Günter Kaspar ist kommissarischer Leiter der Markwaldschule Tanz auf zwei Hochzeiten

Im Moment muss Günter Kaspar parallel auf zwei Hochzeiten tanzen. Kommissarisch sitzt der Leiter der Waldschule in Obertshausen auch in der Markwaldschule im Chefzimmer und hofft auf Nachfolge. Foto: man

Offenbach (man) – Günter Kaspar wusste erst kurz vor dem Beginn des laufenden Schuljahrs, dass er an der Markwaldschule antreten wird. Der Pädagoge agiert momentan als kommissarischer Leiter. Das heißt, er musste vor kurzem auch die Erstklässler, die am ersten Tag noch erwartungsfroh mit ihren Schultüten durch die Tore laufen, samt Eltern und Anhang begrüßen.

In seiner Ansprache verglich Günter Kaspar die Schule mit dem Urlaub. Auch im Urlaub sei es wichtig, pünktlich am Bahnhof oder Flughafen zu erscheinen. Manchmal könne es anstrengend werden, „wenn die Eltern mit einem auf den Berg wandern wollen“.

Der Mann steht selbst gerade quasi mit gespreizten Beinen auf zwei Gipfeln. Die Waldschule in Obertshausen leitet er parallel. Vor 17 Jahren fing er dort an. Mit der Markwaldschule verbindet Günter Kaspar aber eine besondere Premiere: 1974 gab er hier den ersten Unterricht seines Lebens. Ende des Halbjahres geht der 63-Jährige in Rente. Der Mann wirkt aber nicht wie einer, der es mit der Aussicht aufs Finale lässig angehen lässt.

Die Markwaldschule sei auf einem guten Weg, an dem Annette Christoph trotz ihrer kurzen Amtszeit von zwei Jahren großen Anteil habe. Der Neubau für die Nachmittagsbetreuung sei bewilligt. Bald finden dort 170 Schüler einen Platz. Für die Waldschule in Obertshausen steht mit Konrektorin Elke John seine Nachfolgerin fest. Die Markwaldschule habe die Leitungsstelle gerade ausgeschrieben.

Viele Lehrerinnen argumentierten, sie wollten nah an den Kindern arbeiten, lieber mehr unterrichten, sich weniger Verwaltungsfragen widmen. Kaspar lässt das Argument nur zum Teil gelten. Zum einen unterrichtete auch die Schulleitung ein paar Stunden, „zum anderen lässt sich auf dem Posten viel gestalten“. Das bezieht der Diestesheimer vor allem auf die Markwaldschule. Hier komme es darauf an, den Unterricht am Vormittag inhaltlich mit der Nachmittagsbetreuung zu koordinieren. Das heißt für Kaspar auch, ausgebildete Pädagogen einzustellen und keine unqualifizierten Kräfte, die sich ansonsten nicht vom Amt vermitteln lassen.

Bei der Nachfolgesuche für Annette Christoph, die in Frankfurt eine Schulleitung übernimmt, verwendet Kaspar eine weitere Allegorie. Er vergleicht die Ausschreibung mit Angeln: „Man braucht einen prachtvollen Wurm.“ Den sieht er zum einen in den Gestaltungsmöglichkeiten, zum anderen „in einem angenehmen und engagierten Kollegium“. Hinzu komme ein finanzieller Aspekt. Die Besoldungsgrenze für den Leitungsposten liege bei 180 Schülern. Die Markwaldschule liege im Moment bei 179. Bisher hätten besonders Alleinerziehende ihre Kinder wegen der zu wenigen Nachmittagsplätze abmelden müssen. Das werde sich ändern. Kaspar erwähnt noch einen weiteren Pluspunkt: „Ute Heß, die Sekretärin, leistet Arbeit, die für jeden Leiter Gold wert ist.“