Tiefe Verbeugung vor dem König Burgfestpiele: Jan Plewka sieht die Welt durch Rios Augen

Zur gemütlichen Runde auf dem Bühnenboden haben sich Jan Plewka und die Schwarz-rote Heilsarmee versammelt. Die passende Atmosphäre für den „Rauch-Haus-Song“. Foto: Schäfer

Dreieich (chs) – Aus Ralph Möbius wurde einst Rio Reiser, jetzt erinnert Jan Plewka an das musikalische Werk des 1996 verstorbenen Künstlers – verpackt in einer grandiosen Show, die nicht nur die Lieder des „Königs von Deutschland“ wiedergibt, sondern vielmehr das Lebensgefühl von damals rüberbringt.

Damals als Rio Reiser Sänger von Ton Steine Scherben (1970 bis 1985) war und damals, als Rio Reiser solo weitermachte. Ton Steine Scherben packte die Gedanken der radikalen linken Szene in West-Deutschland mit griffigen Parolen in Songtexte. Die Anhängerschaft des Politrocks wuchs.

Der Großteil der 350 Besucher auf dem Dreieichenhainer Burggelände sind eingefleischte Rio-Reiser-Fans, das zeigt vor allem die überzeugende Art, in der sie die Forderungen der Lieder („Keine Macht für Niemand“, „Rauch-Haus-Song“) mitsingen und mitschreien.

Show begeistert Fans

Als sich die Band Ton Steine Scherben gründete, wurde Jan Plewka gerade geboren. Doch der Sänger von Selig und Zinoba sowie Gitarrist von Temp-Eau versetzt sich perfekt in die Stimmung der damaligen Zeit. Auf der Bühne an seiner Seite hat Jan Plewka die Schwarz-rote Heilsarmee und schafft es, dass die Show nicht in einen kitschigen Abklatsch abrutscht, sondern eben auch Fans von Rio Reiser einfach nur begeistert.

Genauso wie Rio Reiser, der sogar eine Zeit lang in Nieder-Roden lebte und in Offenbach eine Ausbildung begann, ist Jan Plewka Sänger und Schauspieler. Auf der Bühne die perfekte Besetzung für die Hauptrolle „Rio Reiser“. Die Stimmen sind ähnlich rauchig, vielleicht singt Jan Plewka weniger schnodderig. Das weiße wallende Hemd umspielt seinen schlanken Körper. Mal läuft er barfuß über die Bühne, mal tanzt er wild umher – Jan Plewka taucht komplett in die Welt von Rio Reiser ein.

 „Freunde, es war ein schöner Abend“

Unter anderem erklingen „Der Turm stürzt ein“, „Zauberland“, „Lass uns ’n Wunder sein“ und „Irrenanstalt“. Die Lieder bewegen sich zwischen Melancholie und gnadenloser Partystimmung. Rio Reiser hat von seinen Träumen und der Liebe gesungen, aber auch gegen die Anpassung. Zum Ende des Konzertes bringt Jan Plewka noch „Junimond“ und „Alles Lüge“. Der Regen hat mittlerweile aufgehört und die Besucher tanzen vor der Bühne. „Freunde, es war ein schöner Abend“, sagt Jan Plewka.