Keine Fußballakademie und Internationale Schule Großprojekt in der Lettkaut ist gescheitert

Alexander Deissler erntet in seinem Garten an der Lettkaut Auberginen. Er ist froh, dass es jetzt eine Zukunft für die Sprendlinger Kleingartenanlage gibt. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Der große Plan, mit der Strothoff International School und einer deutsch-chinesischen Fußballakademie angrenzend an das Vereinsgelände des SC Hessen Dreieich einen Sport- und Bildungscampus zu errichten, ist ad acta gelegt.

Im September 2017 hatten die Stadtverordneten mit den Stimmen von CDU, SPD und FWG einen Grundsatzbeschluss über die Entwicklung von Bildungs- und Sportflächen in der Lettkaut gefasst. Zuvor hatte es massive Proteste und Demonstrationen der Sprendlinger Kleingärtner und Geflügelzüchter gegen das Projekt gegeben. Für den Bau der Internationalen Schule hätte der Großteil der Gärten weichen müssen. Ein angestrebtes Bürgerbegehren war aufgrund von Formfehlern gescheitert. 

Kleingärten können bleiben

Dreieichs Bürgermeister Dieter Zimmer teilte mit, dass Unternehmer Hans Strothoff ihn darüber informiert habe, dass seine Schule zunächst am Standort des Haus des Lebenslangen Lernens (HLL) bleibe. Er hat die Option zur Verlängerung des Mietvertrages mit dem Kreis Offenbach gezogen, und so können die Schüler die kommenden zehn Jahre am HLL unterrichtet werden. Damit scheitern alle großen Pläne für die Lettkaut und die Gärten können bleiben. „Leider kann damit die eigentlich sinnvolle und notwendige Erweiterung der Internationalen Schule nicht so erfolgen“, bedauert Bürgermeister Dieter Zimmer. Er sieht den ausschlaggebenden Grund für das Scheitern in den „erkennbaren Widerständen“ gegen die Planungen.

Enger Zeitplan war nicht einzuhalten

 „Es ist nicht mehr damit zu rechnen, dass der enge Zeitplan für die Realisierung des Projektes eingehalten werden kann“, sagte Zimmer weiter. Die Dauer des Bebauungsplanverfahrens sei von Anfang an auf gut zwei Jahre ausgelegt gewesen, erläutert Zimmer. Davon sei nun schon ein Jahr vergangenen. „Es ist sehr fraglich, ob auch bei Abarbeitung und Ausräumen der der planungsrechtlichen Bedenken nach Ende des Bauleitplanverfahrens mit einem zeitnahen Baubeginn zu rechnen ist, da weitere planungsrechtlichen Auseinandersetzungen bis hin zu Klageverfahren möglich sind“, erläutert der Rathauschef. Zimmer betont, dass durch die öffentlich geführte Diskussion und die „Art und Weise der Auseinandersetzung“, dazu geführt haben, dass bei den Dreieicher Unternehmern Hans Strothoff und Hans Nolte und ihren Partnern viel Vertrauen verloren gegangen sei. „Das waren zum Teil Hetz- und Hasskampagnen in einem so mir bislang in Dreieich nicht bekannten Ausmaß. Da hätte ich mir auch mehr Unterstützung aus der Politik gewünscht“, sagte Zimmer.

Ohne Internationale Schule keine chinesische Fußballakademie

Ohne die Internationale Schule werde es aber keine chinesische Fußballakademie an dem Standort geben. „Ob die alternative Idee einer Internationalen Fußballakademie als gemeinsame Konzeption mit Eintracht Frankfurt weiterverfolgt wird, ist noch offen und bleibt abzuwarten. Es wird letztlich aber davon abhängig sein, ob das Gelände ohne Internationale Schule als Sport- und Freizeitgelände politisch gewollt ist und planungsrechtlich weiterentwickelt werden kann,“ sagte Dieter Zimmer. Ein Bebauungsplan sei für das Areal an der Lettkaut auch ohne jede Veränderung nötig, denn Teile der Kleingartenanlage haben bis heute keine planungsrechtliche Genehmigung. Diese brauche es aber, um den Fortbestand an dieser Stelle zu sichern.

