Der Dietzenbacher Heinrich Ventzki schreibt seit 22 Jahren Gedichte „Sprechend leben wir“

Hat noch viel vor: Der 88-jährige Heinrich Ventzki arbeitet derzeit an seinem dritten Gedichtband. Zudem will er wieder mit dem Klavierspielen beginnen. Foto: Wittekopf

Dietzenbach – Heinrich „Heiner“ Ventzki (88) ist Poet, Maler, Musiker und Weltreisender. Nun hat er seine Gedichte, die in der Zeit zwischen 1975 und 2020 entstanden sind, in zwei Bänden veröffentlicht.

Geboren wird der Wahl-Dietzenbacher in Stuttgart. Über Frankfurt, Dreieichenhain und Bonn kommt er 2018 in die Kreisstadt, wo er heute mit seiner großen Familie lebt.

Dass die Gedichte, die bis dahin lose in der Schublade lagen, nun für Freunde und Interessierte zugänglich geworden sind, verdankt er dem Einsatz von Irmela Senkbeil, einer literarischen und musikalischen Gleichgesinnten.

„Sie ordnete die unzähligen Gedichte und gab den beiden Bänden mit ihrer sicheren Auswahl eine schöne Form“, erzählt „Heiner“, wie er gerne von Freunden und seiner Familie genannt wird. Er sitzt in seiner großen Dachgeschoßwohnung auf dem Sofa und liest aus seinem ersten Gedichtband „Sprechend leben wir“ vor. Die Wände seiner Wohnung sind mit Kunstdrucken geschmückt und überall finden sich weitere Kunstwerke und natürlich auch seine eigenen Gemälde.

Seine Gedichte gehen unter die Haut. Gerne möchte man Despoten der Welt Verse wie „Das Licht des Weges, ist das Gespräch“ ins Hirn hinein martern. Denn wie wichtig der Dialog ist, müssen wir gerade schmerzlich erkennen.

Sein Leben beginnt Ventzki in Stuttgart. Seine Eltern haben ihm viel mitgegeben, sagt er. Vor allem sein Vater Rudolf: „In meiner Familie spielte die Lyrik eine große Rolle“, erklärt er. So habe der Vater sehr oft und sehr gerne Goethe zitiert. „Das prägt natürlich.“ Schon immer hatte Heiner Ventzki einen Hang zur Muse. Eigentlich wollte er sogar Dirigent werden, doch seinem Vater zuliebe studiert er Volkswirtschaft und beginnt in der kaufmännischen Abteilung in der elterlichen Fabrik für Landwirtschaftsmaschinen.

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In Stuttgart lernt er seine erste Frau kennen und seine drei Töchter werden geboren. Dann der erste Schicksalsschlag: Die Firma seines Vaters muss schließen. Doch Ventzki steckt diesen Schlag weg und findet eine neue berufliche Heimat in Bonn. Er beginnt mit wenigen Mitarbeitern und baut innerhalb weniger Jahre die Deutsche Telekommunikation Gesellschaft DeTeCon mit insgesamt über 2000 Mitarbeitern auf. Diese Aufgabe ist mit einer hohen Reisetätigkeit verbunden. Er arbeitet in Ländern wie Saudi-Arabien und China und ist oft mehrere Wochen unterwegs. Dann der nächste Schlag: Als seine Frau plötzlich stirbt, sind seine Kinder noch jung, aber Heiner schafft den Spagat zwischen alleinerziehendem Vater und Geschäftsmann. Um die Schicksalsschläge zu verarbeiten, verfasst er Gedichte, zunächst nur für sich selbst.

Seine zweite Frau lernt er dann in Bonn kennen. Mit ihr beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der durch viele Reisen gekennzeichnet ist. „Wir haben die ganze Welt gesehen“, sagt er. Die restliche Familie, die schon lange in der Rhein-Main-Region wohnt, beschließt, ein Grundstück in Dietzenbach zu kaufen. Es entsteht ein großes Mehrgenerationenhaus mit einer geräumigen Dachgeschoßwohnung für Heiner und seine Frau. Als diese stirbt, zieht er 2018 endgültig nach Dietzenbach, wo er nun zusammen mit seinen drei Töchtern und Schwiegersöhnen in einem Haus wohnt. Dazu gesellen sich sechs Enkelkinder und inzwischen neun Urenkel. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt er.

Ein „Seelenquell“ seien die vielen Gespräche, die er mit Pfarrer Uwe Handschuch führt. „Wir diskutieren oft über das Dasein und worauf es ankommt“, erzählt er. „Natürlich schauen wir auch in die Zukunft und wir tauschen uns aus, wie man aus der Vergangenheit lernen kann.“

Ventzki hat noch viel vor. So möchte er wieder mit dem Klavierspielen beginnen. Und dann sind da die vielen Gedichte. „Der dritte Band ist in Arbeit“, sagt er.

VON BURGHARD WITTEKOPF