Kreative Ideen erwünscht Anhörung zur Verkehrssituation in Bergen-Enkheim

Bei der ersten Bürgeranhörung zur Verkehrssituation in Bergen-Enkheim stand Jens Wöbbeking (stehend) vom Referat Mobilitäts- und Verkehrsplanung den zahlreichen Interessierten Rede und Antwort. Foto: ahe

Bergen-Enkheim (ahe) – Entlastung bei Lärm und Berufsverkehr, mehr Parkplätze und sicherere Wege für die Fußgänger – diese Wunschliste brachten die Bürger Bergen-Enkheims mit, um sich bei einer ersten Bürgeranhörung zur Verkehrssituation im Stadtteil auszutauschen. Wünsche gab es viele – und auch  Lösungsansätze.

Seit Monaten schon werden die meisten Anträge von Ortsbeiratsmitgliedern, die das Thema Verkehr beinhalten, in den Sitzungen zurückgestellt. Zuerst, so der allgemeine Konsens, soll nämlich ein solide durchdachter Gesamtverkehrsplan für den kompletten Stadtteil ausgearbeitet werden; erst dann könne man über eventuelle Parkflächenverschiebungen oder Tempo-30-Zonen beschließen.

Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese ermuntert zum Querdenken

Ein erstes Treffen dazu am vergangenen Montag in der Berger Stadthalle war darauf ausgelegt, Wünsche und Kritikpunkte der Bevölkerung anzuhören und Verbesserungsvorschläge zu sammeln. Dabei rief Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese (CDU) ausdrücklich zum Querdenken auf sowie dazu, „kreative, auch verrückte Ideen“ zu sammeln. Wie zu erwarten standen dann auch die wichtigsten Verkehrsadern des Stadtteils in der Kritik: Leuchte und Fritz-Schubert-Ring, die Marktstraße und der Nordring in Bergen, Victor-Slotosch-Straße, Triebstraße und Teile des Neuen Wegs in Enkheim. Bevor jedoch die Bürger am Zug waren, tat erst einmal Jens Wöbbeking vom Referat Mobilitäts- und Verkehrsplanung der Stadt Frankfurt die Eckdaten des Stadtteils kund, der mit seinem starken Gefälle, den engen Straßen und Gassen und den zahlreichen Kurven eine schwierige Topographie mitbringe. So attestierte Wöbbeking Bergen-Enkheim ein zwar stetiges, für Frankfurter Verhältnisse jedoch unterdurchschnittliches Bevölkerungswachstum von etwa sieben Prozent, dafür aber einen überdurchschnittlichen Besitz sowie Einsatz von Autos.

Bergen-Enkheim ächzt als Einfallstor zur Innenstadt unter dem Verkehrsansturm

Doch natürlich verursachen nicht die Bergen-Enkheimer selbst den vielen Verkehr, unter dem der Stadtteil als Einfallstor zur Innenstadt seit Langem ächzt. Nach einer im vergangenen Jahr stattgefundenen Verkehrszählung, so Wöbbeking, rollten momentan etwa 15.100 Autos täglich über die Vilbeler Landstraße und 3800 über die Erlenseer Straße. Weitere 24.000 Kraftfahrzeuge erreichen einer Erhebung von 2015 zufolge jeden Tag den Stadtteil über die A66 und fuhren dann auf der Borsigallee weiter. Dort scheint auch die von der Stadt für das Dilemma präferierte Lösung zu liegen: Der Bau des Riederwaldtunnels. Dieser dürfte zwar eine Entlastung für die Autofahrer von der A66 bringen, nicht jedoch für die von Norden kommenden Pendler, welche die Vilbeler Landstraße bis Seckbach nutzen. Die Idee eines Seckbacher Gasts, den Verkehr oben an der Vilbeler mittels einer zwischen sieben und neun Uhr morgens auf Rot stehenden „Pförtnerampel“ einfach bereits an der Stadtgrenze zu stoppen, bekam indes vom Ortsbeirat sowie vom Mobilitätsreferat kein großes Potenzial zur Verwirklichung zugesprochen. Ein anderer Vorschlag dagegen, Straßen vormittags in die eine und nachmittags in die andere Richtung als Einbahnstraße auszuweisen, erschien Müller-Friese überlegenswert.

