Die Klappergass’ ist voller Musik Livemusik in Sachsenhausen – ein Abstecher ins Ausgehviertel

Die Frankfurter Band „10 cent Janes“ erspielte sich mit schwebenden Gitarren, erdigem Rhythmus und leidenschaftlichem Gesang neue Fans im „Ponyhof“ in der Klappergass’. Den Abend komplettierten „Suddenly Human“ und „Modeste“. Foto: Wetzel

Sachsenhausen (ucw) – Wer abends in Frankfurt ausgehen möchte, steuert oft zuerst Sachsenhausen an. Das berühmte Ausgehviertel der Stadt bietet eine enorme Menge an Lokalen auf kleinem Areal: Imbisse, Kneipen, Wirtschaften mit regionaler bis internationaler Küche sowie Sport- und Shisha-Bars. Den Rest der Kultur decken ein Theater und einige Musiklokale ab.

Musik kommt meist aus der Konserve, handgemachte Klänge scheinen auszusterben. Südbahnhof und Spritzehaus als bekannteste Veranstalter bieten hauptsächlich Konzerte von Gruppen, die Rock-Klassiker nachspielen.

Ein Refugium für Bands, die eigene Kompositionen darbieten möchten, sind drei Liveclubs, die sich alle in der Klappergass’ befinden. Das „summa summarum“ bedient im Haus Nummer 3 zumeist Jazzliebhaber, ist aber auch für andere Stilrichtungen offen. Der „Elfer Musikclub“ im Gebäude Nummer 5-7 ebenso wie der „Ponyhof“ in der Klappergass’ 16 präsentieren ein breites Spektrum: von Liedermachern über Country, Pop, Blues und Rock bis hin zu experimentell. Damit füllen diese Clubs eine wichtige Lücke im Geschäft mit der Livemusik, denn für lokale oder regionale Gruppen wird es seit Jahren immer schwieriger, Konzerte zu geben.

Damit die wenigen im Raum Frankfurt verbliebenen begehrten Auftrittsorte wirtschaftlich überleben können, müssen die Musiker mehr als ihr künstlerisches Engagement mitbringen.

Doppel- und Dreierkonzerte

Die Zeiten, in denen sie kleine Gagen erhielten, sind längst vorbei. Im Gegenteil müssen sie zunächst in Eintrittskarten investieren, die sie selbst vorab verkaufen. Bestenfalls ist der Eintritt frei, dann geht jemand mit einem Hut herum. Wenn das die Kosten deckt, sind die meisten schon froh. Weniger bekannte Bands haben überhaupt nur eine Chance, wenn sie sich entweder zu einem Doppel- oder Dreierkonzert zusammenschließen oder das Glück haben, stilistisch zu einer der internationalen Formationen zu passen, die am Wochenende spielen, ansonsten gibt es Termine nur wochentags. Das erhöht Attraktivität und Umsatz des Lokals aber nur, wenn die Bands vorher kräftig Werbung machen, Handzettel und Plakate drucken und verteilen.

Die meisten Clubs beschränken ihre Werbung auf das Internet und die ‘sozialen’ Medien. Das ist günstig, aktuell und erreicht eine hohe Anzahl Interessierter. Ein großes Plus sind die guten Bühnen mit hochprofessionellen Anlagen und Tontechnikern, was den Aufwand für die Musiker gering hält; sie brauchen nur ihre Instrumente mitzubringen. Dafür bezahlen sie ihre Getränke selbst und übernehmen auch schon mal den Kassendienst.

Manche Veranstalter legen den Bands nahe, nicht zu oft in der Gegend aufzutreten. Doch auch wenn eine Gruppe einen guten Eindruck hinterlassen hat, sind Folge-Engagements eher selten.

Motivation: Spielen vor Publikum

Was die Musiker dennoch motiviert, ist natürlich das Spielen vor Publikum. Michael König, Gitarrist von „10 cent Janes“ aus Frankfurt, die kürzlich im „Ponyhof“ gastierten, sagte dem WochenBlatt: „Es ist die Nähe zu den Leuten, es sind die anderen Bands, die wir kennenlernen. Die Clubs in der Klappergass’ haben alle ihren Charme und sind sehr angenehm wegen dem direkten Kontakt zum Publikum, von dem wir unmittelbar Resonanz erhalten. Wir haben einige CDs von unserem ersten Album „between troubled cities“ verkauft und ein paar neue Fans hinzugewonnen. Das macht uns glücklich.“

Die Band hofft, in einigen Monaten wieder in Sachsenhausen auftreten zu können. Vielleicht im Dreikönigskeller, der seit Mitte März wieder geöffnet ist und ebenfalls Livebands annehmen will.