Gelungene Premiere des Whisky-Festivals im Kurhaus Bad Homburg Genusserlebnisse aus dem Fass

Beim Whisky-Festival kann man auch Zigarrendreher Juan Carlos bei der Arbeit zuschauen. Bild: -

Taunus – Ein zart-malziger Duft erfüllt die Räume des Kurhauses Bad Homburg. Aus Flaschen und kleinen Holzfässern fließt bernsteinfarbene Flüssigkeit in tulpenförmige Gläschen. Menschen stehen zusammen und genießen kleine Probierportionen. „The Whisky Fair“ hat am vergangenen Wochenende ihre Premiere in der Kurstadt gefeiert. In Limburg ist die von Jens Altmann organisierte Veranstaltung nach 22 Jahren längst eine feste Größe unter Whisky-Liebhabern. Und Bad Homburg ist auf dem besten Weg gleichzuziehen.

Es fällt auf, dass viele junge Menschen mit prüfendem Kenner-Blick die Probiergläser erst zur Nase führen, bevor sie vom guten Tropfen kosten. „Uns gefällt am Whisky die Geschmacksvielfalt“, sagt eine Gruppe aus Mainz, die schon Urlaube in Schottland verbracht und dort Destillerien besucht hat. Und tatsächlich gibt es eine ganze Bandbreite von Nuancen zu erschmecken, die von fruchtigen Sherry-Noten bis zu rauchigem Torffeuer reichen. Andy McNeill stammt gebürtig aus Glasgow, lebt in Aschaffenburg und ist ein Whisky-Festival-Urgestein. Stilecht im Kilt repräsentiert der sympathische Herr mit dem weißen Bart am Stand „Celtic Events“ unter anderem die Whiskys „Cooper’s Choice“ und „McNeill’s Choice“ und kann den Aspekt der geschmacklichen Bandbreite nur bestätigen. Für Einsteiger empfiehlt er etwas Leichtes, Schmackhaftes wie den ganz neuen „Raer“, einen blended Whisky der Jackton Distillery aus den schottischen Lowlands mit Oloroso Finish. Man merkt schon: Die Community hat ihr eigenes Vokabular. „Es gibt bemerkenswert viele Kenner in Deutschland. Sie sind sehr versiert und belesen und haben sich auch mit der Geschichte Schottlands auseinandergesetzt“, stellt McNeill fest, der mit seinen Whisky-Seminaren sicher seinen Beitrag zur Wissensvermehrung geleistet hat.

Ein nahezu akademisches Treiben um die edle Spirituose hat auch Veranstalter Jens Altmann bei seinen Besuchern festgestellt. „Whisky ist eine Genusskultur“, sagt er. Da gehe es nicht darum, sich zu besaufen. Marken wie Jack Daniel’s oder Jim Beam, womöglich noch mit Cola gemischt, sucht man auf „The Whisky Fair“ vergeblich. Seine erste Whisky-Messe in Limburg habe damals den Nerv der Zeit getroffen, blickt Altmann zurück. Und zur Premiere in Bad Homburg kann er sich bereits über internationale Akteure beispielsweise aus den Niederlanden, Italien, Japan und Australien freuen, aber auch regionale Brennereien sind vertreten. Von brandneuen Sorten mit modernen, bunten Etiketten auf den Flaschen, die den Whisky als Lifestyle-Produkt präsentieren, bis hin zu Raritäten, von denen allein der Preis für den kleinen Probierschluck („Dram“) im deutlich zweistelligen Bereich liegt, ist alles dabei. Die Spirituose kann nämlich durchaus eine Kapitalanlage sein, weiß Frank A. Gauert von „Whisky’n’more“, an dessen Stand es das „Lebenswasser“ aus Holzfässern gibt. „Allerdings muss man sich dann wirklich sehr gut auskennen und wissen, wo man investiert“, sagt er und berichtet von einer Flasche „Cooper’s Choice“ aus dem Jahr 1967, für die in Kanada wohl 5.000 Euro geboten werden.

Neben Whisky sind bei einigen Ausstellern auch Rum und Gin am Start, beim Chocolatier Andreas K. Vogel kann man seinen Lieblingswhisky auch in Kombination mit edlen Schokoladensorten probieren; und interessante Einblicke in seine Arbeit gewährt Zigarrendreher Juan Carlos. Ein sauberes Mitbringsel hat die Scriptor Brennerei aus Karlsruhe dabei: Whiskyseife. Damit wird dann sogar das Händewaschen zum Genuss.
Sabine Hagemann

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