Fortsetzung von Seite 1/ Bürgermeisterstichwahl: Grüner gewinnt Tobias Wilbrand zieht ins Rathaus ein

Tobias Wilbrand kann sein Glück kaum fassen und freut sich gemeinsam mit seiner Familie über den Wahlsieg. Foto: zcol

Egelsbach (zcol) – Das war eine deutliche Überraschung: In der Stichwahl schlägt der Herausforderer Tobias Wilbrand den Amtsinhaber Jürgen Sieling. Nach vielen Jahrzehnten sicher in sozialdemokratischer Hand, wird erstmals ein grüner Bürgermeister auf dem Rathausstuhl in Egelsbach Platz nehmen. Tobias Wilbrand erreichte 53,3 Prozent der Stimmen, 2241 Stimmen in absoluten Zahlen. Jürgen Sieling verbuchte 46,7 Prozent (1962 Stimmen) auf sich. Gleich das erste Wahllokal, das im Sitzungssaal des Egelsbacher Rathaus eintrudelte, war in grüner Hand: 63 Prozent der Wähler in Bayerseich entschieden sich für Wilbrand. Da geht schon ein kleiner, unterdrückter Jubel durch die „grüne Ecke“ vor den Bildschirmen. Während Tobias Wilbrand mit seiner Familie und den Unterstützern mit den Bürgern mitfieberte, zog Jürgen Sieling gemeinsam mit seiner Frau Sabine das ruhige Amtszimmer vor. Ganz so deutlich wie in Bayerseich war das Endergebnis dann nicht. Aber Tobias Wilbrand lag bei schwachen 48,7 Prozent Wahlbeteiligung in sieben von zehn Wahlbezirken vorn. Jürgen Sieling gewann den Bezirk Bürgerhaus und die beiden Briefwahlgebiete. Erst als der letzte Wahlbezirk ausgezählt ist, bricht der Jubel bei dem neuen Rathauschef aus. Wilbrand kann sein Glück kaum fassen: „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und kann nur meinem unfassbar starken Wahlkampfteam danken. Sie haben es so verdient, heute Abend zu feiern.“ Wilbrand ist sich sicher, dass er mit inhaltlichen Themen punkten konnte: Mehr Transparenz, klare Strukturen für die Gemeinde und mehr Kommunikation zwischen den Bürgern und auch in der Politik. „Ich wusste, es wird knapp. Aber ich wusste auch, dass wir Bewegung nach Egelsbach gebracht haben. Die Leute wollen Veränderung“, habe er erfahren. In den letzten zwei Wochen hat der grüne Kandidat mit seinem Team noch ordentlich Wahlkampf gemacht. Eine eigene Zeitung, zwei Wahlstände und am Wahltag hat er Brötchen mit seinen Unterstützern in der Gemeinde verteilt. Am 19. Juni wird es dann ernst. Bis dahin will er noch Einiges lernen: „Ich werde in den verschiedenen Abteilungen im Rathaus hospitieren und auch beim Hessischen Städte- und Gemeindetag schon ein paar Seminare besuchen“, sagt er. Ein sichtlich enttäuschter Jürgen Sieling kann sich den Ausgang der Wahl nicht erklären. „In absoluten Zahlen habe ich 200 Stimmen mehr als im ersten Wahlgang. Aber Tobias Wilbrand hat die Stimmen der anderen beiden Kandidaten beinahe komplett abgeräumt. In Sachen Wahlkampf kann ich mir eigentlich keinen Vorwurf machen“, so der amtierende Rathauschef. Er gehe erst einmal in den Urlaub und dann habe er drei Monate Zeit, um zu überlegen, wie es weitergeht. „Ich werde mir natürlich wieder einen Job suchen, das wird sich schon alles finden“, sagt Sieling.