Tarifgrenze soll fallen

Die Fahrten zwischen Frankfurt und Offenbach werden mit dem neuen System billiger. Foto: dpa (p)

Frankfurt (red/dpa/skk) – Auch wenn die Städte mittlerweile fast nahtlos ineinander übergehen, galt sie dennoch eisern: Die Tarifgrenze zwischen Offenbach und Frankfurt. Wer mit dem öffentlichen Personennahverkehr die unsichtbare Linie überfuhr, musste sogleich deutlich tiefer in die Tasche greifen. Das soll nun jedoch ein Ende haben. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) führt einen entfernungsbasierten Tarif wie beim Taxi ein. Für die Pilotphase sucht das Unternehmen derzeit 20 000 Testkunden.

Künftig sollen Fahrten mit Bussen und Bahnen nach Entfernung und nicht mehr wie bisher nach Tarifgebieten berechnet werden, wie der RMV am vergangenen Mittwoch nach einem Beschluss des Aufsichtsrates mitteilte. Geplant ist ein System, das Kunden bislang von Taxifahrten kennen. Vorgesehen ist ein einmaliger Grundpreis von 1,69 Euro pro Fahrt. Hinzu kommen

pro Kilometer rund 20 Cent in städtischen und zehn Cent in ländlichen Gebieten.

Dem Verbund zufolge betrifft dies die schnellen Verkehrsmittel Regionalzug, S-Bahn und U-Bahn. Für Fahrten mit Bus oder Straßenbahn setzen sich die Preise aus einem Grundpreis und einer Pauschale zusammen. Letztere orientiert sich laut RMV daran, wie groß die Stadt oder der Ort ist.

Getestet wird das Ganze in einem Pilotversuch ab April 2016. Zunächst soll das Modell mit einer Ticket-App für Mobiltelefone erprobt werden. Der Pilotversuch sei auf drei Jahre angelegt.

Mit den neuen Tarifen rücke die Region noch enger zusammen, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann, zugleich Vorsitzender des RMV-Aufsichtsrates. „Nehmen wir nur das Beispiel Frankfurt-Offenbach: Die bisherigen Preissprünge an den Tarifzonen- und Stadtgrenzen sind auf immer größeres Unverständnis gestoßen.“

Wer eine lange Strecke innerhalb einer Tarifzone fahre, zahle heute an manchen Stellen weniger als jemand, der auf einer kurzen Strecke eine Zonengrenze überquere, sagte Feldmann weiter. Das passe nicht mehr zum Mobilitätsverhalten der Menschen in der Region. Den Angaben zufolge ist der RMV der erste Verkehrsverbund in Deutschland, der nun ein solch neues Preismodell in einem derartigen Umfang ausprobiert.

Neue Strecke bis zur Warte

Der öffentliche Nahverkehr beschäftigt die Stadt derzeit aber noch an anderer Stelle. Klaus Oesterling, Chef der SPD-Fraktion im Römer, hatte in der vergangenen Woche vorgeschlagen, eine neue Straßenbahnlinie durch Sachsenhausen verlaufen zu lassen. Die geplante Strecke führt vom Börneplatz durch die Kurt-Schumacher-Straße, über die Alte Brücke und die Elisabethenstraße, den Lokalbahnhof, die Darmstädter Landstraße und der Sachsenhäuser Warte bis zum Hainer Weg. Dort soll gleichzeitig auch ein neues Parkhaus entstehen.

Ziel sei es, das Nahverkehrsangebot für Pendler noch attraktiver zu gestalten und sowohl Alt-Sachsenhausen als auch das Neubaugebiet am Henninger Turm besser anzubinden. Die Kosten schätzt die SPD derzeit auf 75 Millionen Euro.

In anderen Fraktionen stößt der Vorschlag bislang auf wenig Gegenliebe.

Dort denkt man stattdessen über eine Verlängerung der besehenden U-Bahn-Strecke nach. Vom Südbahnhof aus könnte der Weg bis zur Sachsenhäuser Warte weitergeführt werden.