Besuch auf der sanierten Hausener Minigolfanlage Scheitern an Sprungschanze und Vulkan

Minigolf ist ein Spaß für Jung und Alt - und für zwischendurch gibt es eine Erfrischung am Kiosk. Bild: m

Obertshausen – Wenn schon der Start ein Debakel ist, wie schlimm kann der Rest noch werden? Wie gemein kann jemand sein, dieses Hindernis an den Beginn des Parcours zu positionieren? „Diese Bahn ist neu“, sagt Andrea Gottwald mit einer freundlichen Beiläufigkeit, die das Schlimmste verschleiert. Es geht um eine stählerne Rampe, vergleichbar mit einer Skisprungschanze, auf dessen Tisch der Ball platziert werden muss. Doch entweder rollt der Ball an der Rampe vorbei, oder, wenn er sie trifft, verhungert er und kullert demütigend zurück zum Start. Nach der erlaubten Höchstzahl von sechs Versuchen ist das Versagen an der Schanze amtlich, und auf dem gelben Zettelchen wird die Sieben eingetragen – weil ein Strafpunkt addiert werden muss.

Minigolfspielen hat vermeintlich den betulichen Charme einer alten Zeit, als die Zerstreuungen für die Menschen noch überschaubar waren, und sie mit Kind und Kegel auf die Anlagen mit den immer gleichen 18 Hindernissen kamen, um Bälle durch die Loopings oder ins berühmte Fangnetz zu schlagen. Doch Andrea Gottwald versichert, dass dieser Sport immer noch populär sei. „Es kommen Leute aus allen Altersgruppen, Teenager, Großeltern mit ihren Enkeln und Pärchen.“

Sie und ihr Mann Jürgen pachten seit nunmehr 26 Jahren die Anlage am Hausener Bürgerhaus. Ostersonntag war Saisoneröffnung – und nach etwas mehr als zwei Jahren Sanierung durch die Stadt hat Obertshausen jetzt wieder einen schmucken Parcours. „Wir waren gut besucht“, beschreibt Jürgen Gottwald den Eröffnungstag.

Wer beim Deutschen Minigolfsportverbands nachschaut, findet rund 2000 Anlagen in Deutschland: Es gibt Bahnen aus Beton, aus Eternit, Filzgolf und weltweit anerkannte Turnieranlagen. In 218 Vereinen wird das Spiel sehr sportlich betrieben, die Besten treten in der Bundesliga an.

Mit solchen Meistern kann sich der Reporter nicht messen, selbst ein bittender Blick hinüber zum Gotteshaus St. Pius hilft erst mal nicht – die Leistungsstärke bleibt an diesem Tag so wechselhaft wie das Aprilwetter. Aber an Bahn sechs muss St. Pius es gut gemeint haben. Ein Schlag – und der Ball ist im Loch. Zack. „Ass“ heißt das im Minigolfregelwerk, „Hole in one“ im „richtigen“ Golf.

Doch das Ergebnis bei Station 13, bei der der Ball in einem stilisierten Vulkan versenkt werden muss, ist so kläglich wie an der Sprungschanze. Am Ende stehen 73 Punkte für die 18 Stationen, und Jürgen Gottwald ist höflich genug, diese bescheidene Leistung nicht weiter zu kommentieren. Er sagt nur lakonisch: „Man kann jede Station mit nur einem Schlag schaffen.“

Aber vielleicht geht es gar nicht nur um die wenigsten Schläge, sondern auch um eine kleine Auszeit, um Konzentration und Ruhe. Denn die Hausener Minigolfanlage ist ein schmucker Mini-Park mit gemütlichen Sitzecken und gepflegtem Grün. Die Gottwalds bieten in ihrem kleinen Kiosk heißen Kaffee und kaltes Flaschenbier, ansonsten geht in dieser grünen Oase alles seinen ruhigen Gang.

Nur wenn Kinder mal zu sehr auf die Bälle eindreschen, so dass es klingt wie Hammerschläge, schreitet Jürgen Gottwald ein. Wenn auf die Bahnen eingehackt wird, sorgt das eben für Materialschaden. Und von der runderneuerten Anlage wollen die Gottwalds noch lange etwas haben.

Der Hausener Parcours soll als Treff für alle erhalten bleiben, wie etwa die Gruppe der Seniorenhilfe Obertshausen, die in der Saison einmal im Monat kommt, eine Runde spielt, danach bei selbst gebackenem Kuchen und Andrea Gottwalds Kaffee zusammensitzt.

Wer auch gelegentlich kommt, sind mutmaßliche Turnierspieler. So muss man Jürgen Gottwalds Beobachtungen deuten, wenn er von Cracks spricht, die mit eigenen Schlägern und einer kleinen Tasche mit Bällen anrücken. Ansonsten biete die Anlage für eine vierköpfige Familie eine relativ billige Freizeitmöglichkeit. Zehn Euro würde sie in dem Fall insgesamt bezahlen, „dafür bekommt man auf der Frankfurter Dippemess‘ nicht viel“. Paul Bongni würde das gefallen. Der Schweizer Landschaftsarchitekt hatte 1951 die Idee von einem „genormten Golfplatz für Jedermann“. Die erste Anlage wurde dann zwei Jahre später in Locarno, nahe dem Lago Maggiore erreichtet. Mit so einer Landschaft kann Hausen nicht mithalten. Aber dafür haben die Gottwalds eine pfiffige Idee: Weil im Zuge der Sanierung ihrer Anlage auch sämtliche Laternen repariert worden sind, soll in diesem Sommer ein „Moonlight-Golf“ angeboten werden. Also Spiel bei Dunkelheit und im Laternenschein. In so einer Atmosphäre verliert vielleicht auch die „Sprungschanze“ ihren Schrecken.

Von Steffen Gerth

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