NEUJAHRSEMPFANG Hartmut Scherzer berichtet über Freundschaft mit den Klitschkos Im Einsatz für die Freiheit

Um seine Stimme zu schonen, hat Hartmut Scherzer zum Neujahrsempfang in der Stadtbibliothek seine Tochter Yvonne Krippner mitgebracht. Bild: postl

Neu-Isenburg – Die gemeinsam veranstalteten Neujahrsempfänge der Stadtbibliothek und des Vereins für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) haben immer einen literarischen Schwerpunkt. Diesmal gelang es dem GHK-Vorsitzenden Herbert Hunkel, mit dem Sportjournalisten Hartmut Scherzer gar einen durchaus weltmeisterlichen Buchautor zu gewinnen.

Was die Berichterstattung von sportlichen Großereignissen betrifft, gilt der 86-jährige Scherzer als Journalisten-Weltmeister. So berichtete er von 21 Olympischen Spielen, 16 Fußballweltmeisterschaften und 33-mal von der Tour de France. Zu den persönlichen Höhepunkten gehörten die Boxkämpfe von Muhammad Ali sowie jene von Vitali und Wladimir Klitschko, zu denen noch heute eine besondere Beziehung besteht. Beide bilden den Schwerpunkt in seinem neuen Buch „Kämpfer für die Freiheit – Sport und Krieg“.

Zu seiner Lesung in der Stadtbibliothek hat Scherzer seine Tochter Yvonne Krippner mitgebracht, da er seine Stimme nicht überstrapazieren wollte. „Wir haben Glück, dass er nicht wieder mal in Kiew oder sonst wo auf der Welt unterwegs ist“, freute sich Hunkel zur Begrüßung. Scherzer nahm jedoch erst einmal Stellung zum Tod von Franz Beckenbauer: „Er war ein ganz besonderer Mensch, der allen seinen Respekt entgegenbrachte. Und als er zu meiner Buchvorstellung eigens aus Österreich nach Frankfurt kam, hat mich dies nachhaltig beeindruckt.“ Unter den Gästen entdeckte er auch Wegbegleiter aus dem Sport, wie Ex-Eintracht-Spieler Ronny Borchers.

Der Begegnung mit Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, widmete Hartmut Scherzer nicht nur eine große Passage in seinem Buch, sondern er schilderte auch seinen Aufenthalt in Kiew im Juni 2023. In der Stadt habe Bombenalarm geherrscht, die Situation sei bedrückend und beeindruckend gewesen.

So durfte er mehr als drei Stunden allein im Büro des Bürgermeisters sein und alles durchstöbern. Überrascht war Scherzer, als ihn zum Abschluss eines Gesprächstermins der Kiewer Bürgermeister aufforderte: „Komm, lass uns ein wenig Spaß haben und Schattenboxen machen.“ Scherzer sagte: „Also habe ich den Spaß mitgemacht und so sind wir durch das Sport-Gym seines Bruders Wladimir getänzelt.“ Der 85-Jährige war in jungen Jahren ebenfalls sportlich als Boxer aktiv. Wie eng diese Freundschaft auch heute noch ist, belegte eine Video-Botschaft von Vitali Klitschko aus Kiew mit dem Buch von Scherzer in der Hand, die er mit Freude den Gästen des Neujahrsempfangs zeigte.

Wichtig ist ihm auch die Ambivalenz von Sport und Politik, wie er an den Beispielen von Muhammad Ali und der iranischen Fußballnationalmannschaft aufzeigt. „Kann die Politik den Sport für ihre Interessen verwerten?“, fragte er sich. So werden Athletinnen und Athleten hochgelobt und dem Volk auf allen Ebenen präsentiert. Stellt sich jedoch kein vorzeigbarer Erfolg ein, wie im Falle der iranischen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar, dann werden sie verteufelt.

Die Freundschaft mit den Klitschko-Brüdern, insbesondere mit Vitali, ist für Hartmut Scherzer eine ganz besondere. „Vitali Klitschko hat sich nur politisch engagiert, um die Korruption, das große Problem der Ukraine, zu beseitigen. Wir sollten ihm alle helfen. Dann helfen wir allen unter dem russischen Angriffskrieg leidenden Menschen“, sagte er.

Bei der Trauerfeier für Hermann Nuber, dem Urgestein der Kickers Offenbach, lernte Scherzer auch den ehemaligen Neu-Isenburger Pfarrer Matthias Loesch kennen und erfuhr so vom Projekt „Täglich Brot für Beregovo“. Spontan sagte der Sportjournalist seine Unterstützung zu. Einen symbolischen Scheck in Höhe von 600 Euro überreichte er an Jutta Loesch, Leiterin der Hilfsaktion für die West-Ukraine.

Sie zeigte sich sehr beeindruckt und bat, auch weiterhin zu spenden. Am Samstag, 24. Februar, dem zweite Jahrestag des russischen Angriffskriegs, öffnet wieder die Sammelstelle in der Hermannstraße. Jutta Loesch sagte: „Jeder, der eine Spende abgibt, erhält ein Beregovo-Brot aus der Backstube von Café Ernst.“
 lfp