Offenbach vorn bei GFB-Zukunftswettbewerb Kleine Finanzspritze aus Wiesbaden

Im Schatten des historischen Stellwerks: Stadtrat Paul-Gerhard Weiß (links) nahm unlängst die Auszeichnung des Zukunftspreises von Staatssekretär Jens Deutschendorf entgegen.

Offenbach – Schön ist was anderes. Aber das soll sich ja ändern. Für die Aufwertung eines Areals am Fußgängertunnel Groß-Hasenbach-Straße, das wahrlich kein Hingucker ist, hat die Stadt nun finanzielles Zubrot vom Land bekommen. Staatssekretär Jens Deutschendorf (Grüne) schaute sich das Grundstück an der Bismarckstraße 118 unlängst persönlich an und übergab zudem Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß einen Scheck über 20 000 Euro, Hauptpreis des sogenannten GFB-Zukunftspreises der hessischen Landesinitiative „Großer Frankfurter Bogen“.

Die klamme Stadtkasse freut sich immer über kleine und große Förderbeträge, sagte Weiß und hob hervor, dass ihn neben dem überschaubaren Zuschuss vor allem die Anerkennung der Juroren freue: „Das zeigt, dass wir mit unseren Ideen auf dem richtigen Weg sind.“ Er sehe großes Potenzial für die Entwicklung der südlichen Innenstadt.

Das rund 1000 Quadratmeter große Grundstück in der Bismarckstraße 118, unweit des Busbahnhofes und der alt-katholischen Christuskirche, hatte die Stadt 2018 mit Mitteln aus dem Städtebauförderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ von der Deutschen Bahn gekauft (wir berichteten). Mit dem Ziel, diese Fläche aufzuwerten. Ein Ideenwettbewerb, was auf dem Areal parallel der Bahnschienen entstehen soll (und darüber hinaus noch auf den beiden Grünflächen nördlich der Bismarckstraße und einem Teil des Busbahnhofes) läuft noch. Abgabefrist für die acht teilnehmenden Planungsbüros ist Ende Mai, Mitte Juni wird der Sieger gekürt.

Ganz so frei sind die Planungsbüros in der Gestaltung aber nicht, auf der Fläche sollen ein gemeinschaftliches Wohnprojekt, ein multifunktionaler Raum und Stadtgrün entstehen – im Verhältnis 40 Prozent Wohnraum, 60 Prozent Freifläche. Das kleinere ehemalige Firmengebäude, das zuletzt als Stadtteilkiosk genutzt wurde, soll weichen, damit neuer Platz entstehen kann, der den Blick auf das aktuell von der Straße kaum wahrnehmbare historische Stellwerk an der Bahnlinie freimacht. Der um die Jahrtausendwende stillgelegte Bahnbau soll auf eine teilöffentliche Nutzung vorbereitet werden.

Wohnen direkt neben den Bahnschiene – was über Jahrzehnte undenkbar war, wird auch aufgrund des Wohnraummangels im Rhein-Main-Gebiet übers Programm Großer Frankfurter Bogen (GFB) vom Land gefördert – vor allem, um bezahlbare Bleiben zu schaffen. Ein Baustein in der Förderung der 37 an den GFB angeschlossenen Kommunen ist der Zukunftspreis.

Staatssekretär Deutschendorf sparte nicht mit Lob für den ersten Hauptpreisträger und nannte die Ideen für das Areal eine „zukunftsweisende Form der Stadtentwicklung im Herzen Offenbachs“. Das beispielhafte Zwischennutzungs- und Weiterentwicklungskonzept der Brachfläche inklusive dem historischen Stellwerk habe die Juroren überzeugt. Zudem spielte die Einbindung der Bürger, die ihre Ideen für das Gelände seit zwei Jahren sowohl im nun geschlossenen Pop-up-Stadtteilbüro als auch online abgeben konnten, bei den Juroren eine große Rolle.

Die Beteiligung soll weitergehen. Mit der Finanzspritze soll laut Weiß nun eine Veranstaltungsreihe rund um die geplanten städtebaulichen Veränderungen starten. Vorgesehen ist, an zwei Wochenenden im Sommer auf den Ort am Stellwerk aufmerksam zu machen und Interessierte für Gemeinschaftswohnprojekte zu finden. „Bestenfalls auch schon für das Projekt am Stellwerk, das derzeit von der städtischen Gesellschaft GBO vorbereitetet wird“, sagt Weiß. Am Stellwerk sind Ausstellungen, Workshops, Rundgänge, Kunst und Kulinarik geplant, „um den Ort und seinen Wandel schon frühzeitig erleben zu können“.

Von Ronny Paul