Tierfreunde warnen sich gegenseitig vor giftigen Ködern Treiben Hundehasser ihr Unwesen?

Elvira P. ist nicht nur in Sorge um ihren dreijährigen Milo. Sie gehört einer Gruppe von Tierfreunden an, die mehrfach vergiftete Köder gefunden haben will. Bild: prochnow

Obertshausen – Es ist nicht das erste Mal, dass dieser Frevel Zeitungszeilen füllt. Leider ist die Warnung vor Giftködern, die offenbar Hunde verletzen oder gar töten sollen, schon wieder aktuell. In den vergangenen Wochen wurde wiederholt vergiftetes Futter auf Baumstümpfen oder gar auf Kinderspielplätzen gefunden, berichtet Tierfreundin Elvira P. aus Hausen.

Sie hat sich einer Gruppe von Hundebesitzerinnen und -besitzern in einem sozialen Netzwerk angeschlossen, die Beobachtungen und Erfahrungen austauscht und zeitnah warnt. Seit April fotografieren sie Funde und schicken die Bilder mit Ortsangabe in die Runde. Inzwischen halten zwei Dutzend Frauchen und Herrchen die Augen und Ohren auf.

„Wir haben auf vielen Feldwegen vergiftete Speckwürfel entdeckt und informieren die Hundebesitzerinnen und -besitzer“, erklärt Elvira. Noch größere Sorge ergreift die Mutter, nachdem auch manipuliertes Hundefutter auf Spielplätzen ausgemacht wurde. „Kleine Kinder sind neugierig, stecken auch mal was in den Mund“, weiß die Mutter einer erwachsenen Tochter und Hundeführerin. Seit drei Jahren hat sie Milo, eine dreijährigen Rehpinscher-Chihuahua-Mischung. „Ich habe ihn so erzogen, dass er nichts von der Straße frisst“, und trotzdem, „du weißt ja nie, ob er doch etwas aufnimmt!“

Die beiden waren selbst noch nicht betroffen, „aber ich möchte andere Leute informieren“, erklärt Elvira. Sie macht sich auch Gedanken um Wildtiere. „Ich habe rund um den Wiesenhof und am Gewerbegebiet Samerwiesen schon Füchse und Waschbären gesehen“, berichtet die gelernte Fremdsprachensekretärin und Speditionskauffrau. Auch den Wildtieren gilt ihre Sorge.

„Sind das Tierfeinde, ist es jemand, der einmal gebissen wurde oder sich von den Vierbeinern einfach gestört fühlt?“ Jeder Versuch einer Analyse scheitert, viele Profile kommen infrage. Aber dass jemand nicht einmal davor zurückschreckt, Kinder in Gefahr zu bringen, das schockt die Frau aus der Seligenstädter Straße. „Einige aus der Gruppe haben auch schon geschrieben, dass Giftköder in privaten Gärten gelandet seien“, fährt sie fort.

Die überwiegend weiblichen Angehörigen der Whatsapp-Gruppe haben auch schon Vorschläge zum Schutz vor dem gefährlichen Irrsinn notiert: „Zur Brutzeit von Vögeln und Wild werden Schilder aufgestellt, dass unsere Hunde anzuleinen sind. Warum können nicht Tafeln aufgestellt werden, die auf die Gefahr durch solche Menschen hinweisen“, findet Elvira.

Er jüngst haben sie Leckerlies und Fleischstücke entdeckt, die mit Rasierklingen und Glassplittern bestückt waren. „Das ist alles bewusst gemacht“, meint die Tierfreundin. Zuletzt haben sie auf einem Grundstück in der Pater-Delp-Straße Frischfleisch-Stückchen und Speckwürfel mit winzigen Scherben eingesammelt.

„Polizei und Kräfte vom städtischen Ordnungsamt haben die Teile beseitigt“, berichtet die Hundehalterin. „Sie haben gesagt, so lange kein Mensch zu Schaden kommt, können sie nicht viel machen.“ Den Spielplatz an der Schönbornstraße haben Beamte nach einer Meldung aus der Gruppe näher unter die Lupe genommen. Ergebnisse von Untersuchungen der Fundstücke seien ihnen jedoch nicht mitgeteilt worden, bedauert Milos Frauchen.

Die Hundehalter und -halterinnen haben sich darauf verständig, bei entsprechenden Funden eine Warnung in die Gruppe zu schicken, am Ort der ausgelegte Köder stehen zu bleiben, nichts anzufassen und die Polizei zu rufen. „Bis jetzt tappen wir alle im Dunkeln“, heißt es ernüchtert. Und so lange die Behörden nicht reagieren, machen Gerüchte und Verdächtigungen die Runde, fürchtet die Tierfreundin.

Von Michael Prochnow