Schäferhunde-Ortsgruppe richtet „Qualifizierung“ aus Exakt aufs Wort hören

Der Bösewicht hat keine Chance: Den aus Showgründen mit einer Rute bewaffneten Trainings-Schauspieler gilt es zu stellen. Dabei verbeißt sich der Schäferhund in den sogenannten Schutzdienst-Arm. Bild: m

Obertshausen – 50 Schritte geradeaus, Kehrtwende, zehn Schritte in normaler Gangart, dann zehn im Laufrhythmus, im rechten Winkel abbiegen und weiter sieben, acht Schritte und zurück in die Gruppe. Das sind keine Anweisungen im Geocaching mit satellitengestützter Orientierung oder auf einer Schnitzeljagd durch Wald und Wiese. Es handelt sich um die Vorgaben in der Disziplin Unterordnung. Darin bewährten sich am Wochenende 16 Vierbeiner mit Frauchen oder Herrchen bei der Qualifizierung der Landesgruppe Hessen Süd.

Die Leistungssportlerinnen und -sportler bewährten sich auf dem Gelände der Ortsgruppe Hausen-Obertshausen im Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) sowie auf einem Acker am Patershäuser Hof bei Heusenstamm. Dort gestattete der Landwirt Klaus Ommert, auf Acker und Feld die Fährten für die haarigen Kandidatinnen und Kandidaten zu legen. Auch für diese Spuren sind ganz bestimmte Längen und Winkel vorgesehen, auf der Strecke müssen die Hunde zwei Gegenstände finden und melden.

Die kräftigen Graupelschauer an Samstag und Sonntag beeinträchtigten den Wettbewerb kaum, resümiert Ausbildungswartin Andrea Imgram. „Es hat immer während der Pausen geregnet“, sagt sie, die Zwei- und Vierbeiner auf dem weitläufigen Gelände an der Badstraße seien freilich Naturburschen. Und eine gewisse Feuchtigkeit erleichtere den Tieren mit der guten Nase zudem, die Witterung auf dem Boden aufzunehmen.

Die aktiven Zweibeiner drängt das nasse Wetter ins Vereinsheim und unter die Pergola. Fast die Hälfte der gut 50 Mitglieder ist an Theken und Tischen, in Küche und Lager beschäftigt. Es sind vor allem Frauen, die Organisation und Service fest im Griff haben. Die Fährtenleger, Helfer im Schutzdienst und Wertungsrichter kommen aus den Reihen der Landesgruppe.

Die ausgebildeten Unparteiischen verfolgen über Listen mit allen Aufgaben und Kriterien auf einem Klappbrett und mit Argusaugen das Verhalten der Prüflinge. Passen sie ihren Gang dem Tempo ihres Hundeführers an, reagieren sie unmittelbar auf die Kommandos „sitz!“, „Platz!“, „steh!“ und lassen sie sich in der Runde der anderen Duos auch nicht ablenken?

Auch das Apportieren muss exakt nach Anweisungen ausgeführt werden. Das Holz wird zunächst über die ebene Fläche, dann über eine ein Meter hohe Hürde und zuletzt über 1,80 Meter hohe Schrägen gebracht.

Der Schutzdienst umfasst Aufgaben, die ein Hund im Dienst der Polizei beherrschen muss. Die Teilnehmenden trainieren die Übungen fünfmal pro Woche intensiv, wollen ihren Liebling gemäß seiner Fähigkeiten auslasten, erläutert Sprecherin Imgram.

Er wird hinter sechs textile Klappwände geschickt, hinter der letzten steht eine Person, die verbellt, aber nicht angegriffen werden soll. Erst der Fluchtversuch wird vereitelt, indem der Schäferhund den zur Show bewaffneten Mann am speziellen Schutzdienst-Arm festhält. Von dem muss er auf Befehl des Hundeführers oder der Führerin sofort lassen. Wenn der jedoch wieder abhaut, muss der Vierbeiner reagieren.

Am Ende steht fest: Die zwei ersten Gespanne haben sich für die Bundessiegerprüfung qualifiziert, die sechs besten für den Sieben-Länder-Wettkampf mit Aktiven aus den südlichen Bundesländern, aus Österreich und der Schweiz.

Von Michael Prochnow