Die Verwaltung hatte den Vereinen Ende Juni zum 31. Dezember 2017 die Pachtverträge gekündigt. Der Rathauschef betonte ausdrücklich, dass die Kündigung für die Geflügelzüchter 1907, die Kleingärtner und die Brieftaubenzüchter nichts mit dem potenziellen Aufstieg des SC Hessen in die Regionalliga zu tun habe. „Wenn dieses Thema nach dieser Saison wieder ansteht, kann das mit dem zur Verfügung stehenden Platz auf der bestehenden Anlage realisiert werden. Dann braucht es eher eine Zufahrtsstraße aus dem Süden. Aber davon ist kein Verein betroffen“, sagte Zimmer.
Internationale Fußballakademie von Eintracht Frankfurt soll entstehen
Die 30.000 Quadratmeter der Kleingärtner, etwa 4.500 Quadratmeter von den Taubenzüchtern und den Geflügelzüchtern und dazu noch weitere 5.000 Quadratmeter städtische Fläche würden für einen Aufstellungsbeschluss für einen internationale Fußballakademie von Eintracht Frankfurt gebraucht. Die Sportplätze seien zum Teil ja durch die Dreieich Sportstätten Betriebs- und Marketing GmbH (DSBM) schon vorhanden und es könnten Synergieeffekte genutzt werden. Hochbauten für Schulungszentrum und Unterkünfte für Gäste sind zudem im Gespräch. „Konkrete Pläne, wie viel Fläche das braucht und wie genau das aussehen kann, gibt es noch gar nicht“, erklärte der Bürgermeister. „Aber ich sehe dieses Projekt als eine riesige Chance und eine gute Entwicklung für die Stadt Dreieich an“, betonte Zimmer.
Vereinen werden Pachtverträge gekündigt
Dazu brachte Zimmer eine weitere Planung vor. Es sei ja schon lange bekannt, dass Hans Strothoff seine Internationale Schule dringend erweitern möchte. Eine internationale Fußballakademie würde für den Bürgermeister ganz hervorragend zu der Internationalen Schule passen. „Hans Strothoff ist informiert, zuletzt hat er eine Erweiterung am HLL an der bestehenden Schule präferiert. Aber vielleicht entscheidet er sich ja auch für diese Planung. Er hat mich gebeten, darüber nachdenken zu dürfen. Ich persönlich finde die Ergänzung der beiden internationalen Projekte sehr gut.“ Auch bei Schule und Fußballakademie sei eine Zusammenarbeit durchaus denkbar. Der Magistrat sei erst nach der Kündigung der betroffenen Vereine informiert worden. Die Idee der Internationalen Fußballakademie war der Politik allerdings bekannt und die Stadt habe sich für eine „grundsätzliche Mehrheit“ für diese Idee „rückversichert“, wie Zimmer sagte. Er sehe es als „Akt der Fairness“ die Vereine schon jetzt zu informieren und auch die Kündigung auszusprechen, auch wenn die nächsten zwei Jahre erst einmal nichts passiere. Denn räumen müssten die Vereine das Gelände erst 2019. Die Pachtverträge seien ohnehin schon länger abgelaufen und in den vergangenen Jahren nur noch jährlich verlängert worden.
Geflügelzuchtverein, Vogelschützer und Schützen
„Uns ist klar, dass jetzt keiner Hurra schreit, aber wir haben klar kommuniziert, dass wir Ausgleichsfläche schaffen werden. Es ist noch ausreichend Zeit nach Lösungen zu suchen“, sagte der Rathauschef. Der Geflügelzuchtverein und die Vogelschützer seien ebenso wenig von den Plänen an der Lettkaut betroffen, wie die Schützen. Doch die Vereine, die ihre Grundstücke jetzt hergeben sollen, reagieren sehr empfindlich auf die Kündigung und sind alles andere als einverstanden. „Vergangenen Donnerstag hat uns Dieter Zimmer mit Martin Burlon als Zeugen die Kündigung persönlich in unserem Vereinsheim überreicht. Wir sind entsetzt“, sagt Günter Neukirch, Vorsitzender der Kleingartenanlage. Die Gärtner betreiben insgesamt 250 Gärten und von der Kündigung unmittelbar betroffen sind die 95 Grundstücke an der Lettkaut.
95 Kleingarten-Grundstücke an der Lettkaut sind betroffen
„Hier verbringen Senioren ihre Tage, die Anlage ist sehr gepflegt, wir haben Familien, mit Kindern, die in einer Wohnung leben und an den Wochenenden ihre Zeit hier verbringen – das alles soll jetzt mit diesem Brief zunichte gemacht werden. Wir haben Gärten, die sind seit über 50 Jahren in einer Hand, und andere, sind über drei Generationen weiter gereicht worden“, kann es Günter Neukirch nicht fassen. In den vergangenen Jahrzehnten sei die Lettkaut immer als „grüne Lunge von Dreieich“ bezeichnet worden. „Das gilt jetzt offensichtlich nicht mehr“, sagt der Vereinsvorsitzende. Die Kleingärtner kündigten an, in jedem Falle den Klageweg beschreiten zu wollen. Zur Mitgliederversammlung ist schon eingeladen. Günter Neukirch vermutet, dass dies ein Fall für das Verwaltungsgericht ist. „Und die sind ja sowieso überlastet – die Zeit wird für uns spielen“, ist sich der Kleingärtner sicher. Horst Lauer, Schriftführer des Geflügelzuchtvereins ist ebenfalls maßlos enttäuscht. „Unser Verein feiert in diesem Jahr 110. Geburtstag – das ist ja ein tolles Geburtstagsgeschenk für uns“, sagte der Geflügelzüchter. Ganz überrascht habe ihn die schlechte Nachricht jedoch nicht. In der Dreieicher Gerüchteküche wurde schon länger verbreitet, dass das Sportgelände vergrößert werden muss. „Wir sollen jetzt alle verschwinden, weil sich da auf dem Fußballplatz jemand verwirklichen will“, wettert Lauer.