DRITTER ORT Kunstinstallation in der Stadtbibliothek lädt zum Mitmachen ein Vielfältige Möglichkeiten bieten

Die bunte Tape Art-Installation in der Stadtbibliothek lädt dazu ein, Vorschläge für den Dritten Ort zu posten. Bei der Eröffnung mit dabei waren unter anderem Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner und Bibliotheksleiterin Dr. Annette Wagner-Wilke (von rechts). Bild: Postl

Neu-Isenburg – Der Termin zur Eröffnung der Kunstinstallation zum Dritten Ort in der Stadtbibliothek am vergangenen Samstagnachmittag stand schon länger fest. Eine besondere Aktualität bekommt dieser durch die Haushaltsrede des Kämmerers Stefan Schmitt und seinen Vorschlag, auf die Entwicklung eines Kultur- und Bildungszentrums zu verzichten. Kulturmanager Christopher George und Dr. Bettina Stuckard nutzen die Gelegenheit, auf die Bedeutung geeigneter Räumlichkeiten hinzuweisen.

Das Künstlerkollektiv Dumbo and Gerald hat den Treppenaufgang mit farbenfrohen Klebebändern gestaltet. Das ist mehr als bloße Dekoration. Besucherinnen und Besucher können mit Post-Its ihre Anregungen für einen Dritten Ort platzieren. „Wir wollen die Gelegenheit geben, aktiv an der Weiterentwicklung der Stadtbibliothek und Hugenottenhalle teilzunehmen“, betont George. Denn die Ideen der Nutzer seien maßgeblich.

Schnell füllen sich die Wände mit Wünschen beispielsweise nach Raum für Kreativität, für Jugendliche, für Ausstellungen, nach Freiräumen aber auch nach einem Café und Grünpflanzen. Ein Scherzbold möchte gar ein „Quallenaquarium“. Stuckard und George gehen auf das Konzept der Dritten Orte als soziale Treffpunkte außerhalb von Zuhause und Arbeitsplätze ein. Ermöglicht würden der Austausch und die gemeinschaftliche Interaktion. Parallel zum Vortrag laufen Bilder zu vergleichbaren Einrichtungen und ein Film über den Besuch Dritter Orte in den Niederlanden.
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Stuckard und George skizzieren kurz die Entwicklung der Hugenottenhalle und des Isenburg-Zentrums, die in den 70er Jahren ein überregionaler Magnet für ein hochwertiges Kulturprogramm und ein vielfältiges Einkaufsprogramm gewesen seien. Mittlerweile drohten Stadtzentren und Kommunikationsräume aber zu verkümmern – nicht zuletzt wegen des Internets und der demografischen Entwicklung. Auch die Stadtbibliothek stehe wegen der Digitalisierung vor Herausforderungen.

Aber Menschen suchen Begegnung. Beide verweisen auf den Rosenauplatz und den Bereich vor der Hugenottenhalle, wo an diesem sonnigen Samstag viele Leute sitzen. „Die müssen wir reinholen und Angebote entwickeln“, meint Stuckard. Momentan sei die Hugenottenhalle nur an wenigen Tagen geöffnet. Neben der energetischen Sanierung des Gebäudekomplexes habe sich auch die Notwendigkeit unter anderem einer größeren Bibliothek, eines flexibleren Veranstaltungsraumes sowie Durchmischung verschiedener Bereiche ergeben. Ein Dritter Ort biete vielfältige Möglichkeiten, sich weiterzubilden, zu lernen, sich zu unterhalten, sich zu begegnen, kreative Impulse zu erhalten oder selbst auszuleben sowie künstlerische und mediale Angebote zu bekommen. Grundvoraussetzungen seien aktive Teilhabe und Mitgestaltungsmöglichkeiten.

„Kommunale Daseinsvorsorge bedeutet auch, ein hochwertiges Kultur- und Bildungsangebot zu sichern“, betonen beide. Ein Dritter Ort lebe aber auch von Raumkonzepten, der Einrichtung für verschiedene Bedürfnisse und der Aufenthaltsqualität. Wichtig seien ein Willkommensgefühl, Rückzugsorte und eine Wohlfühlatmosphäre, die durch ein erweitertes Gastronomieangebot unterstützt werde. So werde nicht zuletzt das Stadtzentrum aufgewertet.

Die Installation wird über mehre Wochen zugänglich sein, damit möglichst viele ihre Ideen dort platzieren können, die dann in die Neugestaltung einfließen sollen – wenn sie denn stattfindet.  hok