Gedenken an die Opfer der Naziherrschaft „Hass führt in die Sackgasse“

Die ruhigen Minuten an der Gedenkstätte für die jüdischen Opfer der Nazi-Diktatur nahmen alle Teilnehmenden diesmal besonders intensiv wahr. Bild: ziesecke

Urberach – Der Opfer der Reichspogromnacht und aller entrechteten und ermordeten Menschen anderer Minderheiten wird alljährlich am 9. November an der Gedenkstätte in der Urberacher Bahnhofstraße 18 gedacht. Diesmal fiel dies Veranstaltung besonders intensiv aus; so kamen auch mehr Teilnehmer als in den vergangenen Jahren. Tiefes Mitgefühl, Trauer und auch Scham lag über dem Platz, als Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann die Namen jener 23 Ober-Röder und Urberacher Juden verlas, die den Krieg nicht überlebt haben.

Bürgermeister Jörg Rotter erinnerte zurück an die Spirale des Hasses und der Gewalt, die sich in jener Zeit auch in Urberach und Ober-Roden gedreht hatte, wo in der ersten Hälfte der 30er Jahre rund zwei Dutzend jüdische Frauen, Männer und Kinder lebten und litten. „Es ist unsere politisch-moralische Pflicht, dem ‚Nie wieder!’ tagtäglich durch Zivilcourage im Alltag gerecht zu werden“, betonte Jörg Rotter. „Das ist die Aufgabe, der wir uns als Einzelne und als Gemeinschaft stellen.“ Er erinnerte auch den aktuellen Hamas-Terror und betonte seine Fassungslosigkeit über menschenverachtenden Fanatismus in unserem Land. „Das ist widerwärtig, abstoßend und barbarisch. Es erfordert ein hartes Einschreiten der Sicherheitsorgane und konsequente Ahndung seitens der Justiz.“ Klare Kante zeigen - als Stadtgesellschaft lassen sich jahrzehntelange internationale Konflikte wohl nicht befrieden, doch die Signale an die Menschen seien es, die deutlich machten, dass „Intoleranz, blinde Gefolgschaft und Hass in die Sackgasse führen“. All diese Phänomene müssten bekämpft werden, „weil mit ihnen kein demokratischer Staat zu machen ist!“

Besondere Betroffenheit löste ein eigens für diesen Anlass geschriebenes Gebet eines Frankfurter Rabbiners aus, das Pfarrer Oliver Mattes verlas. Bewegend waren auch die Klänge, mit denen Michael Hitzel und Helmut Weckesser die kurze Gedenkstunde mit Posaune und Trompete umrahmten.
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