch derart in Musizierlaune geraten. Und auch das Publikum konnte nicht genug bekommen und forderte noch eine Zugabe. Dass nach Ende des Konzertes viele der Besucher bereitwillig halfen, die Bestuhlung zu stapeln war außergewöhnlich, wie die gesamte Veranstaltung.