Dienstältester Wahlbeamte im Kreis geht Gerhards verlässt nach 24 Jahren das Obertshausener Rathaus

Laakirchens Bürgermeister Fritz Veichtinger verlieh Gerhards die zweithöchste Auszeichnung, den Ehrenring der Stadtgemeinde. Foto: pro

Obertshausen (pro) – Jetzt hat er’s schriftlich: Gleich drei Bürgermeister, Roger Winter und seine Vorgänger Bernd Roth und Josef Seib, begleiteten die Verleihung der Urkunde zum Abschied. Am Freitagabend wurde der dienstälteste Wahlbeamte im Kreis Offenbach, Hubert Gerhards, nach 24 Jahren in den Ruhestand geschickt.

Zum 31. Juli verlässt der Erste Stadtrat das Rathaus, das feierte er nun im Bürgerhaus mit vielen Kollegen und Parteifreunden, mit seiner Familie und zahlreichen weiteren Bürgern der „liebenswerten Kleinstadt”.

Stadtverordneten-Vorsteherin Julia Koerlin begrüßte neben Prominenz aus Politik und Vereinswelt die Ehrenbürger. Bürgermeister Winter versuchte, das „bewegte politische Leben des Hubert Gerhards” zu skizzieren. 1951 in Dernbach im Westerwald geboren bestand er sein Abitur in Montabaur, studierte Rechtswissenschaften in Mainz und Freiburg. Mit dem „Wechsel ins wunderschöne Offenbach am Main” startete er ins Berufsleben, gewann als Dezernatsbeamter und Persönlicher Referent von Bürgermeister und Stadtkämmerer Petermann „erste Einblicke ins kommunalpolitische Geschehen”.

Bewegtes politisches Leben

Die nächsten Stationen Gerhards’ waren das Rechtsamt und das Stadtkrankenhaus. 1987 wechselte er als Leiter des Schulamts zum Kreis Offenbach, bearbeitete zudem Rechtsangelegenheiten. 1989 übernahm der Verwaltungsoberrat das Dezernat III. Er galt schon damals als „kompetenter und kommunalpolitischer Kenner”, zitierte Winter. „Sein sehr sachlich-ruhiger, kollegial-verbindlicher Umgangston” überzeugte. Der „konstruktiv-kritische, vorausschauende Mitarbeiter” habe sich durch ein hohes Maß an Fleiß auszeichnet und verfüge über die „Fähigkeit der straffen Gedankenordnung und der scharfen Begriffsbildung”.

1989 wurde Gerhards Stadtverordneter in Obertshausen und erhielt „eine kurze und lehrreiche Ausbildungszeit im Haupt- und Finanzausschuss sowie im Bauausschuss”. Am 11. Juni 1992 wurde er zum Ersten Stadtrat gewählt, war fortan zuständig für Finanzen, Soziales und Stadtwerke und sagte schon damals, dass „Wünschenswertes eventuell zurückgestellt werden muss”.

Das Los hat entschieden

Die Wiederwahl 1998 gelang erst mit einer „dramatischen Los-Entscheidung”, ab 2002 führte er auch den arbeitsintensiven Fachbereich Bauen, Wohnen, Umwelt und Verkehr. 2004 folgte eine weitere Wiederwahl und das 25. Dienstjubiläum. Bei der Wahl 2010 gab es drei Abweichler, was Gerhards trocken kommentierte: „Gute Pferde springen immer knapp”. Winter lobte damals als Fraktionsvorsitzender der Grünen die „offene und dialogbereite Person”.

Der Stadtrat befand sich hochgerechnet 5 040 Stunden in Sitzungen in Obertshausen, hinzu kamen Termine in Kreistag, Planungsverband, Regionalversammlung, Kreisverkehrsgesellschaft, Abwasserverbänden. „Trotz unserer unterschiedlichen politischen Herkunft haben wir es stets geschafft, ein gutes, konstruktives Klima zu haben”, blickte Winter zurück. „Auch die unterschiedlichen Mehrheiten haben es nicht geschafft, uns auseinander zu dividieren. Sie waren ein höchst angenehmer Kollege, dessen Wortwitz und Gesellschaft stets bereicherten”, würdigte der Bürgermeister.

„Zeichen für die Verlässlichkeit"

„Bei seiner Einführung war’s genauso heiß”, erinnerte sich Landrat Oliver Quilling, das sei ein „Zeichen für die Verlässlichkeit von Hubert Gerhards”. Für Anthony Giordano von der CDU geht eine Ära zu Ende. In seiner Jugend hieß der Papst immer Johannes Paul II., der Kanzler Helmut Kohl und der Erster Stadtrat Hubert Gerhards. Die Union verabschiedete sich mit einem großen Sonnenschirm.

Ulrich Picard vom Chor ‘84 der Sängerlust Hausen und Vereinsring-Chef Luis Galvez dankten Gerhards für die Unterstützung der Vereine. Moderator Oskar Mürell präsentierte auf der Bühne auch den Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde und die Jazzband.

„Kaum einer hat die Städtepartnerschaft so gelebt wie Hubert Gerhards”, betonte Laakirchens Bürgermeister Fritz Veichtinger und verlieh Gerhards die zweithöchste Auszeichnung, den Ehrenring der Stadtgemeinde. Der Hainburger Rathauschef Bernhard Bessel sprach für die Kollegen im Kreis, lobte den Stadtrat als „absoluten Verwaltungsfachmann, der nie den gesunden Menschenverstand verloren und immer humorvoll für gutes Miteinander gesorgt” habe.

Vereine danken für Unterstützung

Karl-Christian Schelzke vom Hessischen Städte- und Gemeindebund lud ihn ein, Fachvorträge zu halten. Die Bürgermeister a. D. Josef Seib und Bernd Roth haben sich mit ihrem Stadtrat „blind verstanden” und „immer gewusst, was du denkst”, weil sie täglich miteinander gesprochen haben. Roth fasste zusammen, „du bist pragmatisch, pflichtbewusst, manchmal stur in der Sache – aber es hat Spaß gemacht”. Er versprach, „die Zeit danach ist auch schön”.

Lob sei in diesem Beruf selten, salbe aber die Seele, meinte Gerhards. „Vieles muss in Ordnung und richtig gewesen sein”, aber „zu viel Weihrauch schwärzt den Heiligen”. Er kritisierte, „die CDU ist nicht immer fair mit mir umgegangen” und dankte, „ohne die Mitarbeiter im Rathaus bewegt man gar nichts”.

Den Austritt Großbritanniens aus der EU bewertete der überzeugter Europäer als „tektonische Verschiebung”. Er und seine zwei Brüder stammen aus einem christlich geprägten Elternhaus, das ihm Werte vermittelt und eine gute Ausbildung gewährleistet habe. Beides bildete den „tragenden Boden auf meinem Berufsweg. Verantwortung, Pflichterfüllung und Respekt vor dem anderen sind Maxime meines Handelns”. Seine Frau Ursula und die drei Söhne gaben ihm Rückhalt, Nestwärme und Rückzugsraum. Hubert Gerhards bleibt in Kreistag und der Regionalversammlung Südhessen. Der Stadt wünschte er für die Zukunft ein „friedliches, tolerantes Miteinander”.