Allzweck-Riese hilft Leben retten

Während das Erinnerungsfoto entsteht, betrachten dahinter Gäste den mit einem Gelenk ausgestatteten Korb des Fahrzeugs. Vorne Wehrführer Jens Multner (von rechts), Bürgermeister Gene Hagelstein und Stadtbrandinspektor Sebastian Morawe (Zweiter von links) sowie (links) Olaf Columbus und Jakob Binert mit ihren Dankeschön-Präsenten, einem Drehleiter-Modell.

Neu-Isenburg – Die Feuerwehr hat nun auch ganz offiziell einen wichtigen Neuzugang: Die Anschaffung der Drehleiter war dringend notwendig geworden, da die alte nach über 25 Dienstjahren sehr viele Mängel aufwies und sie nicht mehr zuverlässig eingesetzt werden konnte. Seit einigen Monaten rückten die Brandschützer daher mit einer Leih-Drehleiter aus, „denn auch der Teleskopmast steht als zweites Hubrettungsgerät leider seit Monaten in der Werkstatt“, sagt Stadtbrandinspektor Sebastian Morawe. „Bei diesem Fahrzeug wirken sich die Lieferschwierigkeiten von Ersatzteilen noch gravierender aus, weshalb eine Wiederindienststellung nicht absehbar ist.“

Im Juni wurde die Dringlichkeit der Neubeschaffung festgestellt – und binnen sechs Monaten stand das Fahrzeug am Tag vor Heiligabend auf dem Hof. Der Wagen mit dem auf bis zu 30 Meter ausfahrbaren Korb am Ende der Leiter erhöht die Chance, Menschen bei Feuer in einem Hochhaus zu retten. Dass es so schnell klappte, liegt daran, dass die Feuerwehrleute gut recherchiert haben – und so auch viel Geld sparen konnten. Das neue Fahrzeug ist nämlich ein Vorführmodell, das die Firma Rosenbauer in Karlsruhe im Angebot hatte. Denn: „Die Probleme mit den Lieferketten machen auch vor Neufahrzeugen nicht halt und die Beschaffung einer nagelneuen Drehleiter hätte deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen“, so die Wehr.

„Was sich für uns anfangs als etwas problematisch darstellte, wurde für uns – und für die Stadt – letztendlich zum Glücksfall“, sagt Wehrführer Jens Multer. Etwa 910. 000 Euro waren zu zahlen; neu wären für das hochmoderne Fahrzeug mit einer Drehleiter, die mit einem Gelenk im Leitersatz ausgestattet ist und eine Hinterachszusatzlenkung besitzt, etwa 1,1 Million Euro fällig gewesen. „Damit können wir in engen Straßen- und Einsatzverhältnissen noch besser rangieren, um an die Einsatzstellen zu kommen, was auch eine erhöhte Sicherheit für unsere Einsatzkräfte aber auch für die zu rettenden Personen bedeutet“, betont der Wehrführer. Und relativiert die Kosten: „Wenn wir eine Einsatzzeit von 20 Jahren zu Grunde legen, dann kostet dieses Fahrzeug jeden Bürger in unserer Stadt gerade mal 1,20 Euro im Jahr.“ Im vergangenen Jahr wurde die Drehleiter 238 Mal angefordert – und rund eine Dutzend Personen konnten aus großer Höhe zu Boden gebracht werden.

Vor allem Jakob Binert und Olaf Columbus haben sich bei der Anschaffung engagiert: Binert zeichnete für die Ausschreibungsunterlagen verantwortlich, Columbus koordiniert die Ausbildung am Fahrzeug. Seit Anfang des Jahres laufen die Einweisungen ins neue Fahrzeug, um es zeitnah in Dienst nehmen zu können. Vor Kurzem wurde die Drehleiter aus 1997 repariert und nach ausgiebigen Tests in den Einsatzdienst genommen. Damit stehen in Neu-Isenburg wieder zwei eigene Hubrettungsfahrzeuge für die Bürger zur Verfügung.
 lfp