Franz Dürsch und Steffen Hartmann machen sich für „Denk(doch)mal“ stark Erinnerung an Rio Reiser und Ton, Steine, Scherben

Steffen Hartmann und Franz Dürsch möchten dauerhaft an den Sänger Rio Reiser und die Band Ton, Steine, Scherben erinnern. Ein erster Entwurf sieht ein Denkmal an der Unteren Marktstraße vor. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Die Band Ton, Steine, Scherben mit Sänger Rio Reiser prägte die 1970er Jahre in der linken Szene. Steffen Hartmann und Franz Dürsch aus Nieder-Roden wollen dem Mitbegründer und vorübergehendem Nieder-Röder Rio Reiser – mit bürgerlichem Namen Ralph Möbius – sowie seiner Band ein Denkmal setzen. Rio Reiser wäre dieses Jahr 70 Jahre alt geworden.

Im Interview mit der StadtPost sprachen Steffen Hartmann und Franz Dürsch über ihre ersten Überlegungen.

Wie und wann sind Sie auf die Idee für das

Denkmal gekommen?

Steffen Hartmann: „Franz Dürsch und ich sind als Mitglieder des Ortsbeirats 2009 darauf gekommen, zusammen mit Initiator Andreas Jost. Wir fanden die Idee gut, da wir auch kulturell engagiert sind, da waren wir Feuer und Flamme, einen Erinnerungspunkt zu schaffen.“

Welche Verbindung

gibt es von Ihnen zu Rio Reiser und seiner Band Ton, Steine, Scherben?

Franz Dürsch: „Für mich als Zugezogenen war das zunächst die zweite Geige, aber Ton, Steine, Scherben waren eine interessante Gruppe mit sozialkritischen Liedern.“

Steffen Hartmann: „Ich komme aus der Ecke Birkenhain. Rio Reiser wohnte nur einige Meter weiter. Birkenhain ist ein Künstlerviertel, Schriftsteller, Schauspieler und Musiker lebten dort. Ich bin viel später über Björn Bürger, der nur eine Reihe weiter wie Rio Reiser wohnte, auf das Thema gekommen. Ein Liederabend gehörte zu den Ereignissen, um die herum sich Gedankengänge aufgebaut haben. Wir müssen was machen, die Zeit ist reif.“

Wie geht es weiter?

Steffen Hartmann: „Ich habe mir Gedanken gemacht, aus den Erinnerungen, aus der Musik, aus den gesellschaftlichen Umbrüchen der 68er, alle diese Dinge ließ ich Revue passieren. Jetzt habe ich eine Idee, wie das Denkmal aussehen soll.“

Wie soll es aussehen?

Ein erster Entwurf steht also schon?

Franz Dürsch: „Es ist eine Idee von Steffen Hartmann, die ich gut finde, die Idee lebt noch.“

Steffen Hartmann: „Optisch einen Leuchtturm darstellen, der den musikalischen und gesellschaftlichen Umbruch visualisiert, mit Beleuchtung von innen und außen. Der Titel soll sein ,Denk(doch)mal‘. Außerdem ist der Name der Band Programm: Der Sockel des Denk(doch)mal aus Tonziegeln, das Mittelteil aus Lavasteinen und das Oberteil aus Glas(-scherben). Diese Visualisierung des Bandnamens ist die offensichtlichste von allen. Weitere Interpretationen sind das starre Mauerwerk, die geordnete Struktur als bürgerlicher Sockel, dazu die Lava im einengenden Käfig der Gesellschaft, die aufbricht und nach dem Ausbruch zu klarem Glas erstarrt. Zu verstehen als Antithese der 68er-Gesellschaft sowie als neuer musikalischer Weg mit harten Beats, harten Texten und Bezug zur Realität.“

Soll es weitere

Vorschläge geben,

wird ein Wettbewerb

ausgeschrieben?

Steffen Hartmann: „Wenn die Stadt sagt, wir schreiben das unter Künstlern aus, da verschließe ich mich nicht, dann bringe ich meinen Vorschlag mit ein, dann soll ein Gremium entscheiden.“

Wo soll das Denk(doch)mal stehen?

Steffen Hartmann. „Mein Favorit ist der Standpunkt Untere Marktstraße. Ein erster Auftrittsort war Ende der 1960er im Schwesternhaus, dem heutigen Pfarrheim. Zieht man auf der Karte Linien von Rio Reisers Wohnhaus, so lässt sich ein Knotenpunkt finden am Ende der Unteren Marktstraße in der Nähe des Bahnhofs zwischen den barrierefreien Zugängen zum Bahnhof auf einer Grünfläche.“

Was kommt jetzt?

Steffen Hartmann: „Wir haben den Wunsch, dass es dieses Jahr umgesetzt werden kann. Oder dass wir zumindest den Beschluss und den Auftrag an die Fachabteilung zur Umsetzung hinbekommen. Ich fände es gut, wenn aus der Bevölkerung Bürger und Vereine das Projekt mit unterstützen, zur Einweihung fände ich ein Konzert super.“

Franz Dürsch: „Da müssen einige zusammenwirken, Flächenmanagement, Fachabteilung, Energieversorger für den Anschluss von einer Laterne, und natürlich die Finanzierung, da haben wir noch nichts akquiriert. Meine Hoffnung ist, dass wir auf verschiedenen Ebenen, lokal und künstlerisch, genug Gelder zusammenbekommen“.

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