Kunst-Kurs auf der Couch Städel Museum bietet kostenlosen Online-Kurs zur Moderne an

Max Hollein stellt den einzigartigen Kurs zur Moderne vor. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Moderne Kunst? Ist umwerfend – genau das passiert Sebastian Blomberg im Städel. Er erschrickt vor der Skulptur „Der Fischer“ von Ferdinand Leger so sehr, dass er umfällt. Aber alles ist gut, Blomberg steht wieder auf und begleitet den Kursteilnehmer, der es sich zu Hause auf der Couch bequem gemacht hat, durch über 250 Jahre Kunstgeschichte. Charmant, witzig, überraschend. Kostenfrei und wann immer der Interessierte Lust auf den Kurs hat.

„Der Online-Kurs ist erst seit wenigen Stunden freigestaltet. Und wir haben schon über 1000 Teilnehmer“, freute sich Städel Direktor Max Hollein. Der Kurs ist weltweit einzigartig und „eines der umfassendsten und komplexesten Projekte“, wie Hollein sagte, „entspricht der Verantwortung der über 200 Jahre alten Städelschen Kunststiftung, wurde vom Haus am Schaumainkai 63 und von der Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft und Centre for Digital Cultures entwickelt. Und es ist ein Geschenk an die Öffentlichkeit.“ Auf die Leuphana ist man am Städel schon vor drei Jahren aufmerksam geworden, ein Online-Kurs begeisterte die Frankfurter. So kam man miteinander ins Gespräch.

40 Stunden Laufzeit

Der Kurs hat fünf Module, dauert insgesamt 40 Stunden und beschäftigt sich exemplarisch mit rund 250 ausgewählten Werken der Städelschen Sammlungen. „Es ist kein Massive Open Online Course, wie er an Universitäten angeboten wird, keine abgefilmte Vorlesung“, erläuterte Chantal Eschenfelder, Leitung Bildung und Vermittlung am Städel. „Vielmehr bietet der Kurs anlassorientiertes, exemplarisches und spielerisches Lernen. Er geht nicht chronologisch, sondern thematisch vor.“ Zwei Jahre haben Städel und Leuphana Universität am Onlinekurs gearbeitet, drei Tage im Museum mit Sebastian Blomberg gedreht.

Den Sound steuerte der Berliner Musiker Boys Noize bei. So sind sieben Einführungsfilme, 30 Animationsfilme, 184 Künstlerbiografien, 57 Kunstströmungen und 543 historische Ereignisse eingeflossen. Schon die Trailer sind anregend und vielversprechend: Lernen macht Spaß. Wie weit der Kursteilnehmer bei den einzelnen Themen in die Tiefe gehen will, entscheidet er selbst.

Zertifikat und Chance auf Eintrittskarten

Claus Pias, Professor für Medientheorie und Mediengeschichte an der Leuphana, erklärte: „Wir sind eine etwas ungewöhnliche Uni in der Provinz. Aber wir konnten europäische Gelder nutzen, um das Centre for Digital Cultures aufzubauen. Und die Zusammenarbeit mit dem Städel war eine große Freude.“ Wer an verstaubte Kunstgeschichtsvorlesungen denkt, wird vom Online-Kurs positiv überrascht: Was auf dem Display von Computer, Pad oder Tablet passiert, ist mitreißend, macht Spaß und lässt nicht mehr los.

Wer das selbst ausprobieren möchte, kann sich über onlinekurs.staedelmuseum.de kostenfrei anmelden und erfährt unwahrscheinlich viel über Moderne Kunst. Angst vor diesem Komplex muss keiner haben, Vorkenntnisse sind nicht notwendig, dagegen sind Interesse und Spaß auch am Lösen interaktiver Aufgaben gefragt. Der erfolgreiche Absolventen erhält nicht nur ein Zertifikat, ihm winken zudem zwei Eintrittskarten für das Städel Museum. Und er wird sich beim Livebesuch in den Ausstellungsräumen die Kunstwerke sicher mit einem ganz anderen Blick anschauen.