Energieversorgung Offenbach setzt sich hohe Ziele Bis 2040 klimaneutral

Das Ende ist nicht mehr weit: Das Kohlekraftwerk am Nordring will die EVO bis 2029 stilllegen. Der Energieversorger plant, bis 2040 klimaneutral zu sein, und setzt verstärkt auf erneuerbare Energien.

Offenbach – Im Jubiläumsjahr setzt sich die Energieversorgung Offenbach (EVO) große Ziele: Klimaneutralität bis 2040 und vollständiger Kohleausstieg bis 2029.

Damit sei man der erste Energieversorger Hessens, der sich klimapolitisch solch konkrete Vorgaben mache, hat der EVO-Vorstandsvorsitzende Christoph Meier unlängst vor geladenen Gästen während des Festakts zu „175 Jahre EVO“ in der Alten Schlosserei verkündet.

Um die Klimaneutralität zu erreichen, brauche es „gewaltige Investitionen“, dazu müssten große Herausforderungen gemeistert werden, ist sich Meier sicher.

Der Ausbau erneuerbarer Energien ist dabei wesentlicher Bestandteil des Plans. Die EVO will auf verstärkten Einsatz von Abwärme, auf die Produktion von Holzpellets, auf Windkraft und Solarenergie sowie auf den „massiven Ausbau“ von Elektro-Ladesäulen setzen.

„Ob Digitalisierung, Elektromobilität oder Smart Cities: All das ergibt nur Sinn mit dem Einsatz klimafreundlicher Energien“, meint Meier. Man wolle „Schritt um Schritt bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden“.

Bereits vor zwei Jahrzehnten hat die EVO damit begonnen, ein Klimaschutzpaket für Stadt und Kreis Offenbach zu schnüren.

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Darin enthalten sind unter anderem 45 große Windkraftanlagen in Nordhessen, im Spessart und in Rheinland-Pfalz, zahlreiche Dächer in Stadt und Kreis Offenbach, die mit Solarmodulen ausgestattet wurden, und das große Pelletwerk auf dem ehemaligen Allessa-Gelände, das seit mehr als einem Jahrzehnt regenerative Energie für Privathaushalte, Gewerbe und Kommunen liefert.

Unterstützung bekommt die EVO von ihrem Mehrheitseigner, der Mannheimer MVV Energie AG. Hansjörg Roll, EVO-Aufsichtsratsvorsitzender und Vorstand bei MVV, informiert, dass seine Unternehmensgruppe in den vergangenen zehn Jahren rund vier Milliarden Euro in „das Energiesystem der Zukunft investiert hat. Wir halten dieses Tempo im Strom- und Wärmebereich hoch und werden in den nächsten Jahren weitere drei Milliarden Euro dafür in die Hand nehmen.“ Daran arbeite man und „daran lassen wir uns messen“, betont Roll.

Die EVO als Teil der MVV-Familie sei ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie und habe etwa bei Windkraftanlagen oder mit dem Pelletwerk eine Vorreiterrolle in der MVV eingenommen. Laut Roll hat die EVO in den vergangenen Jahren rund 250 Millionen Euro in nachhaltige Projekte investiert. Er verspricht zudem, dass die MVV den klimapolitischen Kurs der EVO unterstütze und ihren Teil dazu beitragen werde, „damit jetzt die Voraussetzungen für das notwendige Investitionsprogramm der Zukunft geschaffen werden“.

Einer der wichtigsten Schritte des Plans mit den größten CO2-Einsparungen ist das Aus für das Kohlekraftwerk am Nordring bis 2029. Für das Kraftwerk benötigt die EVO aber eine ökologisch sinnvolle Alternative, da brüte man aktuell über einer Ersatzlösung, verrät Unternehmenssprecher Harald Hofmann. Fest stehe aber schon jetzt, es werde weiter ins Müllheizkraftwerk investiert. Überhaupt werde sich die Nutzung nach und nach vom Kohlekraft- aufs Müllheizkraftwerk verlagern, auch der Anteil der verbrannten Pellets im Vergleich zur verbrannten Kohle steige stetig und das Kohlekraftwerk werde aktuell schon weniger genutzt, vornehmlich im Herbst und Winter.

Eine beachtliche Transformation, die das Offenbacher Energieunternehmen bereits vollzogen hat und noch vollziehen möchte. Die 1847 gegründete „Gasgesellschaft in Offenbach“ und spätere EVO hat in 175 Jahren vier Energiewenden durchlaufen. Die Gasgesellschaft baute innerhalb eines Dreivierteljahres ein Gaswerk auf und errichtete eine der ersten modernen Straßenbeleuchtungen in Deutschland. Vor rund 100 Jahren kam dann die Stromversorgung für Stadt und Kreis Offenbach dazu. Vor 50 Jahren folgte die umweltschonende Fernwärme und vor 20 Jahren begann die EVO, auf erneuerbare Energien – vor allem Windkraft – zu setzen.

Von Ronny Paul