Brezlige Situationen auf schmalen Straßen

Neben dem Pendlerverkehr kamen auch Sicherheitsaspekte aufs Tapet. Dazu gehören Themen wie der öffentliche Nahverkehr, denn dank des gut ausgebauten Busnetzes und der gleichzeitig schmalen Straßen kommt es immer wieder zu Beschädigungen parkender Fahrzeuge sowie zu brenzligen Situationen und Unfällen mit Fußgängern. Busse, die sich an den Engstellen entgegenkommen und auf Teile des Gehwegs ausweichen, überhöhte Geschwindigkeit wegen des Fahrplandrucks oder aufgrund des Gefälles zwischen Bergen und Enkheim sorgen regelmäßig für Unmut bei den Anwohnern. „Die Verkehrsmoral hat sich generell verschlechtert“, stellte Wöbbeking fest, vor allem, was die Beachtung virtueller Reize anginge. Hätten sich Fahrer an Blinklichter oder Warnschilder erst einmal gewöhnt, würden diese oft ignoriert. Und Kontrollen, sei es durch festinstallierte oder mobile Blitzer mit Personal vor Ort, kosteten eben Geld.

Nichtsdestoweniger kamen an diesem Abend zahlreiche Wünsche und Anregungen seitens der Bergen-Enkheimer zusammen, denen sich der Ortsbeirat nun mit fachkundiger Hilfe widmen will. Die Ergebnisse sollen dann in einer weiteren Bürgeranhörung präsentiert werden.

Fragen der Bürger und Antworten von Jens Wöbbeking

Jens Wöbbeking stand bei der Bürgeranhörung einer Vielzahl von Fragen Rede und Antwort. Hier einige der wichtigsten Punkte und ihre Ergebnisse:

Sind beim Bau des Riederwaldtunnels Lärmschutzwände für Bergen-Enkheim geplant?

Das sei nicht Sache der Stadt, sondern von „Hessen Mobil“, die dazu ihre eigenen Planungen macht.

Wie sieht es mit einer Umgehung nach Bad Vilbel aus, in Form einer Über- oder Unterführung an der Berger Warte?

Da es sich um eine Bundesstraße handelt, sei ebenfalls „Hessen Mobil“ dafür verantwortlich. Wöbbeking sieht jedoch kein Potenzial zum Ausbau.

Viele Autofahrer weichen von der Vilbeler Landstraße in den Nordring aus, was kann dort getan werden?

Das Straßenverkehrsamt habe Möglichkeiten, die Straße zu beruhigen, beispielsweise durch die Verteilung von Parkplätzen, die die Fahrer zu langsamem Fahren zwingen.

So genannte Dialogdisplays ermuntern Fahrer zum langsameren Fahren. Kann man davon mehr installieren?

Grundsätzlich ja, nur verlören visuelle Anlagen an Effekt, je öfter man sie aufstellt.

Kann man keine festinstallierten Blitzer-Anlagen installieren?

Doch, aber sie würden hohe Anforderungen an den jeweiligen Ort erfordern, der als sehr gefährlich eingestuft werden müsste.

Kann man rund um die Endhaltestelle Enkheim eine Anwohnerparkregelung einführen?

Anwohnerparkausweise würden nicht straßenweise ausgegeben, sondern innerhalb eines Gesamtsystems. Außerdem seien die Kosten dafür hoch, da regelmäßig überwacht werden müsse.

Kann man den Neuen Weg nicht komplett als Einbahnstraße ausweisen?

Generell schon, doch in Einbahnstraßen werde erfahrungsgemäß immer auch schneller gefahren, als in einer Straße mit Gegenverkehr.