Einblicke in die Handwerks-Tätigkeit Tag des Tischlers bei Schreinerei Kramwinkel

Einiges zu sehen gab es beim Tischler Tag bei der Schreinerei Kramwinkel. Foto: m

Mühlheim (m) – Am Tag des Tischlers nutzten zahlreiche Bürger die Gelegenheit, dem Team der Schreinerei Kramwinkel über die Schulter zu schauen.

Auch Politiker folgten der Einladung zum Rundgang durch die Werkstatt, an der Spitze der stellvertretende hessische Ministerpräsident, Wirtschaftsminister Tarek al Wazir.

Mit dem „Tag des Tischlers“ sollen Hemmschwellen abgebaut und über die Möglichkeiten des modernen „Meister Eder“ informiert werden, betonte Hermann Hubing, Hauptgeschäftsführer des Innungsverband Hessen-Rheinland-Pfalz. „Über 70 Prozent der Bevölkerung kennen den Beruf des Tischler, nicht aber, was er so alles macht? Darüber soll die Aktion unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsident informieren.

Mit seinen Mitarbeitern an den Maschinen präsentierte Seniorchef Wolfgang Kramwinkel das Unternehmen und „Vielfalt nach Maß“. Heute werde eine große Vielfalt an Materialien verarbeitet, so auch Mineralstoffe, Stahl und Glas. „Das Lernen hört nie auf“, unterstrich der Gastgeber mit der Geschichte des Betriebs, den sein Vater Heinrich 1979 gegründet hat. Damals wurde auf dem Gelände südlich der Bahnstrecke der Kiesabbau verfüllt.

Die Schreinerei erhielt 30 mal 50 Meter Grund für eine Werkstatt. Dahinter entstand bald ein sieben Meter breiter Anbau und eine Lagerfläche. Auf 2000 Quadratmeter hat der Gründer mit acht Mitarbeitern angefangen, jetzt sind es 45, dazu freischaffende Monteure.

Der Schwerpunkt von Kramwinkel liege in der Produktion individueller Möbel. Ein zweites Standbein seien Schallschutz- und Wohnungstüren als Handelsware, die Fertigung für Büros und Hotels, „deutschlandweit von München bis zur Elbphilharmonie in Hamburg“, berichtete der Hausherr von einem „hohen Aufwand“.

Um auch in Zukunft über Mitarbeiter zu verfügen, legt die Firma einen Schwerpunkt auf die Ausbildung. Rund 100 Lehrlinge haben Heinrich, Wolfgang und Florian Kramwinkel, der aktuelle Geschäftsführer, zur Gesellenprüfung geführt. Gerade erst haben sie drei neue Azubis eingestellt. „Unsere Stärke gegenüber der Konkurrenz aus Osteuropa ist die Innovation“, hieß es. „Die Digitalisierung trifft alle, die Kreativität des Menschen wird gebraucht“. Al Wazir erinnerte, „ihr , altes, traditionsreiches Handwerk begleitet uns von der Wiege bis zur Bahre“.

Der Politiker riet den Firmen, selbstbewusst in die Öffentlichkeit zu gehen. „Sie arbeiten mit einem der natürlichsten und ältesten Werkstoffe“, unterstrich er und attestierte den Tischlern eine „große Chancen für die Zukunft“.

Die hessische Bauordnung wolle den Holzbau fördern und „den klimafreundlichsten Baustoff nach vorne bringen“.

Der Stiefvater des Politikers war Schreiner, so könne er auch mit der Säge umgehen.

Al Wazir dankte dem Handwerk, er sei „in ländlich geprägten Regionen ein Stabilitätsfaktor“. Und Hessen sei „sehr ländlich, das Bundesland mit dem höchstem Waldanteil“. Für die Stabilität der Wirtschaft seien „reale Produkte“. Ferner sie die Schwarzarbeit-Kontrolle wichtig, „damit nicht die Anständigen bestraft werden“. Das Listen-Führen über die Mitarbeiter sei „kompliziert, aber notwendig“. Das Land fördere Qualität der Ausbildung und Bereitschaft mit Zuschüssen und Beratung mit dem Handwerkskammer. Die überbetriebliche Ausbildung berge eine „gute Zukunft im Handwerk, so der prominente Besucher weiter. „Die berufliche und duale Ausbildung ist eines der besten Modelle auf der Welt“, auch mit Durchschnitts-Note 2,5 und einer Ausbildung kann man studieren.

Die Botschaft an die Eltern laute, „keine Angst, ihr Kind verpasst nicht, wenn es nach der vierten Klasse nicht gleich aufs Gymnasium geht.

„In Hessen gibt es keine Sackgassen mehr, „am Ende kann man immer weiter machen.“ Im hessischen Flächenland gebe es die höchste Quote Auszubildender. Bürgermeister Daniel Tybussek sah die Unternehmensnachfolge „oft nicht geregelt“.

Vor allem in der Schreinerei Kramwinkel seien viele Wehrleute beschäftigt, die den Betrieb verlassen, wenn‘s brennt. „Die Stadt muss das Engagement fördern“, forderte der Leiter, „sie muss die Rahmenbedingungen schaffen und ein offenes Ohr zeigen“.