Schreinerei Kramwinkel stellt Ausbildung vor Gäste aus der Ukraine im Mühlheimer Betrieb

Wolfgang Kramwinkel (links) kam dem Wunsch der Kammer gerne entgegen und ermöglichte den Gästen aus der Ukraine, sich über die Ausbildung in deutschen Handwerksbetrieben zu informieren. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Eine Art Entwicklungshilfe leistete jüngst die Dietesheimer Schreinerei Kramwinkel. Sie unterstützte ein Projekt für EU-Partnerschaften zwischen Ost- und Westeuropa. Wolfgang und Monika Kramwinkel empfingen dazu eine Delegation von der neuen Handwerkskammer der Ukraine.

Nathalie Roy vom Wirtschaftspartner Sequa begleitete Elizabeth Myroshnychenko, Generalsekretärin der Kammer in Kiew, und Denys Germanchuk vom Management der Einrichtung in die Mühlenstadt. Das junge Team in der osteuropäischen Hauptstadt wolle sich neu aufstellen und dezentralisieren, stellte Leiterin Myroshnychenko die Pläne vor. Die Vertretung der Betriebe möchte mehr Praxisbezug herstellen. Die parallele Ausbildung in einem Betrieben und in einer Berufsschule mit einem Trainingszentrum sei ein Pilotprojekt nach deutschem Vorbild. Bisher haben diese Schulen in der Ukraine keinen direkten Bezug zu Lehrbetrieben, erklärte der Gast, „ihnen fehlen zurzeit noch Kenntnisse über die Anforderungen des Marktes“.

Die Firma Kramwinkel bilde derzeit sechs junge Leute aus, stellte der Seniorchef vor, fünf zum Schreiner, darunter zwei Mädchen, und einen zum Industriekaufmann. Ob sich er Aufwand einer Ausbildung lohne, fragten die Besucher. Kramwinkel verwies auf den demografischen Wandel, der die Qualifizierung von Nachwuchs dringend erforderlich mache. Die Firmen benötigen aber Schüler, die Grundqualifikationen mitbringen und den Unternehmen Zukunftsperspektiven eröffnen.

Ausbildung über den eigenen Bedarf

Die Schreinerei bilde sogar über den eigenen Bedarf hinaus aus. Einfach nur „günstige Arbeitskräfte“ seien die Lehrlinge allerdings nicht, befänden sie sich doch die halbe Woche in der Schule, unterstrich der Meister. Der Gewinn für den Betrieb hänge sehr vom einzelnen Lehrling ab. Dieser nehme auch an internen Lehrgängen teil, besuche Kurse der Handwerkskammer und die Vorbereitung auf die Prüfung zum Bau des Gesellenstücks.

Die Azubis bekommen außerdem ein Gehalt nach festen Regeln, erläuterte der Inhaber weiter: 450 Euro im ersten Lehrjahr, 600 im zweiten und 700 Euro im dritten Jahr. Der Nachwuchs habe auch ein Anrecht auf Urlaub und könne mit seinem Abschluss ein Hochschulstudium anschließen. Das Mühlheimer Unternehmen pflege enge Kontakte zu Schulen und biete Praktika an.

Organisierte Ausbildung

Für die ukrainischen Kollegen stellen die Kosten für die Aufgaben der Handwerkskammer noch ein Hindernis dar, unterrichtete Germanchuk. Firmen in der Ukraine bilden bislang nur bedarfsorientiert aus. In dem Land sei es „schwer, an Schüler zu kommen“. Jugendliche würden die Ziele einer organisierten Ausbildung noch nicht erkennen. Die Kammer sei privat organisiert und setze sich für den Aufbau lokaler Ausbildungssysteme ein, hieß es weiter.