FESTIVAL DER INKLUSION Auf dem Rosenauplatz kann sich jeder im Rollstuhlfahren üben Die Welt aus einer anderen Perspektive wahrnehmen

Im Rollstuhlrettungskorb der Freiwilligen Feuerwehr ließ sich Rollstuhlbasketballer Christoph Spitz zu Demonstrationszwecken bis in 22 Meter Höhe hieven. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Der Rosenauplatz gehörte am Samstag zum zweiten Mal Menschen mit Behinderungen. Ob in der Motorik, beim Sehen oder Hören, oder anderweitig eingeschränkt – mit dem Festival der Inklusion machte die Stadt erneut auf deren Bedürfnisse aufmerksam. Jeder, der wollte, konnte sich einmal in die Lage eines Behinderten versetzen und selbst erfahren, wie er durch das öffentliche Leben kommt – oder auch nicht.

In seinem Grußwort unter das Motto „Inklusion beginnt im Kopf“ verwies Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein darauf, dass mit der Einrichtung eines eigenen Dezernates für Inklusion und Barrierefreiheit bereits ein Schritt in die richtige Richtung gegangen worden sei. Auch Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner warb für ein weitergehendes Engagement in Sachen Inklusion. „Wir wollen, dass alle Menschen sich in unserer Stadt so bewegen können, dass sie sich auch mit in die Gesellschaft eingebunden fühlen“, sagte Wagner.

„Unser Ziel ist, die Bürger für das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Wir wollen zeigen, wie vielfältig unsere Stadtgesellschaft ist. Denn Barrierefreiheit beginnt im Kopf“, sagt Pierre Fontaine. Der Dezernent für Inklusion und Barrierefreiheit zeigte einerseits, wie engagiert behinderte Menschen sind, und bot andererseits auch zahlreiche Möglichkeiten zur Selbsterfahrung an: „Ich denke, es ist am überzeugendsten, wenn jeder selbst einmal ausprobieren kann, wie es ist, wenn man kaum noch sieht oder wie es ist, wenn man in der körperlichen Mobilität eingeschränkt ist.“
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So gab die Neu-Isenburgerin Lydia Zoubek am Info-Bus des Blinden- und Sehbehindertenverbands nicht nur Informationen, wie man sich trotz kaum vorhandenen Sehvermögens dennoch „in der Welt zurechtfinden kann.“

Wie gelebte und praktizierte Inklusion aussehen kann, das zeigte der Kinderzirkus Wannabe. Die bunte Show mit Tanz, Stelzenlauf und Akrobatik sowie Geschicklichkeit wurde mit großem Applaus bedacht. Im Rollstuhl-Parcours des Hessischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands konnte jeder ausprobieren, wie es ist, etwa einen Bordstein hochzufahren. Die Kreisverkehrsgesellschaft zeigte einen behindertengerechten Hopper, der ab November zum Einsatz kommen soll. Für den Rollstuhlbasketballer Christoph Spitz war es sicherlich ein besonderes Erlebnis, aus über 22 Meter Höhe mal den Blick über die Hugenottenstadt nach Frankfurt zu genießen. Hintergrund dieser Aktion der Feuerwehr war die Demonstration, wie Rollstuhlfahrer mit einem Rettungskorb aus Wohnungen geholt werden können. „Der Blick der im Rollstuhl sitzenden Person ist bewusst gegen die Hauswand gerichtet, denn beim ungehinderten Blick in die Tiefe wird es den meisten schwindelig“, sagte Stadtbrandinspektor Jens Multer. Wie vielfältig aktiv behinderte Menschen sind, belegten die Bundesliga-Rollstuhlbasketballer der ING Skywheeler bei ihrer Spiel-Demonstration. Die Band Blumenstrauß und Solo-Sängerin Andrea Hager, die selbst im Rollstuhl sitzt, zeigten Aspekte des künstlerischen Engagements von Behinderten.

Mit einem positiven Resümee blickten sowohl Pierre Fontaine und Katja Gelbert (Sportamt) sowie Sarah Huber, Geschäftsführerin Special Olympics Deutschland in Hessen, auf die Special Olympics in Berlin zurück. Im Vorfeld war Neu-Isenburg „Host Town“ für die Boccia-Athletinnen aus Guyana, die sich bestens betreut fühlten.  lfp