Der 82-jährige Autor überraschte sein Publikum erneut mit dem ihm eigenen Humor und seinen sehr charmanten Kurzgeschichten. Mit der wunderbaren Erzählung „Meine Reise zu Cordes. Eine transsibirische Geschichte“ begann Bichsel, mit unverwechselbarem schweizerischem Zungenschlag sein Publikum in den Bann zu ziehen: Der Text über den Kieler Buchhändler Eckart Cordes, zwei Jahre älter noch als Peter Bichsel, ist ein Machwerk besonderer Klasse, da er vom Umsteigen von einem Zug zum nächsten handelt, nicht vom Ankommen in Wladiwostok, dem avisierten Reiseziel. „Ich liebe umsteigen. Und Wladiwostok ist kein lohnendes Reiseziel und ein Ziel ist es schon gar nicht, es ist ein Zwang“, gab Bichsel freimütig zu. Der Schriftsteller hat für das Reisen eine „spezielle Technik des etablierten Umsteigens“ entwickelt und nur eines ist gewiss: „Wo ich auch ankomme, mein lieber Cordes ist da.“
Peter Bichsel unterhält mit literarischen Weisheiten
Aus seinem Band „Mit freundlichen Grüßen“, herausgegeben von Adrienne Schneider, Tochter des Stadtschreiberpreis-Gründers Franz Joseph Schneider, las Bichsel eine seiner Geschichten über Freundschaft und später Passagen aus seinen Bänden „Im Hafen von Bern im Frühling“ und „Über das Wetter reden“. Bichsels literarische Weisheit zeigte sich oft in einprägsamen Sätzen wie diesem: „Erzählen ist letztlich das Aufbäumen gegen jenes Ende, das uns allen sicher ist“. Mit der aberwitzigen Kolumne „Von den Schwierigkeiten, meinen Freund Siegfried zu beschreiben“ aus dem Band „Transsibirische Geschichten“ schloss der Autor seine wunderbare Lesung und erntete viel Applaus.