Ende der Planung für Sport- und Bildungscampus

Die Nachricht vom Ende der Planungen für den Sport- und Bildungscampus an der Lettkaut hat eingeschlagen wie ein Blitz. Hans Nolte, Initiator der Idee für die Fußballakademie, erläutert seine Sicht, warum nach dem Aufstellungsbeschluss vor einem Jahr der Plan nicht weiterverfolgt wird: „Im April dieses Jahres wurde noch einmal auf die terminlichen Abhängigkeiten bei einer Realisierung der Campus-Idee hingewiesen“, erklärt der Unternehmer. Dabei seien Flächenbedarfe benannt und Vorschläge zur Anordnung von Gebäuden skizziert worden. „Es war spätestens jetzt klar, dass die bestehende Kleingartenanlage dem Projekt vollständig hätte geopfert und alle Kleingärten für die Pächter und die Stadt Dreieich kostenneutral hätten umgesiedelt oder abgefunden werden müssen. Hierüber ließ sich bis zuletzt, weder politisch noch materiell Einigkeit herstellen.“

Politik äußert sich zum Scheitern

Die Politik äußert sich zum Scheitern des großen Projektes ebenfalls: Hartmut Honka, Fraktionsvorsitzender der CDU, bedauert diese Entwicklung. Er kritisiert das Verhalten von Bürgermeister Dieter Zimmer in dem politischen Prozess in den vergangenen zwei Jahren. „Vor allem seine einsamen Entscheidungen rund um die Kündigung der Pachtverträge haben die Diskussion und das politische Klima in Dreieich belastet.“ Die jetzt von Zimmer geäußerte Kritik von mangelnder Unterstützung durch die Parteien wies Honka von sich. Holger Dechert, Fraktionsvorsitzender der SPD lies verlauten, dass seine Fraktion es schade finde, dass die Stadt Dreieich keinen Sport- und Bildungscampus in der Lettkaut bekommen wird. „Wir können verstehen, dass dieser Planungsprozess gezeigt hat, dass sich das Projekt nicht in der gewünschten Zeit realisieren lässt und dann eben andere Alternativen sinnvoller zum Ziel führen“, schreibt Dechert in seiner Erklärung. Für Marco Lang, Fraktionschef der FWG ist die „Beerdigung“ des Vorhabens überraschend. „Die Freien Wähler sind nicht nur enttäuscht über diese Entwicklung, sondern auch über die pauschale Aussage von Herrn Zimmer, ein fehlendes öffentliches Bekenntnis der Politik habe zu diesem Ergebnis beigetragen“, sagt Lang. Gemeinsam mit CDU, SPD und FDP hätte sich seine Fraktion mehrfach öffentlich für das Projekt ausgesprochen. Für die Grünen ist es indes keine Überraschung, dass der Campus nicht realisiert wird. „Die Initiatoren inklusive Bürgermeister haben die Sache von Anfang an falsch angepackt und völlig unterschätzt“, sagt Fraktionssprecherin Heidi Soboll. Für die Grünen war die Lettkaut der falsche Standort – sowohl für die Internationale Schule, als auch für die Fußballakademie. „Das Vorgehen der Initiatoren, bis hin zur unabgestimmten Kündigung für den Kleingartenverein durch den Bürgermeister, haben dem Projekt die öffentliche Akzeptanz entzogen“, sagte Fraktionssprecher Roland Kreyscher. Auch die Erwartung der Initiatoren, man könne binnen zwei Jahren Baurecht im Außenbereich schaffen, sei von Beginn an unrealistisch gewesen.

Kleingärtner atmen auf

Die großen Gewinner dieser Entscheidung sind die Kleingärtner: „Ich atme jetzt natürlich auf“, sagt Hartmut Schmitt, Kassenwart der Kleingärtner Sprendlingen. „Die, die jetzt sagen „Wir haben gewonnen“, kann ich allerdings nicht verstehen. Wir haben das Projekt wahrscheinlich mit unserem Widerstand verzögert. Aber ich vermute, dass hinter dem Scheitern eher die Untere Naturschutzbehörde steckt.“ Michael Vogel, kommissarischer Vorsitzender des Vereins, ist ebenfalls erleichtert: „Dass keine Internationale Schule bei uns an der Lettkaut gebaut wird, ist eine gute Nachricht.“ Er hofft jetzt, dass die Kleingartenanlage komplett erhalten bleibt. „Das wird auch die Gärtner wieder motivieren, denn viele haben in diesem Jahr nichts gemacht. Niemand wollte mehr Geld und Mühe in den Garten investieren, wenn wir möglicherweise bald ausziehen müssen. Jetzt kann es bleiben, wie es ist.“