Missachtung der Ampel kann das Leben kosten Bergen-Enkheimer Polizei sensibilisiert Rotgänger

Trotz roter Ampel werden an der Kruppstraße die Gleise überquert. Die Polizei redete den Rotgängern ins Gewissen, denn an dieser Stelle ist es schon zu tödlichen Unfällen mit der U-Bahn gekommen. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Für viele Verkehrsteilnehmer scheint eine rote Fußgängerampel nur ein gut gemeinter Vorschlag zu sein, den man getrost ignorieren kann. Aber gerade an den U-Bahnübergängen an der Kruppstraße und der Gwinnerstraße kann diese Sorglosigkeit tödlich enden.

„Im Zeitraum von 1. Januar 2013 bis 30. November 2016 kam es an diesen beiden Übergängen zu insgesamt zehn Verkehrsunfällen mit der U-Bahn, in drei Fällen wurden die Fußgänger getötet“, berichtet Polizeioberkommissar Andreas Wünsche vom Bergen-Enkheimer Polizeirevier. Der jüngste tödliche Unfall liegt noch gar nicht so lange zurück, er ereignete sich am 17. Oktober.

Im Hinblick auf diese traurige Bilanz beteiligte sich das Bergen-Enkheimer Revier an einem landesweiten Programm mit dem Titel „Verkehrssicher in Hessen“ mit dem Schwerpunkt „schwächere Verkehrsteilnehmer“. An insgesamt vier Kontrolltagen nahmen die Bergen-Enkheimer Beamten morgens von acht bis 10.30 Uhr die genannten U-Bahnübergänge ins Visier, um dort die „Rotgänger“ nicht nur auf ihre Ordnungswidrigkeit aufmerksam zu machen, sondern auch, um ihnen mit Hilfe der Unfallstatistik ins Gewissen zu reden.

Bergen-Enkheimer Polizei weist auf tödliche Unfälle hin

„Wir haben zahlreiche Gespräche mit den Fußgängern, die bei Rot die Gleise überquert haben, geführt. Im Großen und Ganzen zeigten sie sich einsichtig und entschuldigten sich. Die meisten wussten auch von dem letzten tödlichen Unfall“, sagt Wünsche. Als häufiges Argument für den Gang über die rote Ampel wurde genannt, in Eile zu sein. „Man hat oft eine Menge Termine, aber nur ein Leben“, mahnt Wünsche.

Das Argument der Fußgänger, sie würden sich vergewissern, dass auch keine U-Bahn käme, bevor sie die Gleise betreten, entlarvte Wünsche als trügerisch: „Die Züge sind an dieser Stelle nahezu lautlos und die Fußgänger sind in Gedanken oder durch das Handy abgelenkt. Oft bemerken sie die U-Bahn zu spät.“ Gefährdet seien vor allem sehr junge oder sehr alte Menschen, die die Gefahr nicht richtig einschätzen könnten, erklärt Wünsche.

Nur wenige Fußgänger nicht einsichtig

Drei Aussagen sind dem Polizeibeamten von der Aktion besonders im Gedächtnis geblieben: „Einer argumentierte, er sei erwachsen und die Polizei habe ihm nicht zu sagen, ob er bei Rot oder Grün über die Ampel gehen dürfe. Ein anderer stellte klar, dass er immer bei Rot gehe er sehe ja, ob eine U-Bahn komme und ein dritter vertrat die Auffassung, unsere Aktion wäre sinnlos, denn sie würde nichts ändern.“

Doch diese drei Meinungen seien laut Wünsche eher die Ausnahme gewesen. „Die Gespräche mit den Bürgern verliefen durchweg positiv. Wir haben sicher nicht jeden erreicht, aber vielleicht ändert der eine oder andere doch sein Verhalten. Schließlich hat man als erwachsener Verkehrsteilnehmer auch eine Vorbildfunktion gegenüber Kindern und Jugendlichen“, sagt der Polizeioberkommissar.

Ordnungswidrigkeit nicht mit Bußgeld belegt

Geahndet wurden die Vergehen der „Rotgänger“ übrigens nicht, obwohl dieses Delikt mit fünf Euro hätte zu Buche schlagen können. „Uns war es wichtiger, auf die Gefahrensituation an den U-Bahnstationen hinzuweisen. Ein konstruktives Gespräch ist nachhaltiger, als eine oberflächliche Barverwarnung“, ist Wünsche überzeugt.

Aus Sicht der Bergen-Enkheimer Polizei war die Aktion ein Erfolg und es soll auch eine Fortsetzung geben. Des Weiteren plädiert der Polizeioberkommissar dafür, die U-Bahnhaltestellen im Zuständigkeitsbereich des 18. Reviers baulich so zu verändern, dass die Fußgänger beispielsweise mit Drängelgittern beim Gang über die Gleise „ausgebremst“ werden. Auch eine Auffrischung der bereits vorhandenen gelben Warnfarbe auf dem Boden der Übergänge erachtet Wünsche als hilfreich.