Stadt möchte Bibliothek testweise im ehemaligen Kaufhof unterbringen „Lassen uns nicht erpressen“

Ob die historische Fassade des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes freigelegt werden kann, will die Stadt untersuchen lassen. Bild: reinartz

Offenbach – Die Schließung der Kaufhof-Filiale stellt die Stadt vor große Herausforderungen. Da kam die Ankündigung des Bundesministeriums für Wohnen und Stadtentwicklung gerade recht, dass die von der Kaufhof-Schließung betroffenen Städte Fördergeld erhalten können. Am Donnerstag haben die Stadtverordneten über den städtischen Eigenanteil von rund 460 000 Euro abgestimmt, um in den Genuss von rund 1,4 Millionen Euro Fördergeld zu kommen.

Damit soll etwa eine Studie finanziert werden, ob die Fassade des Kaufhof-Gebäudes abmontiert und die historische Fassade freigelegt werden kann. Die Freilegung würde von der Stadt gezahlt, um die Innenstadt optisch aufzuwerten. Am Ende erfuhren die Stadtverordneten dann doch viel mehr über die problematische Haltung des Gebäude-Eigentümers, als sie sich hätten träumen lassen.

Denn Oberbürgermeister Felix Schwenke redete sich nach dem Vorwurf von Roland Walter von der CDU, er hätte bisher zu wenig unternommen, rasch in Rage: Seit der Ankündigung der Schließung der Filiale habe er mehrfach mit dem Gebäude-Eigentümer, dem US-Finanzinvestor Apollo Global Management, verhandelt. Und dieser hätte, wie Schwenke berichtet, leider nur wenig Vorschläge, was künftig mit dem Haus geschehen soll. „Apollo sagte mir, dass dort Einzelhandel niemals mehr hineinkommt“, sagt Schwenke, „am liebsten wäre es ihnen, wenn die Stadt das Haus anmieten würde.“

Man sei Apollo sogar sehr weit entgegengekommen und habe ihnen Baurecht für Wohnungsnutzung in Aussicht gestellt. Doch für den Umbau des Handelsgebäudes zu einem Wohnhaus wären sowohl aufwendige wie kostenintensive Arbeiten nötig, so müsste ein Lichthof in das Gebäude geschnitten werden – Apollo winkte der Kosten wegen ab. Die Stadt solle ihnen etwas anbieten, so die Antwort des Unternehmens.

Sogar einen potenziellen Käufer für das Gebäude, der zudem im Erd- wie im Untergeschoss wieder Handel eröffnen wollte, habe man Apollo vermittelt. „Doch die verlangten das Doppelte des Marktwertes des Gebäudes.“

Bemerkenswert offen benennt Schwenke die Probleme im Umgang mit dem Eigentümer: Der Eigentümer sei verpflichtet, Ideen zu liefern, was mit seiner Immobilie geschehen soll. „Wer uns als Stadt derart erpressen will, muss damit rechnen, dass wir Rückgrat beweisen und uns nicht erpressen lassen“, ruft Schwenke.

Dabei würde die Stadt, sofern man in Sachen Mietzins einig würde, das Erdgeschoss des Hauses anmieten: Bekanntlich soll die Stadtbibliothek als „Station Mitte“ dem Innenstadt-Konzept entsprechend vom Büsingpalais in die Innenstadt verlegt werden. Als Testlauf sei eine Unterbringung eines Teils der Bibliothek im Kaufhof-Gebäude denkbar, sagt Schwenke. Auch andere Teile des Innenstadt-Konzeptes, etwa die Testraum-Allee, könnten dort versuchsweise eingerichtet werden – doch alles hinge an den Mietwünschen des Eigentümers.

Die Opposition überzeugt dies jedoch wenig: Von Freien Wählern wie CDU kommt die Kritik, dass diese Informationen bisher nicht kommuniziert worden seien, CDU-Chef Walter fürchtet erneut ein teures Konzept mit Hochglanz-Bildern, das letztlich nichts bewirke.

Zumal an anderer Stelle, nämlich am Rathauspavillon, ebenfalls viel Geld in die Hand genommen werden müsse: Walter spricht von vier Millionen Euro, die für die Sanierung vom Magistrat eingeplant seien. Schwenke dementiert die Summe nicht – sie sei nötig, da künftig viele Menschen den Pavillon nutzen könnten und Schadstoffe beseitigt werden müssten: „Da wird es hohe Kosten geben.“

Von Frank Sommer