Walter und Brunhilde Jung feiern Eiserne Hochzeit Im Saalbau Glock hat´s einst gefunkt

Zur Eisernen Hochzeit gratulierten dem Ehepaar zwei Söhne mit Schwiegertöchtern, sechs Enkel und drei Urenkel. Foto: m

Mühlheim (m) – Seit stolzen 65 Jahren verheiratet sind Walter und Brunhilde Jung, geborene Rammler. Am Mittwoch vergangener Woche feierten sie das Fest der Eisernen Hochzeit. Kennengelernt haben sie sich aber schon 1949, erzählt das Paar.

Die Heimat des Schlesiers ist Friedland im Bezirk Breslau. Dort wuchs er mit einem älteren Bruder auf.

Der Vater war Vorschmied und wartete die Geräte für die Kohleförderung. Im Alter von fünf Jahren zog seine Familie zur Grube in Waldenburg.

Im Januar 1945, als Walter Jung gerade die Gesellenprüfung als Zimmermann abgelegt hatte, wurde er zum Militärdienst eingezogen.

Er hatte sich zur Luftwaffe gemeldet und legte den Segelflugschein ab. Mit den anderen jungen Soldaten wurde er nach Glatz und zur Ausbildung nach Meiningen versetzt. „Ich hatte noch keinen einzigen Schuss abgegeben, als ich in Rudolstadt von den Amerikanern gefangen genommen wurde“, schilderte Jung sein Glück. Er wurde auf die Rheinwiesen bei Mainz verlegt, dann nach Dörnigheim und in Darmstadt entlassen.

Danach kehrte er ins heutige Maintal zurück, wo er eine Stelle als Zimmermann bekleidete. Noch in der Gefangenschaft hatte ihm ein Kamerad Kenntnisse der Elektrotechnik vermittelt. Bei den Amerikanern in Langendiebach war der Jubilar in einer Baufirma, später als Elektrotechniker für Sende- und Empfangsanlagen tätig.

Über einen Freund gelang er zu Blaupunkt nach Darmstadt, legte die Gesellenprüfung zum Elektromechaniker ab und ging 1954 als Revisionstechniker zu IBM nach Frankfurt. Das Unternehmen schickte ihn auch zu Kunden nach Hanau. Nach einer Erkrankung arbeitete er im Innendienst und ging 1984 in Rente.

Seiner Frau ist er beim Maskenball im Glock-Saal am Mühlheimer Bahnhof begegnet. Sie ist eine echte „Müllemer Schnorz“, sagt sie selbst.

Ihr Elternhaus steht in der Bahnhofstraße, wo sie mit zwei jüngeren Schwestern lebte. Sie besuchte gerade zwei Jahre die Grundschule, als die Familie nach Hanau zog. Dort erlernte Brunhilde Jung im Textilgeschäft wiederum den Beruf der Verkäuferin.

Weil ihre Wohnung in der Grimmstadt ausgebombt war, kehrte die Familie zurück in die Mühlenstadt. Dort arbeitete die Jubilarin kurz in der Eha-Ventilfabrik, bekleidete Stellen in verschiedenen Kaufhäusern, bis sie 1947 bei Tack in Mühlheim begann. Für die Schuh-Kette wirkte sie später in Offenbach, war als kaufmännische Angestellte in der EDV-Abteilung eingesetzt, wo sie bis zur Geburt der Kinder blieb.

Durch die Heirat 1954 bekam das Paar Räume in der Roten Warte. 1961 erwarben Jungs ein Grundstück im Markwald, mit seinen Eltern konnten sie ’64 ins Eigenheim ziehen. In der Forsthausstraße leben sie heute mit der Familie eines Sohnes. Der 91- und die 92-Jährige sitzen im Rollstuhl und lösen Kreuzworträtsel um die Wette.

„Heimat ist das, was man vergessen hat“, sagt er und informiert sich aus der Zeitung und im Internet über seine Herkunft. Im Fernsehen bevorzugt er Kabarett-Sendungen, sie ist Fan vom „Sturm der Liebe“.