Bürgermeister-Duell in Egelsbach/Fortsetzung auf Seite 2 Kandidaten beziehen Stellung

Amtsinhaber Jürgen Sieling (von links) diskutierte mit seinen Herausforderern Axel Vogt (FDP) und Tobias Wilbrand (Grüne) über Egelsbacher Themen wie den Bau einer weiterführenden Schule und das Eigenheim. Foto: zcol

Egelsbach (zcol) – Das Interesse an den Bürgermeisterkandidaten ist groß, im Jugendzentrum unter dem Egelsbacher Bürgerhaus ist am vergangenen Samstag kein Platz mehr frei. Im hinteren Bereich stehen die Egelsbacher, die hören wollen, wie sich die Kandidaten positionieren.

Der Verein für Jugendsozialarbeit und Jugendkulturförderung Rhein-Main hatte Amtsinhaber Jürgen Sieling (SPD) und seine Herausforderer Axel Vogt (FDP), Tobias Wilbrand (Grüne) und Jörg Leinberger (parteilos) ins Juz eingeladen. Letzterer musste krankheitsbedingt absagen. Das Publikum, gut 100 Interessierte, war gemischt. Aber letztlich saßen wohl doch ein paar mehr Erwachsene im Saal, als ursprünglich beabsichtigt. Die Themen waren dann aber ganz klar auf die Interessen der Jugend abgestimmt: Soll Egelsbach wieder eine weiterführende Schule bekommen? Wann kommt endlich der lang ersehnte Bolzplatz? Wird es einen Pumptrack (hügelige Fahrradbahn) geben? Und wie steht es um die Zukunft des Egelsbacher Eigenheims? Kniffelige Fragen, die nicht erst seit gestern auf der Agenda stehen.

Zum Thema Schule wies Jürgen Sieling auf die Tatsache hin, dass nicht Egelsbach eine Schule baue, sondern der Kreis als Schulträger dafür verantwortlich sei. „Wir haben 2014 das letzte Mal eine Anfrage gestellt. Damals kam die klare Antwort: Nein, das könnt ihr euch abschminken“, sagte Sieling. Aber die Situation habe sich verändert. Der Zuzug in die Region verursache Druck auch auf die Schulen.

„Wir werden wieder eine Anfrage stellen, aber in den nächsten drei bis vier Jahren wird hier wohl nichts passieren. Ich bin nicht so blauäugig, jetzt kurzfristig eine Schule zu versprechen. Der Kreis hat 600 Millionen Euro Schulden“, erläutert Sieling. Axel Vogt hält die Lage für eine eigene weiterführende Schule für nicht ganz so aussichtslos. Wichtig sei es aber, eine Schule mit gymnasialem Zweig in Egelsbach zu etablieren.

„Aber der Druck auf die Langener Schulen wird größer, es wird bald 500 mehr Grundschüler in Langen geben. Die wechseln ja auch eines Tages auf die weiterführenden Schulen. Mit diesen Argumenten sollten wir mit dem Kreis verhandeln.“ Tobias Wilbrand regte eine Zwischenlösung für Egelsbach an. Vielleicht könne Egelsbach eine Zweigstelle einer der weiterführenden Schulen in Langen bekommen.

Also halten alle Kandidaten langfristig eine neue Schule in Egelsbach für denkbar. Richtig spannend wurde die Diskussion um den geplanten Bolzplatz und einen Pumptrack am Bauhof. „Seit über sechs Jahren schaffen wir es nicht, eine Entscheidung für den Bolzplatz zu treffen. Die Fläche am Bauhof ist die richtige. Sie ist zentral genug, aber doch wird dort keiner gestört, wenn es mal lauter ist“, betont Jürgen Sieling.

Er forderte, endlich eine Entscheidung zu treffen, um den Platz noch 2018 zu realisieren und wirbt mit dem ersten Jugendforum, dass am 28. Februar einberufen wird und mitentscheiden soll. Tobias Wilbrand betonte, dass ihm der Bolzplatz zunächst wichtiger sei, als ein Pumptrack. Er bringt auch noch einen neuen Standport ins Spiel: „Wir könnten den Parkplatz der Grundschule zum Bolzplatz umfunktionieren. Der liegt direkt am Sportgelände und der Kreis kann die alte Sporthalle abreißen und die Fläche zum Parkplatz machen“, erklärt Wilbrand. Aber egal wo ein Bolzplatz entstehen kann, es seien bereits 35.000 Euro im Haushalt eingestellt, um die Fläche zu realisieren. Eltern im Publikum regten Tischtennisplatten und Basketballkörbe im Egelsbach an. Axel Vogt will diese Themen im Jugendforum diskutiert wissen: „Das sind doch genau die Fragen, die euch interessieren. Wir müssen mehr darüber diskutieren, wie Egelsbach sich entwickeln soll. Wie soll es mit der Jugendarbeit weitergehen, was wünscht ihr euch? Das sind die Fragen, die wir in dem Forum mit Euch besprechen wollen“, sagte Vogt.

Wie das Jugendforum weitergeführt werden soll, wird an diesem Nachmittag nicht näher thematisiert. Bekommt es Rede- oder gar Antragsrecht – alles Dinge die sich wohl nach dem 28. Februar finden werden. Beim Dauerbrenner Eigenheim ist sich Sieling sicher, dass das Gebäude in fünf Jahren komplett saniert und eine gute Heimat für die Vereine in der Gemeinde sein wird. „Aber dafür muss Egelsbach signifikant Geld in die Hand nehmen. Wir haben es jetzt geschafft alle Auflagen zu erfüllen, die Verrohrung und Elektrotechnik ist komplett neu. Das wird jetzt nicht der schnelle Schuss, sondern eine nachhaltige Aufgabe“, mahnt Sieling zur Geduld.

Tobias Wilbrand ist froh, dass das Eigenheim seine Chance durch den Bürgerentscheid bekommen hat. „Jetzt müssen wir alle ins Boot holen, nach den jüngsten Querelen die Wogen glätten.“ Axel Vogt kritisierte an dieser Stelle seinen Kontrahenten Sieling: „Der Bürgermeister hätte bei den atmosphärischen Störungen, die es ja schon länger gibt, früher gegensteuern müssen.“

Es könne in dieser Diskussion im Juz jetzt keine Wahlversprechen geben, dass die nächste Kerb wieder im Eigenheim gefeiert werde. Vogt ist überzeugt, dass die Eigenheimsanierung noch für zwei bis drei Jahre für Beschäftigung sorgen wird.

„Wir brauchen neben Kerb und Fastnacht dort mehr Veranstaltungen und ein richtiges Konzept“, fordert der FDP-Politiker.

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