FÜRSTLICHES GARTENFEST Hitzeresistente Pflanzen und Schwitzen in der mobilen Sauna Rosen werden die Gewinner sein

Bei strahlendem Sonnenschein strömten die Besucher in den Park. Bild: Strohfeldt

Langen – Kleine und große Pflanzen werden über die Wege geschoben, Geigen- und Hornklänge erfüllen die Wiesen und Höfe von Schloss Wolfsgarten und im Minutentakt halten Busse vor den Toren, die Hobbybotaniker und Gartenfreunde zum großen Pflanzenspektakel kutschieren. Tausende Besucher zieht es am Wochenende wieder zum Fürstlichen Gartenfest, um sich rund um Pflanzen zu informieren, inspirierende Gartenkunst zu entdecken und das gärtnerische Idyll zu genießen.

Ein Paradebeispiel für das diesjährige Thema „Die große Gartenschule“ ist direkt neben der Schlossmauer am Stand von Sylvia Knittel zu finden. Die Stuttgarterin hat während der Corona-Pandemie ihre Online-Gartenschule „campus botanicus“ gegründet und ist erstmals mit Vorträgen namhafter Gartenexperten Teil des Festes. „Wir bringen hier das Wissen aus der Onlinewelt in das reale Leben. Das ist total spannend“, meint sie bei der Premiere ihrer Offline-Gartenschule, bei der es nicht nur um die Auswahl der richtigen Pflanzen für einen Stadtgarten geht. Knittel selbst gibt nämlich auch Workshops zur Gartenfotografie und hat viele Tipps, wie eine Blüte ins richtige Licht gerückt wird. Besonders praktisch: Die Pflanzen, um die es das ganze Wochenende in den Vorträgen geht, können auf dem Marktplatz nebenan gleich erworben werden.

Richtig gebuddelt wird beim Workshop von Cassian Schmidt. Der Landschaftsarchitekt hat sich – zusammen mit den „Excellent Young Gardeners“ – auf die Fahne geschrieben, den Mohngarten mit neuen Gewächsen zu bepflanzen und dafür eine spezielle Wahl getroffen. „Ich habe den Namen etwas uminterpretiert und unter dem Titel ‚Mondgarten‘ eher helle Farben ausgesucht, die in das historische Ambiente passen“, sagt Schmidt. Nach der Vorstellung jeder einzelnen Pflanze legen die Junggärtner los und auch der eine oder andere Besucher darf einmal den Spaten schwingen. Ein Höhepunkt versteckt sich neben dem Teehaus zwischen Margaretenhalle und dem historischen Schwimmbad.
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Der Roßkopf-Schaugarten ist seit fast zehn Jahren immer wieder Anziehungspunkt für viele Pflanzenfreunde auf Schloss Wolfsgarten und nicht nur bei den Besuchern besonders beliebt, sondern auch bei verschiedensten Insekten, die um die Blüten summen und brummen. Dorothea und Matthias Scholz beobachten das Treiben und sind begeistert: „Wir waren schon einige Male hier und es ist immer wieder eine tolle Sache, in dieser Atmosphäre durch den Schlosspark zu streifen. Gerade der Sonnenschein ist fantastisch“, beschreibt Dorothea Scholz.

Weniger floral geht es beim Schreiner-Team von Lothar Weigel zu. Seine hölzernen Wellenliegen kennt man zum Beispiel von Wanderungen im Allgäu, er hat aber an diesem Wochenende etwas ganz Besonderes im Gepäck: Eine Sauna auf Rollen. Der Wagen sei früher ein Ziegenanhänger gewesen, den er in einem halben Jahr zu seiner eigenen Sauna umgebaut habe, sagt er. „Die Idee kam daher, dass ich auf meinem Mietgrundstück eine Sauna einrichten wollte, die ich aber auch mitnehmen kann, wenn ich dort einmal ausziehe.“ Mittlerweile produziert er die Schwitzbäder auch für Kunden und passt sie den Wünschen entsprechend ganz individuell an – ob mit Holz- oder Elektroofen, mit Doppeltür, Veranda oder kleinem Vorraum. Zwischen Eichhörnchenfiguren, die an Stämmen klemmen und die Baumkronen hinaufkraxeln, hat sich Ulrich Schäfer mit seiner Baumschule aus Erzhausen niedergelassen und Jahrzehnte alte Pflanzen mitgebracht: „Dieser japanische Löwenkopfahorn ist 30 Jahre alt, die Eibe dort hinten bereits 60 Jahre.“ Was ihm zu denke gibt, sind die steigenden Temperaturen in Städten, die er seit über fünf Jahren an den eigenen Bäumen zu spüren bekommt. „In Zukunft müssen wir den Boden immer mehr schattieren, damit er feucht bleibt. Durch die klimatischen Veränderungen kommen aber auch Gräser immer stärker in Mode und auch Rosen werden die Gewinner sein, denn sie kommen mit weniger Wasser aus“, weiß der Baumschulmeister.

Etwa 18.500 Besucher zählen die Veranstalter der Hessischen Hausstiftung um Projektleiterin Anja Heil bis gestern Nachmittag: „Die Stimmung ist klasse und das Wetter hätte nicht besser sein können. Wir sind wirklich mehr als zufrieden!“, lautet ihr Fazit.  zmk