BÜRGERMEISTERWAHL Wilbrand und Friedberger in der Stichwahl Entscheidung in Egelsbach fällt erst am 3. März

Applaus für die beiden Finalisten: Tobias Friedberger (CDU) und Tobias Wilbrand (Grüne, von rechts) müssen am 3. März in der Stichwahl noch mal ran. Bild: Strohfeldt

Egelsbach – Um 19.13 Uhr am vergangenen Sonntag brandet im Sitzungssaal des Egelsbacher Rathauses Applaus auf, als der letzte von zwölf Wahlbezirken ausgezählt ist und das vorläufige Endergebnis der Bürgermeisterwahl über die Bildschirme flimmert. Doch überschäumende Freude ist nicht angesagt. Denn im ersten Wahlgang setzt sich kein Bewerber durch. Somit kommt es zur Stichwahl am Sonntag, 3. März, zwischen Tobias Wilbrand (Grüne) und Tobias Friedberger (CDU), Daniel Görich ist raus.

Amtsinhaber Wilbrand holt in der ersten Runde die meisten Stimmen, kommt auf 42,8 Prozent. CDU-Mann Friedberger liegt mit 29,7 Prozent auf Platz zwei und leicht vor SPD-Kandidat Daniel Görich (27,5 Prozent), der sich damit verabschiedet hat. Am Nachmittag geben sich noch alle drei Kandidaten optimistisch. Während Friedberger betont, sein Ziel sei es, „auf jeden Fall, die Stichwahl zu erreichen“, hat auch Görich ein gutes Gefühl. „Ich rechne mit allem. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es eine Stichwahl geben wird“, sagt der Sozialdemokrat.
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Wilbrand hingegen glaubt an einen möglichen Sieg im ersten Durchgang: „Ich hoffe, dass ich eine Stichwahl vermeiden kann.“ Als dann um 18.22 Uhr die ersten Zahlen auf den Bildschirmen im Rathaus aufploppen, geht ein Raunen durch den Saal. Denn nach dem ersten der zwölf Bezirke liegt Friedberger mit 39 Prozent vorne. Eine faustdicke Überraschung.

Die Stimmung im Saal ist konzentriert, gebannt blicken die rund 50 Anwesenden auf die Mattscheiben und warten auf neue Zahlen. „Ich kann nicht sitzen bleiben“, sagt Wilbrand und tigert nervös durch den Raum. Friedberger beobachtet fast regungslos den Bildschirm, umringt von zahlreichen CDU-Kollegen wie dem Bundestagsabgeordneten Björn Simon, dem Landtagsabgeordneten Hartmut Honka und Landrat Oliver Quilling.

Doch schnell zeigt sich, dass seine frühe Führung nur eine Momentaufnahme war. Schon nach dem zweiten Bezirk übernimmt Wilbrand mit 37 Prozent den Spitzenplatz, gefolgt von Friedberger (34) und Görich (29). Auch wenn sich die Prozente im Laufe des Abends noch etwas verschieben, bleibt diese Rangfolge bis zum Ende der Auszählung bestehen. Daniel Görich verfolgt die Auswertung von zu Hause aus. Als sich für ihn früh ein enttäuschendes Ergebnis abzeichnet, kann er sich offenbar nicht mehr ins Rathaus aufraffen.

Nachdem die Helfer in den acht Wahllokalen und vier Briefwahlbezirken durch sind mit dem Stimmenzählen, fällt Friedberger seiner Frau Sonja um den Hals. „Das ist ein großartiges Ergebnis und eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit“, sagt der CDU-Kandidat mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Jetzt gilt es noch mal, sich für einen Wechsel in Egelsbach stark zu machen“, verspricht der 44-Jährige.

Auch Wilbrand nimmt zahlreiche Umarmungen von Familie und Parteikollegen entgegen, wirkt aber nicht ganz so euphorisch. „Ganz ehrlich: Ich bin ein bisschen enttäuscht“, gibt er zu. Er habe die vergangenen fast sechs Jahre hart gearbeitet und die vergangenen sechs Monate einen anspruchsvollen Wahlkampf betrieben. „Dass das von weniger als 50 Prozent der Wählerinnen und Wähler gewürdigt wird, hat mich ein bisschen überrascht. Aber so ist Demokratie.“ Jetzt heiße es, noch einmal Gas zu geben.

Görich teilt derweil per Textnachricht mit: „Ich danke meinem Team, das mit sehr viel Leidenschaft und Engagement für unsere Themen und für mich Wahlkampf gemacht und mich unglaublich unterstützt hat. Ich bin sehr enttäuscht, dass ich diese Unterstützung und Energie nicht in Taten im Rathaus umsetzen kann.“

Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Die Wahlbeteiligung hat sich im Vergleich zu 2018 leicht verbessert. 53,8 Prozent der 8.548 Wahlberechtigten geben diesmal ihre Stimme ab, davon 1.441 Personen via Briefwahl. Bei der Bürgermeisterwahl vor sechs Jahren hatten im ersten Durchgang 52,9 Prozent abgestimmt.  msc/Grafik: Gemeinde Egelsbach