Bei Prostatakarzinomen Frankfurter Forscher testen neue Krebs-Therapie

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Sachsenhausen (red) – Das Universitätsklinikum Frankfurt führt in Zusammenarbeit mit weiteren Kliniken und dem Saphir Radiochirurgiezentrum die erste klinische Studie in Deutschland zur hochdosierten Strahlenchirurgie bei Prostatakarzinomen durch.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Im frühen Stadium kommen zur Behandlung mehrere Optionen in Frage: Bestrahlung, Operation oder zunächst nur aktive Überwachung. Eine relativ neue Therapieform ist die kurzzeitige, hochdosierte Strahlenchirurgie. Die Wirksamkeit dieser Methode wird jetzt in Deutschlands erster und derzeit einziger klinischer Studie untersucht. Sie ist auf Patienten ausgelegt, die über 70 Jahre alt sind, und wird gemeinsam von den Universitätskliniken Frankfurt, Schleswig-Holstein und Rostock sowie dem Saphir Radiochirurgiezentrum durchgeführt. Dabei wird ein Bestrahlungsverfahren eingesetzt, das in der Prostatabehandlung erstmalig in Deutschland für diese Studie zugelassen wurde: die sogenannte hypofraktionierte Strahlenchirurgie mithilfe des Cyber Knifes. Professor Claus Rödel, Direktor der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Frankfurt, erläutert: „Erste Tests in den USA und Kanada sind vielversprechend. Das Verfahren hat das Potenzial, die Behandlung bei Prostatakrebs zu verbessern sowie angenehmer und schonender zu gestalten. Wir erhoffen uns eine deutliche Steigerung der Lebensqualität für unsere Patienten.“ Es ist das erste große wissenschaftliche Projekt unter Beteiligung des Saphir Radiochirurgiezentrums, nachdem seine Leitung gewechselt hat.

Präzision ermöglicht höhere Dosis

Die intensitätsmodulierte Bestrahlung der Prostata ist als Standard-Therapieverfahren schon seit längerem etabliert. Dabei wird die Prostata über einen Zeitraum von etwa sechs bis acht Wochen täglich mit relativ niedriger Einzeldosis bestrahlt. Diese Anwendungen bezeichnen die Experten als Fraktionen. Die Verteilung der Strahlendosis auf viele kleine Portionen wird insbesondere zur Schonung des Normalgewebes durchgeführt. In einer ersten wissenschaftlichen Weiterentwicklung wurden die Bestrahlungen von 40 auf 25 Fraktionen reduziert, also auf etwa fünf Wochen Behandlungszeit. Mit der aktuellen Studie zur hypofraktionierten Strahlenchirurgie wird eine noch weitergehende Reduzierung der Fraktionen getestet. Voraussetzung dafür sind moderne Bestrahlungsmethoden, mit denen sich noch genauer zielen lässt. Die Behandlung erfolgt dabei mit nur fünf Fraktionen und lediglich über etwa anderthalb Wochen. In den USA wurden bereits erste vielversprechende Langzeitergebnisse von über 1 500 Patienten vorgestellt. Die US-amerikanische Fachgesellschaft für Strahlentherapie hat die hypofraktionierte Strahlenchirurgie mittlerweile als eine mögliche Alternative zur Standardbehandlung für Prostatakrebs empfohlen.

Neue Bestrahlungsverfahren dürfen in Deutschland nur nach strengen klinischen Prüfungen und Genehmigung durch das Bundesamt für Strahlenschutz eingesetzt werden. Der Forschungsverbund hat den Einsatz vor kurzem genehmigt bekommen.