Land Hessen unterstützt Bibliotheks-Projekt Förderpreis für Offenbacher Lesehund

Bildungsdezernent Paul-Gerhard Weiß überreicht Yasmina Förster die Urkunde für das Projekt „Leseförderung mit Lesehund“. Im Hintergrund Nicole Köster, die Leiterin der Stadtbibliothek, vorne sitzen die Kinder der Kita 11 zusammen mit Lesehund Bonny. Foto: man

Offenbach (man) – Sonja Elfe, die Leiterin der Kinderbibliothek in der Herrnstraße, kann sich zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen freuen: Das Wiesbadener Ministerium für Wissenschaft und Kunst zeichnete die Kinderbibliothek Offenbach mit dem Hessischen Förderpreis 2016 aus. 

In Vertretung fürs Land übergab Offenbachs Jugend- und Bildungsdezernent Paul-Gerhard Weiß die Urkunde. Die Geschichte zum Preis nennt sich „Leseförderung mit Lesehund“. Damit hat es folgende Bewandtnis: Projektleiterin Yasmina Förster geht täglich mit einer Hündin über die Felder, die auf den Namen Bonny hört. Der Briard, ein französischer Hütehund, zählt wahrlich nicht zu den bullig wirkenden Rassen, die vorzugsweise an den Leinen von Jogginghosenträgern durch Offenbach laufen.

Bonny ist Familienhund

Der Anblick von Bonny treibt sicher niemanden dazu, mit seinem Kind an der Hand die Straßenseite zu wechseln. Die zottige Bonny mit dem gutmütigen Gesichtsausdruck wirkt wie ein klassischer Vertreter aus der Kategorie Familienhund. Dennoch bittet Förster, Mitarbeiterin in der Kinderbibliothek, die Kinder um bestimmte Verhaltensweisen gegenüber der Hündin. Lärm sei unangenehm für deren empfindliche Ohren. Auch möge es das Tier nicht, in die Augen gestarrt zu bekommen, „das gefällt auch euch nicht“.

Leseförderung mit Vierbeiner

Alles klein Problem. Schwer fällt es, eine wie Bonny nicht streicheln zu dürfen. Pädagogisch macht es natürlich Sinn, den Kindern bei der Gelegenheit entspannt zu erklären, von fremden Hunden prinzipiell die Finger zu lassen, ganz gleich, wie lieb sie wirken. Doch „Leseförderung mit Hund“, wie kann man sich das vorstellen? Vom „Abbau der Lesehemmungen“ spricht Yasmina Förster. Die Kinder lernten vorzulesen. Dabei kann Nervosität entstehen, wenn besonders vor den anderen Kindern die Angst ins Spiel kommt, sich zu verhaspeln und damit zu blamieren. Die entfällt, wenn Bonny mit dem Kopf zwischen ihren Vorderpfoten vor ihnen auf dem Boden liegt: „Sie hört nur zu und kritisiert nicht.“

Kinder lesen Bonny vor

Die Präsenz eines Hundes wirke auf die meisten Menschen ohnehin beruhigend, erklärt Förster. Das lasse sich sogar anhand von medizinischen Werten wie Blutdruck und Puls messen. In der Praxis gestaltet sich das Projekt wie folgt: Jedes Kind liest Bonny und Yasmina Förster eine halbe Stunde vor. Wöchentlich nimmt die Bibliothekarin zwischen 15 und 16.30 Uhr in der Kinderbibliothek für vier Kinder Termine an. Dienstagsvormittag erscheint sie mit Bonny in der Erich-Kästner-Schule. Dort wählen die Lehrkräfte jeweils fünf Kinder aus, die zwischen 8.30 und 11.30 der Hündin vorlesen. Der Umgang mit dem Hund fördert auch die Artikulation. Denn die Kinder dürfen Bonny, zu deren Präferenzen das Apportieren gehört, auch Kommandos geben. Je klarer die klingen, desto besser versteht sie der Hund.

Förderung von 4.500 Euro

Zusammen mit den Erzieherinnen Agnes Dratwa und Stefanie Appel erscheinen die Kinder der Kita 11 aus Bürgel. Lesen können die natürlich noch nicht. Yasmina Förster fragt nach Begriffen rund um den Hund: was ein Welpe ist, wo im Raum Bonnys Lieblingskuscheltier steckt und mit welchem Gegenstand sich das Fell zumindest so einigermaßen begradigen lässt. Anschließend liest Sonja Elfe, die Leiterin der Kinderbibliothek, die Geschichte von Bella vor. Dem Mädchen passiert ein ungewöhnliches Malheur. Auf einem Spaziergang wird ihr Hund von einem Buch gefressen. Ihrem Freund Benn, der ihr helfen will, passiert das gleiche ebenso wie den Polizisten und den Feuerwehrleuten und letztlich Bella selbst: Alle werden von dem Buch verschlungen. Aber anders als in historischen Kinderbüchern, wie etwa dem Struwwelpeter, geht in Bellas Fall am Ende alles gut aus. Genauso wie für die Kinderbibliothek, die sich dank der Initiative von Yasmina Förster über ein Preisgeld von 4.500 Euro freuen darf.