Fundsachen kommen unter den Hammer Schnäppchenjagd vor dem Rathaus

Bei der Fundsachenversteigerung versammelten sich rund 60 interessierte Bieter an den Rathaustreppen. Foto: m

Obertshausen (m) – Dieses Fundstück hätte der Auktionator am liebsten selbst ersteigert: „ein sportliches und geländegängiges Modell, 21 Gänge, voll funktionsfähig, fahrbereit, aber eine Beleuchtung ist nicht vorhanden“, pries Bürgermeister Roger Winter den flotten Drahtesel in emotionslosem Amtsdeutsch. Insgesamt 25 Gefährte kamen bei der jüngsten Versteigerung von Fundsachen unter den Hammer, den Michael Möser schwang. Der Erste Stadtrat übernahm stichprobenartig die Überprüfung der wichtigsten Komponenten und quittierte, „die Klingel funktioniert!“. Ganz bewusst hat die Stadtführung darauf verzichtet, die registrierten und aufbewahrten Artikel im Internet zu verhökern. Die Aktion an den Rathaustreppen – rund 60 Interessierte und Bieter unten, die Moderatoren oben – war Schnäppchenjagd und Kassenschlager, Treffpunkt und Unterhaltungsprogramm zugleich. Zu diesem Konzept gehörte das Angebot des Event-Kultur-Klubs, der an einem Imbiss-Stand mit Brezel und Bier die Stimmung weiter anhob. Das gelang auch seinem Vorsitzenden, der ein Kinderrad ersteigerte, das er als Symbolgeschenk für den 50. Geburtstag der Nachbarin weiterreichen wollte. Als nächstes gelangte ein junger Familienvater für 100 Euro in den Besitz eines schicken Damen-Fahrrads.

Den höchsten Preis erzielte mit 130 Euro ebenfalls ein Modell für die Frau, schneeweiß mit Korb und Doppelrahmen, 24 Gängen und voll funktionsfähig! Nur ein bisschen Luft im Reifen fehlte für den sofortigen Einsatz. Ein Vater holte sich gleich mehrfach den Zuschlag. Er möchte seinen Sohn vom Videospiel locken, mit ihm die notwendigen Reparaturen und Ergänzungen an den Fahrzeugen vornehmen und sie dann verkaufen, erläuterte er.

Das Duo Winter-Möser stellte weitere Top-Räder vor, solche mit Gabel-Rahmen-Federung und Scheibenbremsen. Der nächste Flitzer glänzte mit einem digitalen Tachometer, am Jugend-Exemplar reflektierten neongelbe Streifen am Reifen – der künftige Nutzer holte die Errungenschaft im Spiderman-T-Shirt und mit Helm in der Hand ab.

Oft schaukeln zwei Bieter in Fünf-Euro-Schritten den Preis der begehrten Ware hoch, und doch bleibt die Summe weit unter dem offensichtlichen Wert der teuren Stahlrösser. Schließlich sind alle Fundstücke unters Volk gebracht – ein Wermutstropfen bleibt allein bei der Flüchtlingshilfe, deren Fahrradwerkstatt die verbliebenen Modelle erhalten hätte.

Stolze 985 Euro flossen so in den Stadtsäckel. Das klingt rekordverdächtig, aber „den Haushalt können wir damit noch nicht sanieren“, scherzte Winter nach der unterhaltsamen Stunde. Blieb das Grübeln darüber, warum so viele und so moderne Zweiräder nicht gesucht und abgeholt werden. „Vielleicht wurden sie woanders geklaut“, vermutete jemand aus dem Kreis der Besucher. „Oder die Versicherung hat schon ein neues Rad bezahlt!“

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