Angehende Reichwein-Abiturienten bringen Büchners Lustspiel „Leonce und Lena“ auf die Bühne Flucht in die weite Welt der Hoffnung

Angehende Abiturienten im Kursus „Darstellendes Spiel“ am Heusenstammer Adolf-Reichwein-Gymnasium haben unlängst das Stück „Leonce und Lena“ von Georg Büchner auf die Bühne gebracht. Foto: Michelle Adam

Heusenstamm (mia) – Mehr als 120 Jahre nach der Uraufführung von Georg Büchners Werk „Leonce und Lena“ hat der Q2-Kurs Darstellendes Spiel des Adolf-Reichwein-Gymnasiums (ARG) unter Leitung von Daniel Sander seine Interpretation des Stücks auf die Bühne gebracht.

Die 17 Schülerinnen und Schüler im Alter von etwa 17 Jahren haben seit ungefähr zwei Jahren Schauspielunterricht, welcher sich aus theoretischen und praktischen Elementen zusammensetzt. Die Entscheidung, „Leonce und Lena“ aufzuführen, haben die angehenden Abiturienten und Abiturientinnen gemeinsam mit ihrem Lehrer vor einem halben Jahr getroffen. Dazu Daniel Sander: „Das Stück ist auch heute noch sehr relevant. Die Protagonisten erleben einen tiefen Weltschmerz, wollen sich nicht in ihr vorgegebenes Schicksal fügen und fliehen in die weite Welt, in der Hoffnung, dort ihr Glück zu finden.“

Das einzige Lustspiel Büchners handelt von einer verrückten Liebesgeschichte zwischen Leonce und Lena. Leonce, Prinz des Königreiches Popo, ist gelangweilt von seinem Leben. Doch sein Vater, König Peter, hat bereits Pläne für die Zukunft des Prinzen gemacht. Leonce soll die ihm unbekannte Prinzessin Lena aus dem Königreich Pipi heiraten.

Um dem Schicksal einer arrangierten Hochzeit zu entgehen, flieht er mit seinem Diener Valerio aus dem Palast. Auf seiner Flucht trifft er zufällig auf Lena, die ebenfalls versucht, der bevorstehenden Hochzeit zu entgehen. Die beiden verlieben sich spontan ineinander – ohne zu ahnen, dass sie die jeweils versprochenen Partner sind. Verkleidet kehren sie in den Palast zurück. Dort werden sie als Automaten vorgestellt, die jede menschliche Funktion erfüllen können, und König Peter beschließt, die beiden aufgrund der scheinbaren Abwesenheit des Prinzen und der Prinzessin zu vermählen. Am Ende der Zeremonie geben sich Leonce und Lena zu erkennen und stellen sich ihrem vorgezeichneten Schicksal. Sie werden König und Königin des Reiches Popo.

Die Schülerinnen und Schüler haben sich für eine moderne Interpretation von „Leonce und Lena“ entschieden. Dazu waren alle Schauspieler schwarz gekleidet und nur vereinzelt wurde auf Requisiten zurückgegriffen. Besonders war auch, dass die Rollen von Leonce, Lena und Valerio von jeweils vier Schauspielern parallel verkörpert wurden. Dazu erhielt jede Figur ein typisches Accessoire, um einen Wiedererkennungswert für die Zuschauer zu schaffen. So trug die Figur Lenas beispielsweise immer einen bestimmten Haarreif, unabhängig davon, von welcher Schauspielerin sie gerade dargestellt wurde. Die Hauptfiguren wurden von Julian Fassmann, Maik Rahn, Simon Khan und Jan Kugler als Leonce sowie Helena Ralevic, Marlene Vogt, Jessica Langhammer und Tina Tomic als Lena verkörpert.

Ziel der etwa einstündigen Darstellung war es, den Zuschauer zum Nachdenken zu bewegen.

„Aus dem Stück ergeben sich zentrale Fragen, die nur jeder für sich beantworten kann“, meinte Daniel Sander. Insbesondere sollte das Stück dazu anregen, sich darüber klar zu werden, was tatsächlich wichtig im Leben ist, und wofür man als Person einstehen möchte.

Dieses Ziel haben die Schülerinnen und Schüler durch ihre gute und durchdachte Performance bei ihrem Publikum in der ARG-Aula sicher erreicht.