Stadtparlament stimmt Kompromiss zu – Neubau fällt kleiner aus als ursprünglich angedacht Kompromiss beim Neubau der Markwaldschule

Freien Blick von der Nachmittagsbetreuung in die Auen gäbe es natürlich keinen mehr, wenn es nach den Plänen des Kreises geht. Auch mit dem Bolzplatz würde es nichts werden. Foto: man

Mühlheim (man) – Die Stadt und der Kreis Offenbach haben in punkto Neubau der Markwaldschule unterschiedliche Vorstellungen. Um den vom Kreis geplanten Neubau der Markwaldschule zu simulieren, ließ Mühlheim am 28. November vor Ort vier Planen aufziehen. Abgeordnete aus dem Stadtparlament, Eltern und Anwohner schauten sich die Geschichte an. Im so gut wie fertigen Neubau der Nachmittagsbetreuung entwickelte sich im Anschluss eine hitzige Diskussion. Als die Planen hochgezogen sind, spricht Silke Traser, die Leiterin der Markwaldschule, scherzhaft von „Christo in Mühlheim“. Nur steckt darunter kein Gebäude, was sich nach dem Willen des Kreises aber ändern soll.

Bürgermeister Daniel Tybussek leitet ein, alltäglich sei es nicht, dass eine Stadt nicht euphorisch reagiere, wenn der Kreis anbiete, für den Neubau einer Schule Millionen springen zu lassen. Der Grund: Der Standort gefällt vielen nicht. Tybussek spricht vom Architekturwettbewerb 2016, in dessen Jury auch der Kreis saß. Damals sei es um ein „städtebaulich überzeugendes Konzept“ gegangen, um einen „konsequenten Außenbezug der Räumlichkeiten“, um einen „Blickbezug über den Bolzplatz in die Aue“. Der von der Stadt bezahlte 2,3 Millionen. teure Bau der „raum-z Architekten Frankfurt“ wird Anfang Januar bezugsfertig sein.

Das Gesamtkonzept werde zur Makulatur, wenn das zweistöckige, fast 80 Meter lange Gebäude, nur einen Katzensprung von der Schulbetreuung entfernt, zum einen den Blick auf die Auen versperre, zum anderen den Kindern neben dem Licht, auch den Bolzplatz nehme.

Der Kreis argumentiert, mit seiner Option sei es möglich, während des Neubaus den laufenden Schulbetrieb im alten Gebäude weiter laufen zu lassen. Der Umzug in Container während Abriss und Neubau bedeute Mehrkosten von 1,5 Millionen Euro. Die seien nicht durch Mittel des kommunalen Investitionsprogramms (KIP) gedeckt.

Die Stadt brachte die „Idee“ ins Spiel, den Neubau in L-Form um das alte Gebäude zu platzieren, der Betrieb könnte dann ebenfalls wie gehabt weiterlaufen. Tybussek legt Wert darauf, dass es sich um keinen „Entwurf der Stadt“ handele, sondern um „eine Idee, quasi in einer halben Stunde hingezeichnet“. Der Rathauschef ficht mit Silke Traser einen Dissens aus. Im Interesse der Schulleiterin liegt es, die Raumnot so schnell wie möglich zu beheben. Traser hofft, „dass jeder die Fantasie hat, sich eine Fensterfront in dem neuen Gebäude vorzustellen“. Außerdem wertet die Leiterin „die räumliche Verzahnung“ mit der Nachmittagsbetreuung positiv. Das sieht der Anwohner Andreas Seidl anders, der als Erzieher in Offenbach arbeitet, „ob zehn Meter weiter oder näher ist egal, die Verzahnung läuft zwischen den Köpfen“. Tybussek hakt ein und benennt die Goethe-Schule als Beispiel funktionierender Kooperation, auch wenn die Häuser nicht nebeneinander stünden. Ein weiteres Argument „gegen den Monumentalbau am Ortseingang“ sei, dass gegenüber ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück zum Verkauf stünde. Ein Investor könnte unter den Umständen einen ähnlichen Klotz in das Gebiet stellen, das keinem Bebauungsplan unterliege. Der Charakter des Viertels veränderte sich.

Volker Westphal, Grüner Abgeordneter im Stadtparlament, hält bei einem Einspruch der Stadt gegen das Projekt die Gefahr für zu groß, dass am Ende, wegen Ablauf der Förderfrist, überhaupt kein neues Gebäude entstünde. Außerdem gebe es mehrere Beispiele für Ortseingänge, die architektonisch nicht gelungen seien. Den Hinweis kontert Anwohner Nico Fröhlich: „Dass es anderswo auch blöd ist, ist kein Argument.“

Er sei Vater eines dreijährigen Kindes, das von der Entwicklung betroffen sein werde: „Lieber wird es im Container unterrichtet, als dass hier hundert Jahre ein Klotz steht.“ Die Option, entweder gleich oder gar nicht zu bauen, werte er als Erpressung, „das muss in Ruhe durchdacht werden“. Der Architekt Gerald Marx sieht den architektonischen Kontext zur Landschaft und den pädagogischen Zweck des Gebäudes durch die Pläne des Kreises konterkariert. Wegen der Unterbringung während der relativ kurzen Bauphase werde die Immobilie für die nächsten hundert Jahre das Bild bestimmen. Marx bezweifelt ebenso wie Bürgermeister Tybussek, dass die Container-Lösung tatsächlich 1,5 Millionen Euro koste.

Am 6. Dezember stimmte das Stadtparlament dann aber einem Kompromiss zu. So soll das neue Schulgebäude nach der nun mit einer Grundfläche von 75 auf 20 Meter und einer Höhe von 7,5 Metern drei Meter kürzer ausfallen und den Neubau der Schulbetreuung nun lediglich um 2,5 Meter – einen halben weniger als ursprünglich – überragen. Außerdem wurde der geplante Bau auf dem Gelände so verschoben so verrückt, dass der Abstand zum Gebäude der Betreuung nun elf Meter betragen soll, der Blick aus deren Speisesaal auf die Rodauauen frei bleibt.