Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung durch die Buchhändlerin erläuterte Hartmann kurz die Handlung: Die dreiköpfige Familie Sandmaier funktioniert gut, so lange der erwachsene Sohn noch zu Hause wohnt. Als er auszieht, wird sein Zimmer nach gründlicher Bewerberauswahl an einen jungen Fahrradmechaniker vermietet. Im Lauf der Lesung wurde dem gespannt lauschenden Publikum bald klar, dass mit dem Einzug des Mieters Unheil heraufzieht. Zeitungen berichten von einem Messerstecher, der sein Unwesen treibt und dem Ehepaar Sandmaier dämmert langsam, dass ihr unauffälliger Mieter der Täter sein könnte. Die erwünschte Ruhe kehrt auch dann nicht wieder ein, als der Täter hinter Schloss und Riegel sitzt: Die Familie zerfällt, denn Zweifel und Unsicherheit bleiben.
Bei der sich anschließenden Diskussion erläuterte der Autor, dass er eine solche Geschichte 14 Jahre zuvor selbst erlebt habe: Der Täter habe unauffällig in seiner eigenen Nachbarschaft gelebt. Das Zerwürfnis der Familie sei dagegen dichterische Freiheit, da ihn physische und psychische Grenzen des Seins reizten und er den Menschen als unergründbares und unberechenbares Wesen zeigen wolle. In diesem Zusammenhang brachte der Autor ein vielsagendes Zitat von Samuel Beckett, das die fortwährende menschliche Sinnsuche trefflich beschreibt: „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“