Gastronom Hamdi Cetinkaya und seine Familie bauen an Die Wolfschlucht wird größer

Noch ist der neue Veranstaltungssaal eine Baustelle, aber im Mai ist Eröffnung. Foto: pelka

Jügesheim – Zum 1. September 2017 hatte Hamdi Cetinkaya das Hotel/Restaurant Wolfschlucht am Wasserturm übernommen. Seither musste der Gastronom gleich mehrere Rückschläge hinnehmen: Erst der Sturm 2018, der das herrliche Gelände verwüstete, Bäume entwurzelte und auch Schäden an Gebäuden hinterließ – und dann zwei Jahre in Folge Corona. Trotzdem glauben der 62-Jährige und seine Familie an den Standort. Deshalb investiert der Unternehmer in einen Anbau. Im Mai soll der neue Veranstaltungssaal öffnen.

„Wir haben hier einen idealen Platz. Das ist wie im Park“, schwärmt Hamdi Cetinkaya vom Gelände am Wasserturm. „Natürlich ist Corona für mich und die ganze Branche brutal. Aber wir starten durch.“ Mit „wir“ meint der Chef des Hauses auch seine großen Stützen: Ehefrau Rukiye, drei Töchter und drei Schwiegersöhne tragen Arbeit und Entscheidungen im Familienbetrieb mit. Um den Umsatz zu steigern und die große Nachfrage nach Räumen zum Feiern bedienen zu können, baut der Gastwirt an den Altbestand an. Dort, wo früher die hölzerne Freiterrasse war, entsteht neben dem Hotel/Restaurant derzeit ein Gebäude mit 230 Quadratmeter großem Saal und Nebenräumen etwa für die Toiletten. „Die Freiterrasse war wunderbar. Aber wir haben hier an zu wenigen Tagen im Jahr gutes Wetter, um sie tatsächlich nutzen zu können“, erläutert der Geschäftsmann den Entschluss, „Räume für alle Jahreszeiten“ zu schaffen. Beides – Altbestand und Neubau – können zusammen oder getrennt von Hochzeitsgesellschaften oder für andere Familienfeiern und Tagungen gebucht werden. Die Fenster im barrierefreien Neubau bestehen aus großen Schiebeelementen, die den Zugang zur später neu gestalteten Außenterrasse freigeben.

„Es wird eine Klimaanlage, aber auch Fußbodenheizung geben. Der Saal ist unterteilbar“, wirbt der Unternehmer für weitere Vorteile seiner Immobilie. Er hat noch ein Ass im Ärmel: „Tagungsgäste können bei mir dann auch gleich speisen und im Hotel übernachten.“

Das Hotel hat aktuell zwölf Zimmer. Das scheint dem umtriebigen Gastronomen zu wenig für die bestehende Nachfrage von Gästen selbst aus den USA, China und Australien. Hamdi Cetinkaya möchte deshalb in den Monaten nach der Neueröffnung im Mai beim Kreisbauamt eine Bauanfrage für ein neues Hotel auf seinem 8 000 Quadratmeter großen Grundstück stellen. „Ich war in Istanbul bei einem Freund, um mir sein Geschäftsmodell anzusehen. Er arbeitet dort mit einer weltbekannten Hotelkette zusammen. Das könnte ich mir auch vorstellen“, blickt der türkische Landsmann in die Zukunft. Er kam auf Umwegen zur Gastronomie. Als 16-Jähriger im Zuge der Familienzusammenführung nach Deutschland gekommen, arbeitete Hamdi Cetinkaya zunächst 31 Jahre lang als angelernter Blechschlosser im Schichtdienst bei der Textilmaschinenfabrik Karl Mayer in Obertshausen. Um sich etwas dazuzuverdienen, gründete er eine Cateringfirma. „Anfangs haben meine Frau und ich alles alleine gemacht. Es hat Tage gegeben, da haben wir 23 Stunden am Stück gearbeitet.“

Da der Umsatz explodierte und dringend mehr Platz für die Produktion der Speisen gebraucht wurde, übernahm der Aufsteiger eine Pizzeria. 2016 schließlich war die Firma so groß, dass der Großauftrag des Landes Hessen, in Frankfurt 1 000 Menschen dreimal am Tag zu versorgen, kein Problem mehr war. Jetzt also das Projekt in Jügesheim. „Wir haben noch viel vor.“

VON BERNHARD PELKA