Stadtschreiberin Nino Haratischwili will die Zeit in Bergen-Enkheim nutzen Bücher mit Sogwirkung

Nino Haratischwili freut sich auf ihre Amtszeit als Stadtschreiberin. Bild: G2 Baraniak

Sachsenhausen/Bergen-Enkheim (jf) – Noch vor der offiziellen Übergabe des symbolischen Schlüssels für das Stadtschreiberhaus An der Oberpforte 4 in Bergen-Enkheim kam Nino Haratischwili zu einem Pressegespräch nach Sachsenhausen in die Ausstellungshalle 1A. Mitglied der Stadtschreiberjury Charlotte Brombach stellte zu Beginn des Gesprächs mit der Preisträgerin fest, dass die Wahl des Gremiums noch nie so überschwänglich begrüßt wurde. „Die bereits mehrfach ausgezeichnete Nino Haratischwili schreibt Bücher mit hohem Suchtfaktor, oft um die 1000 Seiten dick. Der Sog, mit dem die Leserinnen in die Romane hineingezogen werden, hat die Jury genauso überzeugt, wie die Themen, um die es in den Werken geht“, sagte Brombach.

Die 1983 in Tbilissi (Tiflis) geborene Haratischwili gründete als Jugendliche eine deutsch-georgische Theatergruppe, studierte Film- und Theaterregie in Tbilissi und Hamburg und schrieb erste Stücke. Seit 2010 macht sie mit Romanen von sich reden, beschäftigt sich jedoch weiter mit dem Theater, schreibt und führt Regie. Von einigen ihrer Bücher gibt es Bühnenfassungen. „Kommt nicht auch bald ein Film von ‚Das achte Leben’ auf die Leinwand?“, fragte Charlotte Brombach. „Ja, eine britische Produktionsfirma ist dran. Das ist alles ziemlich aufregend, es soll viel in Georgien gedreht werden. Mal schauen, wie viel ich bei dem Projekt mitreden darf“, antwortete die Autorin.

Über die Nachricht, dass sie die 50. Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim werden wird, habe sie sich gefreut. Frankfurt kenne sie aufgrund der Zusammenarbeit mit ihren Verlagen, Bergen-Enkheim müsse sie sich noch erschließen. Aber da der Preis keine Verpflichtungen mit sich bringt, komme sie nicht in Konflikte beispielsweise mit dem Schulanfang ihrer Tochter. „Ich hoffe, ich kann mir die Stadtschreiberzeit gut einteilen. Zuhause kann ich nicht so effektiv arbeiten, die meisten Bücher sind während einiger Stipendien im Ausland entstanden. Dort werde ich weniger abgelenkt, kann nachts arbeiten und entwickle andere Strukturen“, gewährte Haratischwili Einblicke in ihren Beruf.

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Marion Poschmann, Haratischwilis Amtsvorgängerin in Bergen-Enkheim, kannte sie von deren Gedichten. Und es gibt eine Koinzidenz: Haratischwili besuchte mit einer Theatergruppe Deutschland, Poschmann war mit einer Schulklasse in Georgien.

Auf dem Pressegespräch wurde außerdem der inzwischen vierte Band der Stadtschreiberei „Von Marion Poschmann zu Nino Haratischwili“ vorgestellt. In der druckfrisch vorliegenden Broschüre, erschienen in der eigens dafür erweiterten Verlagsbuchhandlung „Bergen erlesen“ sind Interviews, E-Mailwechsel und Reden beider Stadtschreiberinnen enthalten.

Erstmals wieder nach der Pandemie wurde das große Festzelt für das Stadtschreiberfest aufgestellt. Die Preisverleihung bildete den Auftakt des Bergen Markts, der traditionell am Dienstag mit einer Tierschau zu Ende geht.

Neu und völlig anders war die musikalische Umrahmung, in diesem Jahr spielte nicht die Stadtkapelle, sondern die Rapperin Baby Shoo trat auf und lud anschließend zur Party.