Theaterprojekt unter Anleitung professioneller Schauspielerinnen Wilhelmschüler setzen das Thema Räume in Szene

Auf der Bühne sieht die Welt anders aus als davor. Die Kinder von der Wilhelmschule spielen das Thema Räume durch. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Die Welt sieht ganz anders aus, wenn man auf, statt vor der Bühne steht. Das erfahren immer wieder auch die Kinder von der Wilhelmschule. Regelmäßig erarbeiten die Schauspielerinnen Ulrike Happel und Sabine Scholz vom Theateratelier 14 H an der Bleichstraße mit den Grundschülern kleine Theaterstücke. Nach dem Projekt „Typisch Mädchen – typisch Jungs?“ stand am 18. Dezember in zwei Vorstellungen die Präsentation „Räume“ auf dem Spielplan.

Kurz vor der Vorstellung geht es letztlich ähnlich zu wie in einem Schauspielhaus oder an der Oper. Der eine muss noch mal auf die Toilette, der andere soll seine Schnürsenkel binden. Ulrike Happel beobachtet bei den Kindern, was wohl ziemlich sicher auch für sie und ihre Kollegin Sabine Scholz gilt, bevor der Vorhang abends aufgeht: „Die sind aufgeregt.“ Bei Happel steht die neunjährige Zoe, die aber dennoch ziemlich gelassen wirkt.

Seit September probten die beiden Schauspielerinnen mit den Kindern aus der Wilhelmschule. Unterstützt wurden die beiden von den ehrenamtlichen Helferinnen Silvia Boeing und Christina Haas. Finanzielle Mittel steuerten das Bundesbildungsministerium durch „Kultur macht stark“ und der vom Land geförderte Verein „FLUX. Theater für Schulen“ bei.

Ein Thema wie „Räume“ betrifft jeden. Egal, ob ein Mensch in der Sahara, in einer Villa am Starnberger See oder im Plattenbau in Berlin-Marzahn wohnt: Alles Leben bewegt sich im Raum. Auch in Offenbach. In einer der Szenen erzählen die Kinder, welche Straßen sie von ihrer Haustüre aus laufen, bis sie an ihrer Grundschule durchs Tor gehen. Für die Dramaturgie sind die Schauspielerinnen verantwortlich, für die Texte die Schüler. Ulrike Happel und Sabine Scholz haben einen feinen Sinn dafür, an welchen Stellen sie den Kindern ihre Freiräume überlassen und wann die Struktur von außen kommen muss.

Einzelne erzählen, wo in der Stadt es ihnen besonders gefällt. Ein Junge erwähnt nicht nur die Stadtbibliothek an der Herrnstraße, sondern auch, womit er das Gebäude verbindet, „mein Lieblingsbuch ist ,Gregs Tagebuch’“. Einem Mädchen gefällt, „dass es in Offenbach ein Fitnessstudio gibt“. Den Grund nennt sie auch, „sonst werden die Leute zu faul“. Eine andere Schülerin sprich von einem ganz anderen Raum, „in einer Stadt wie Offenbach muss es die Polizei geben“.

Was die Welt betrifft, gefällt es einem Buben im Haus der Oma in Marokko am besten, ein Mädchen präferiert einen Landstrich in Griechenland, ein Junge besucht am liebsten die Schwester in Köln, „weil die Hunde hat“.

Erstaunlich ist, dass der Mensch seine Räume gerne auch hässlich gestaltet. Die Architektur des Offenbacher Marktplatzes ist eins von unzähligen Beispielen. Ein anderes präsentieren die Kinder, die eine Collage mit Frequenzen aus dem nahen Martin-Luther-Park in Szene setzen.

Die Kinder simulieren das Verhalten von Menschen, die sich für den öffentlichen Raum nicht verantwortlich fühlen. Das spielen die Kinder nach, die Chipstüten, Pappbecher und Zeitungen einfach hinter sich werfen. Im Hintergrund ist der Müllberg zu sehen, den die Schüler in den Herbstferien im Martin-Luther-Park zusammentrugen. Als weiteren Akt zeigen die Kinder ihre gebastelten Lieblingsräume. Ein Mädchen erklärt: „Das ist unser Wohnzimmer, weil mir die Familie am wichtigsten ist.“