„Der Mensch fängt nicht beim Gymnasiasten an“ Michael Weis macht Obertshausener Schulabgängern Mut

Schulleiter Michael Weis (Mitte, mit Mikrofon) lobte das Miteinander an der Hermann-Hesse-Schule, wo junge Menschen verschiedener Kulturen gemeinsam lernen und Spaß haben. Foto: pro

Obertshausen (pro) – Einen Oscar für den Lehrer mit dem originellsten Auto, für den einfühlsamsten Seelentröster, den größten Motivator und den besten Geschichten-Erzähler: In der Hermann-Hesse-Schule erhielten am vergangenen Freitag nicht nur die Schüler Zeugnisse. Mit einem selbst gestalteten Bühnen-Programm verabschiedeten sich die Abgangsklassen von ihrer Penne.

Zehntklässler moderierten in der schwülen Hitze der Aula „Herzblatt“ und verkuppelten Schulleiter Michael Weis. Die Schulband spielte ein letztes Mal, weil ihre Mitglieder auch die HHS verlassen, Klassen hatten Lieder über ihren Unterricht und die Lehrer einstudiert. Die Neuntklässler von der Hauptschule sowie die Realschüler und Gymnasiasten aus dem Jahrgang zehn hatten sich in Schale geworfen, trugen dunkle Anzüge und festliche Abendgarderobe.

Der stimmungsvolle Abend war für viele auf der Bühne der Abschied von der Schulzeit und wird den Jugendlichen wegen seiner emotionalen Momente noch lange in Erinnerung bleiben. Nur die wenigsten nehmen eine Ausbildung auf, die meisten haben sich für die gymnasiale Oberstufe, eine Berufsfach- oder -fachoberschule eingeschrieben.

Ehrung für die Besten

Weis ehrte mit den Leitern von Gymnasial-, Real- und Hauptschulzweig die Schüler mit den besten Abschlusszeugnissen. Sie überreichten Gutscheine an Lisa Moraw mit einem Notendurchschnitt von 1,4 und Jana Kachel mit 1,5, beide von der 10aG. In der 10bG standen Paulina Schmitt, Marvin Uhlig und Ardit Bushati an der Spitze, sie erreichten alle 1,8. 1,4 haben auch Joshua Kumisch und Nadine Kutschbach aus der 10cG, die 10dG absolvierten Sophie Müller mit 1,5 und Anton Scholl 1,8.

Die Realschüler Vivica Buchner und Aleksandar Stojanovic aus der 10aR erreichten eine 2,0, von der 10bR hat Christina Ott die Note 1,9, Nils Kämmerer 2,0, die Klassenbesten der 10cR sind Dominik Wagener (1,9) sowie Farugk Jara und Daniel Bosnik (je 2,0).

Die Hauptschule mit der 9aH wird angeführt von Daniel Bangwi (1,6), Soufiane El Yazidi und Andreas Seiwerth (je 2,0), die 9bH von Alona Kelmendi (1,5) und Kyra Wilbert (2,4).

Bei Vandalismus hört der Spaß auf

Schulleiter Weis kritisierte in seiner Ansprache zweifelhafte „Scherze“ mit Rasierschaum und Sprühsahne, Ketchup und Sekundenkleber. „Man nennt das gemeinhin Vandalismus“, stellte er klar. „Man verliert fast die Lust, an eine Abschlussfeier zu denken“, und diese Unlust werde durch Eltern gesteigert, die das „nicht so schlimm“ finden.

Dann gebe es aber noch die anderen Jugendlichen, die sich anboten, die Verschmutzungen zu beseitigen. Mehrere der Straftäter wurden diesmal namentlich benannt und von der Feier ausgeschlossen. Weis warnte auch vor „Radikalen aus Politik und mit angeblich religiösem Hintergrund“, sie wollen „Angst einflößen, so dass unsere Freiheit immer mehr preisgegeben wird“, analysierte der Obertshausener Schulleiter.

Gemeinsam anpacken

„Das Leben ist kein Ponyhof“, rief er auf, „wir müssen es mit beiden Händen packen und etwas draus machen, am besten gemeinsam“. Der Direktor zeigte sich stolz, dass an seiner Schule Jugendliche aus vielen Nationen, Kulturen und Religionen „ganz selbstverständlich zusammen lernen und Spaß haben“. Und alle haben einen Pass, den Schülerausweis der Hermann-Hesse-Schule.

„Zeigen wir es den ewig Gestrigen und allen Fanatikern: Wir leben hier ohne Rassismus und in Achtung voreinander.“ Und noch eine Botschaft gab Weis mit seiner letzten Abschiedsrede vor seiner Pensionierung den Zuhörern mit auf den Weg: „Der Mensch fängt nicht beim Gymnasiasten an. Es komme einfach auf die Persönlichkeit an.